Kopfweh statt frische Luft
Parfümierte Duftprodukte fürs Auto können der Gesundheit schaden. Das zeigt der K-Tipp-Test. Immerhin: Es gibt auch weniger problematische «Lufterfrischer» – ab 5 Franken.
Inhalt
K-Tipp 18/2012
26.10.2012
Letzte Aktualisierung:
29.10.2012
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Es riecht im Auto nach Plastik oder abgestandenem Zigarettenrauch: Dagegen sollen Duftbäumchen und ähnlich wirkende Produkte helfen. Pro Jahr werden in der Schweiz weit über eine Million davon abgesetzt. Es gibt Lufterfrischer aus parfümiertem Karton, als Flakon, den man an die Lüftungsschlitze hängt, als dekorative aromatisierte Holzfigur oder in Form eines Behälters mit Duftperlen. Vanille, grüner Apfel und Zitrone waren 2011 die meistgekauf...
Es riecht im Auto nach Plastik oder abgestandenem Zigarettenrauch: Dagegen sollen Duftbäumchen und ähnlich wirkende Produkte helfen. Pro Jahr werden in der Schweiz weit über eine Million davon abgesetzt. Es gibt Lufterfrischer aus parfümiertem Karton, als Flakon, den man an die Lüftungsschlitze hängt, als dekorative aromatisierte Holzfigur oder in Form eines Behälters mit Duftperlen. Vanille, grüner Apfel und Zitrone waren 2011 die meistgekauften Aromen.
Drei Produkte mit der Note «gut»
Der K-Tipp wollte wissen, ob es Autobedufter gibt, die man bedenkenlos verwenden kann. Ein auf Luftanalysen spezialisiertes Labor untersuchte, wie stark die Produkte die Luft belasten und ob sie allergene Duftstoffe oder Lösungsmittel ausdünsten (Details: «So wurde getestet», Seite 16).
Die Ergebnisse: Die besten Produkte geben so wenige flüchtige organische Verbindungen an die Luft ab, dass man selbst nach stundenlangem Autofahren nicht mit Beschwerden wie Kopfweh rechnen muss. In diese Kategorie fallen Mixed Natura, Perles parfumées und Vent-Fresh (siehe Tabelle). Am besten abgeschnitten hat Mixed Naturals. Das Produkt ist mit einem Preis von Fr. 4.90 gleichzeitig das günstigste im Spitzentrio.
Drei weitere Düfte erhielten die Note «genügend»: der Klassiker unter den Duftbäumen, der Wunder-Baum grüner Apfel, sowie Natural Elements und Ambi Pur Car Pacific Air. Sie belasten zwar die Luft. Doch laut Richtwerten der Fachgruppe für Innenraumluft- und Umwelthygiene des deutschen Umweltbundesamtes gelten sie als unbedenklich, sofern die Luft im Innenraum des Wagens immer wieder ausgetauscht wird.
Power Air Beach Girls, Wunder-Baum Vanille, Ambi Pur Fresh Ocean und Nigrin Meeresbrise hingegen belasten die Luft stark mit heiklen Stoffen und können die Gesundheit gefährden: Sie gasten entweder zu viele flüchtige organische Stoffe aus oder gaben allergene Duftstoffe und Lösungsmittel an die Luft ab. Der K-Tipp hat diese Produkte darum mit «ungenügend» bewertet. Gesetzliche Grenzwerte zur Luftbelastung durch organische flüchtige Stoffe existieren in der Schweiz nicht. Belastungen bis zum Richtwert von 300 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gelten als unbedenklich.
Allergische Reaktion durch Lösungsmittel
Bei Nigrin Meeresbrise haben die Experten aber eine fast 9-mal höhere Gesamtbelastung der Luft gemessen. Zudem fanden sie in den Gasen einen hohen Anteil an Lösungsmitteln, die Reizungen hervorrufen können. In Fresh Ocean von Ambi Pur stellte das Labor eine hohe Konzentration an Duftstoffen fest. Diese können bei sensiblen Personen zu allergischen Reaktionen und Übelkeit führen. Bei den gefundenen reizenden Duftstoffen handelt es sich vor allem um Limonene und Pinene. Beide riechen terpentinartig und sind auch in ätherischen Ölen enthalten.
In der schweizerischen Verordnung über kosmetische Mittel ist festgelegt, dass 26 als allergen eingestufte Duftstoffe ab einer gewissen Konzentration auf der Verpackung deklariert werden müssen. Nur: Für Raumdüfte gilt diese Deklarationspflicht nicht. Sensible Personen sind jedoch darauf angewiesen, damit sie kritische Stoffe meiden können. Der K-Tipp bewertete die Packungsangaben dennoch, weil in allen geprüften Lufterfrischern allergene Stoffe gefunden wurden. Einzig beim Wunder-Baum Vanille sind alle enthaltenen allergenen Duftstoffe deklariert.
Fenster öffnen oder Lüftung einschalten
Die Hersteller sehen keinen Handlungsbedarf: Die Oprina AG, die für die Firma Wunder-Baum sicherstellt, dass Gesetze eingehalten werden, teilt mit: «Durch eine Messung in der Luft kann nicht direkt auf die Konzentration eines Stoffes im Produkt geschlossen werden.» Diese Konzentration der Stoffe hat der K-Tipp bewusst nicht getestet, da für die Autoinsassen die ausgedünsteten Stoffe massgebend sind. Die Tegro AG , unter anderem Vertreiberin von Wunder-Baum und Nigrin, verteidigt ihre Ware: Die getesteten Produkte hielten die gesetzlichen Grenzwerte ein.
Tipp: Wer im Auto Bedufter benutzt, sollte immer wieder die Fenster öffnen oder die Lüftung einstellen. Dadurch lässt sich eine unnötig starke Belastung des Innenraums mit Schadstoffen verhindern. Wer schlechte Gerüche sanft loswerden will, kann ein Lavendel- oder Kaffeebohnensäckchen anbringen.
So wurde getestet
Zehn Produkte gegen schlechte Gerüche im Auto wurden im Auftrag des K-Tipp von der Bau- und Umweltchemie AG in Zürich getestet. Das Labor orientierte sich an den EU-Normen zur «Bestimmung von Emmissionen von Auto-Innen- ausstattungsmaterialien».
Der K-Tipp wollte wissen:
- Belastet das Duftprodukt die Luft in einem durchschnittlich grossen Auto? Wenn ja, wie stark?
Um das herauszufinden, stellten die Fachleute die «Lufterfrischer» gemäss Herstellerangaben in einer Prüfkammer auf, in der die Bedingungen im Innern eines stehenden Autos ohne laufende Lüftung simuliert wurden.
Die Kammer blieb jeweils für acht Stunden geschlossen – wie wenn man sein Auto über Nacht in der Garage parkiert. Die Temperatur betrug 23 Grad, die Luftfeuchtigkeit 50 Prozent. Die Experten massen danach die Belastung der Luft durch flüchtige organische Verbindungen, die bei hohen Konzentrationen krank machen können. Zudem suchte das Labor nach kritischen Stoffen wie Lösungsmitteln, Weichmachern und allergenen Duftstoffen.