Kinnriemen als Schwachpunkt
Die Sicherheit der Skihelme hat sich verbessert, top ist sie aber noch lange nicht. Das zeigt ein K-Tipp-Test. Und: Auf den Preis kommt es nicht an. Der günstigste Helm kann mit viel teureren Modellen locker mithalten.
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K-Tipp 20/2012
28.11.2012
Beat Camenzind
Dämpfen die Skihelme Stösse genügend ab? Schützen sie auch vor einem spitzen Skistock? Und was geschieht, wenn ein Skifahrer mit dem Kinnriemen irgendwo einfädelt? Solchen und weiteren Fragen gingen der K-Tipp und der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) in einem Test von 15 aktuellen Helmmodellen nach. Dabei mussten die Helme einen Praxistest und strenge technische Prüfungen bestehen. Zusätzlich sollten sie mö...
Dämpfen die Skihelme Stösse genügend ab? Schützen sie auch vor einem spitzen Skistock? Und was geschieht, wenn ein Skifahrer mit dem Kinnriemen irgendwo einfädelt? Solchen und weiteren Fragen gingen der K-Tipp und der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) in einem Test von 15 aktuellen Helmmodellen nach. Dabei mussten die Helme einen Praxistest und strenge technische Prüfungen bestehen. Zusätzlich sollten sie möglichst wenig Schadstoffe enthalten (siehe «So wurde getestet» auf Seite 16).
Fazit: Punkto Qualität unterscheiden sich die Helme nur wenig. Sieben Modelle erreichen ein «gut», acht schnitten «genügend» ab. Und: Ein tiefer Preis bedeutet nicht schlechtere Qualität – der günstige Inoc-Helm von Aldi für nur gerade 25 Franken erhielt dieselbe Note wie das teure Alpina-Modell, das 229 Franken kostet.
Die Resultate im Detail: Punkto Sicherheit haben die Hersteller dazugelernt. Alle Modelle bestanden den Durchstichtest. Das heisst, alle schützen gegen spitze Gegenstände wie etwa Skistöcke. Das war bei früheren Tests nicht der Fall. Zudem dämpfen die Skihelme Stösse besser ab als die Modelle aus den früheren Jahren.
Die weniger erfreuliche Nachricht: Nach wie vor halten viele Kinnriemen zu fest. Das kann gravierende Folgen haben: Fädelt der Skifahrer mit dem Riemen irgendwo ein, reisst dieser allenfalls zu spät. Das kann zu schweren Halsverletzungen führen. Deshalb wurden 12 Helme abgewertet. Bei den Herstellern Smith und TSG will man das mit eigenen Tests nachprüfen und bei Bedarf beheben.
Aldi (Inoc), Poc und Alpina können nicht nachvollziehen, weshalb bei diesem Prüfpunkt nach der strengen Norm für Feuerwehrhelme bewertet wurde.
In den Helmen von Cratoni, Red und Uvex fanden die Tester leicht erhöhte Schadstoffwerte. Das muss nicht sein: Die Modelle von Casco, Salomon, TSG und Limar zeigen, dass es auch ohne geht.
Darauf muss man beim Kauf achten
Die wichtigsten Einkaufstipps:
- Die Skihandschuhe zum Kauf mit ins Geschäft nehmen. Der Helm muss sich auch mit Handschuhen einfach bedienen lassen.
- Skibrille und Brille mitnehmen. Passen Helm und Brille nicht zusammen, behindert das auf der Piste.
- Sich Zeit nehmen beim Anprobieren. Erst dann merkt man, ob der Helm drückt oder rutscht.
- Nach einem starken Aufprall den Helm ersetzen. Er kann beschädigt sein.
- Den Helm vor Licht geschützt aufbewahren. UV-Strahlen lassen die Helmschale altern, so dass der Helm bei einem harten Aufprall zerbricht.
So wurde getestet
Technische Prüfungen: Mit speziellen Maschinen testeten die Prüfer die Stossdämpfung des Helms, das Innenfutter und den Schutz vor spitzen Gegenständen. Ein Experte bewertete die Verarbeitung der Helme. Mit mehreren Messungen wurde ermittelt, wie gut die Sicht ist und was man hört. Zudem prüfte das Labor Wirksamkeit und Festigkeit des Haltesystems.
Schadstoffe: Das Innenmaterial und der Riemen des Helms wurden auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), phenolische Verbindungen, Flammschutzmittel und Weichmacher untersucht. Einige dieser 42 Stoffe sind krebserregend.
Handhabung/Tragekomfort: Ein Experte beurteilte Vollständigkeit und Verständlichkeit der Bedienungsanleitungen. Sechs Probandinnen und Probanden bewerteten Anpassen, Handlichkeit, Verschluss und Tragekomfort der Helme.