Kraftprotze und Schwächlinge
Vier von acht Akkus im Test überzeugten, bloss einer fiel durch. Bei den Ladegeräten hingegen ist die Bilanz ernüchternd: Fast die Hälfte ist «ungenügend».
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K-Tipp 18/2006
01.11.2006
Rolf Muntwyler - rolf.muntwyler@ktipp.ch
Batterien werden den Käufern in immer grösseren Packungen zu Schnäppchenpreisen angeboten - dies nicht zuletzt unter dem Konkurrenzdruck der wiederaufladbaren Akkus.
Vom Walkman über den Gameboy zum Schnurlostelefon: In vielen Fällen ist der Einsatz von Akkus die günstigere und ökologischere Lösung (siehe Tipps Seite 21). Wer sich aber Akkus und ein taugliches Ladegerät kaufen will, steht am Berg. Die Auswahl ist unübersichtlich, die Preise der Ladegeräte reichen von 25...
Batterien werden den Käufern in immer grösseren Packungen zu Schnäppchenpreisen angeboten - dies nicht zuletzt unter dem Konkurrenzdruck der wiederaufladbaren Akkus.
Vom Walkman über den Gameboy zum Schnurlostelefon: In vielen Fällen ist der Einsatz von Akkus die günstigere und ökologischere Lösung (siehe Tipps Seite 21). Wer sich aber Akkus und ein taugliches Ladegerät kaufen will, steht am Berg. Die Auswahl ist unübersichtlich, die Preise der Ladegeräte reichen von 25 bis weit über 100 Franken.
Die Produktenamen der Geräte versprechen viel:
Easy Energy, 1 hour charger, 15 Minute charge & go oder Ultra fast charger. Wobei die letzte Bezeichnung, deutsch «ultraschnelles Ladegerät», für einen 5-Stunden-Lader der Marke Unomat steht - obwohl diese Ladezeit alles andere als ultraschnell ist. Schliesslich gibts 15-Minuten-Lader auf dem Markt.
Hersteller bluffen bei der Kapazität
Auch mit ihren Produktangaben nehmen es die Hersteller nicht so genau: So liest man im Kleingedruckten des Akku GP 2600, dass die Kapazität... nein, nicht 2600 mAh, sondern bloss 2500 mAh beträgt. Überprüft man nun aber die Kapazität, stellt sich heraus, dass auch 2500 mAh nur ein Bluff sind. Das Resultat der Messung: knapp 2200 mAh.
Die Einheit mAh (Milliamperestunden) steht für die Energiekapazität, die in Akkus und Batterien steckt, etwa vergleichbar mit einer Tankfüllung beim Auto. In der Praxis geht allerdings auch diese Rechnung nicht immer auf, wie der Test zeigt.
Rolf Zinniker, Batterie-Experte an der ETH Zürich, hat 14 Akkuladegeräte und 22 AA-Akkus (Mignon) auf ihre Stärken und Schwächen überprüft.
Bei den Ladegeräten ist das Risiko eines Fehlkaufs gross: Vier von acht Schnellladern (weniger als 6 Stunden Ladezeit) kassierten schlechte Noten. Bei den Normalladern (6 bis 24 Stunden Ladezeit) gab es für zwei von sechs ein «ungenügend». In dieser Kategorie war das M-Power-Ladegerät mit Abstand das schlechteste aller Prüflinge.
«Akku voll» - oft täuscht die Anzeige
Die grösste Schwäche der Ladegeräte liegt darin, dass «Akku voll» angezeigt wird, bevor die eingelegten Akkus tatsächlich geladen sind. So können die Benutzer die Kapazität der Akkus nicht ausschöpfen. Erreichte ein Akku 90 Prozent der versprochenen Kapazität, wurde dies als knapp genügend gewertet (60 Punkte). Wurde der deklarierte Wert erreicht oder überschritten, gabs 100 Punkte.
Ein weiterer ärgerlicher Punkt ist der Energieverbrauch im Standby-Betrieb, also bei eingestecktem Gerät, aber ohne Akkus. Am höchsten war er bei Varta Easy Energy plug charger mit 11 Watt (W), während die sparsamsten Geräte weniger als 3 W verpuffen lassen. Das sind üble Werte, wie Felix Meier vom WWF bestätigt: «Akkulader von Handys verbrauchen meist weniger als 1 W.»
