Kalt und sauber klappt nicht immer
Immer mehr Hersteller von Colorwaschmitteln versprechen saubere Wäsche auch bei 20 Grad. Doch im Test zeigt sich: So sauber wie mit 40 Grad werden die Kleider längst nicht.
Inhalt
K-Tipp 12/2008
16.06.2008
Letzte Aktualisierung:
18.06.2008
Rolf Muntwyler
Waschen braucht umso mehr Strom, je höher die Temperatur eingestellt ist. Das spricht dafür, möglichst kaltes Wasser zu verwenden. Die Hersteller bringen denn auch immer mehr Colorwaschmittel in die Läden, die auch bei 20 Grad wirksam sein sollen.
Doch wird die Wäsche bei dieser Temperatur wirklich sauber? K-Tipp und Kassensturz brachten acht kompakte Colorwaschmittel ins Prüflabor Testex in Zürich. Der Test sollte zeigen, ob
Waschen braucht umso mehr Strom, je höher die Temperatur eingestellt ist. Das spricht dafür, möglichst kaltes Wasser zu verwenden. Die Hersteller bringen denn auch immer mehr Colorwaschmittel in die Läden, die auch bei 20 Grad wirksam sein sollen.
Doch wird die Wäsche bei dieser Temperatur wirklich sauber? K-Tipp und Kassensturz brachten acht kompakte Colorwaschmittel ins Prüflabor Testex in Zürich. Der Test sollte zeigen, ob
- die Waschkraft bei 20 Grad ebenso gut ist wie bei 40 Grad
- die Farben mehr geschont werden als bei 40 Grad
- die Spezialpulver besser waschen als die normalen
In der Auswahl waren die sieben besten Colorwaschmittel aus einem 40-Grad-Test Ende März (K-Tipp 6/08). Die beiden damaligen Testsieger, Ariel Compact Color & Style und Persil Color Megaperls, sind ausdrücklich auch für 20 Grad empfohlen. Alle anderen Pulver sind laut Verpackung erst ab 30 Grad wirksam. Dazu wurde Cool Active Color + Form von Total mitgetestet, das ebenfalls schon bei 20 Grad wirksam sein soll.
Aus dem Test lassen sich einige Schlüsse ziehen:
- Die Waschkraft bei 20 Grad ist schlechter als bei 40 Grad. Der Notendurchschnitt bei der Waschkraft liegt mit 40 Grad bei einer 5, mit 20 Grad nur bei 4,4.
- Die Farben der Kleider werden bei 20 Grad tatsächlich weniger in Mitleidenschaft gezogen: Der Notendurchschnitt liegt bei 5,1, mit 40 Grad lag er bei 4,9.
- Nur eines der drei 20- Grad-Waschmittel – das von Ariel – ist besser als die Produkte, die nicht speziell für diese Temperatur deklariert sind.
Compact Color & Style von Ariel wird also auch bei tiefer Temperatur Testsieger. Persil Color Megaperls hingegen, das mit Ariel im 40-Grad-Test am besten abgeschnitten hatte, verliert bei 20 Grad deutlich an Waschkraft.
Persil-Hersteller Henkel schreibt, das Produkt komme dieser Tage mit neuer Zusammensetzung in die Läden. Die Änderung soll «gerade bei tiefen Temperaturen» die Waschkraft verbessern. Die laut Test «deutliche Verminderung in der Fleckenleistung bei 20 Grad» im Vergleich zu 40 Grad kann sich Henkel allerdings nicht erklären.
Am meisten Mühe bereiten allen Pulvern dunkle Beerensäfte: Keines erreicht ein befriedigendes Resultat. Ein typisches Beispiel ist Held: Das Pulver bekam bei diesem Kriterium die Note 3. Bei 40 Grad hingegen erhielt es eine 6 fürs Entfernen von Blaubeersaft und eine 5 bei Johannisbeersaft.
Für die Firma Held war klar, dass das Waschmittel in diesem Test nur mässig abschneiden kann. Johan Synhaeve, Geschäftsleiter für die Schweiz, schreibt: «Unsere aktuellen Waschpulver sind für die 20- Grad-Wäsche nicht geeignet, weil die enthaltenen Tenside und Enzyme erst bei 30 Grad aktiv werden.» Waschen bei 20 Grad sei zwar wegen der Einsparung von Energie wünschenswert, doch sei stärkere Chemie nötig, um ähnlich gute Resultate zu erreichen wie bei einem Waschgang mit 40 Grad.
Omo-Hersteller Unilever argumentiert: Wenn beim Waschen einer der vier bedeutenden Faktoren Zeit, Temperatur, Mechanik und Chemie reduziert werde, verschlechtere sich das Waschergebnis. Oder es müsse eben einer der anderen Faktoren verstärkt werden.
Genau das will Coop mit der Einführung des Nachfolgeprodukts Extracolor tun: Dank anderer Chemie soll es speziell auch fürs Waschen bei 20 Grad ausgelegt sein. Die Migros will gar alle Waschmittel der Eigenmarke Total durch 20-Grad-taugliche Nachfolger ersetzen.
Wie sinnvoll ist es, bloss mit 20 Grad zu waschen?
Vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet ist es sinnvoll, mit möglichst tiefen Temperaturen zu waschen. Eine 20-Grad-Wäsche verbraucht 0,4 Kilowattstunden (kWh) weniger Strom als eine 40- Grad-Wäsche. Ein 3- bis 4-Personen-Haushalt mit zwei 5-kg-Wäschen pro Woche kann so 42 kWh pro Jahr einsparen – und damit auch den entsprechenden Ausstoss an CO2. Das sind immerhin 1 bis 1,5 Prozent des Stromverbrauchs.
Zu berücksichtigen ist aber auch, dass sich nicht alle Arten von Schmutz bei 20 Grad entfernen lassen – etwa tierische Fette. Auch kann es, falls ausschliesslich mit 20 Grad gewaschen wird, zu schlechten Gerüchen durch Schmutzablagerungen in der Waschmaschine kommen. Hersteller Henkel empfiehlt denn auch aus Hygienegründen, die Wäsche – falls vom Gewebe her möglich – hin und wieder mit 60 Grad zu waschen. Auch Bleichmittel auf Sauerstoffbasis haben eine desinfizierende Wirkung.
Und da 20-Grad-Pulver stärkere Chemie enthalten: Für 40-Grad-Wäsche Produkte verwenden, die nicht für 20 Grad geeignet sind. Ferner gilt immer: Konzentrate sind umweltfreundlicher als normale Pulver.
So wurde getestet
Das Labor Testex prüfte Waschkraft und Farbschonung der 8 Waschmittel bei 20 Grad.
Für die Bewertung der Waschkraft wusch Testex 23 unterschiedliche Fleckentypen, von der Karrenschmiere über Salatsauce bis zu Gras (siehe K-Tipp 6/08).Dieses Prozedere wurde sechsmal durchgeführt und der Durchschnitt ermittelt.
Wie stark die Farbe unter dem Waschen leidet, bewertete Testex mit 23 verschiedenen Textilmustern. Jedes Stück Stoff wurde 20-mal gewaschen.