Nach diesem Test wissen Käufer auf jeden Fall, welche Ladegeräte ihr Geld wert sind. Die beiden besten Schnellladegeräte gehören nämlich auch zu den günstigeren: Ob man sich für den Duracell 1 hour charger oder für den Swisscharger G3 entscheidet - das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei beiden ausgezeichnet.
Normallader-Sieger mit einer Schwäche
Bei den Normalladern, die längere Ladezeiten als sechs Stunden deklarieren, gibt es einen klaren Testsieger: Abgesehen vom Standby-Stromverbrauch erhielt der Easy plug charger von Varta Bestnoten, und er ist relativ günstig. Die angegebe Ladezeit von neun Stunden unterschritt dieses Ladegerät deutlich.
Hat man ein gutes Ladegerät, braucht man taugliche Akkus dazu. Üblicherweise sind vier Akkus im Set mit dem Ladegerät enthalten. Der Test zeigt, dass die mitgelieferten Akkus nicht schlecht sein müssen: So wird der viertplatzierte Sony-Akku (2100 mAh) mit dem Ladegerät verkauft.
Der drittplatzierte M-Power-Akku überzeugt beim Erreichen der versprochenen Kapazität und bei der Lebensdauer (beste Note aller Akkus!). Im zusätzlichen Test Selbstentladung (siehe Kasten «Messresultate») schnitt der Migros-Akku aber schlecht ab.
Unbestrittene Sieger sind die Akkus von Duracell und Energizer. Die versprochene Kapazität übertrafen beide locker, und im Fototest brillierten sie mit gegen 400 geschossenen Bildern. Die schwächsten Akkus, Camelion Digital Spezial und Unomat 2500, schafften bloss 280 Fotos.
Weitere Informationen zu Akkus, Akkuladegeräten, Batterien und zu diesem Test auf www.ife.ee.ethz. ch/~zinniker/batak.
Versprechen erfüllt? Grosse Unterschiede bei der Selbstentladung
Batterie-Experte Rolf Zinniker hat bei 14 weiteren Akkus gemessen, ob die versprochene Kapazität (Messeinheit mAh) erreicht wird. 100 bis 105 Prozent erreichten:
- Sony 1700
- Ansmann Photo 2400
- Energizer 2500
95 bis 100 Prozent erzielten:
- Panasonic 2100
- Varta 2100 Power Akku
- Sony 2700
- Duracell 2650
- Tecxus 2700
- Varta 1900 Energy Akku
- Conrad 2400
- Varta 2500 Photo Accu
Drei Akkus blieben bei Werten unter 90 Prozent, hätten also im Kriterium «Erreichte Kapazität» (siehe Tabelle) ein «ungenügend» erhalten:
- GP 2500
- Carrefour 2100
- Camelion 2300
Camelion schaffte nur 77 Prozent der versprochenen 2300 mAh Kapazität.
Selbstentladung
Ein weiterer Test an sechs Akkus zeigt die Selbstentladung auf: Wie viel Kapazität ist nach vier Monaten vorhanden, wenn Akkus nicht benutzt werden? Die Unterschiede sind gewaltig (Angaben in Prozent der angegebenen Kapazität):
- Duracell 2500 Supreme (76 %)
- Energizer 2200
Advanced (61 %)
- Varta 2100 Power Accu (61%)
- Ansmann Photo 2400 (60 %)
- Varta 1900 Energy Accu (55 %)
- M-Power Accu 2000 (36 %)
Akkus optimal laden und benutzen
Kauf
- Ein Satz mit vier Akkus kostet in der Regel über 20 Franken. Deshalb müssen Ladegeräte ohne Akkus günstiger sein.
- Einzellader sind besser als Paarlader und einfach erkennbar: Einzellader haben für jeden Ladeplatz eine separate Anzeige.
- AAA-Akkus (Micro, HR 03): für elektrische Geräten immer häufiger nötig. Deshalb ein Ladegerät kaufen, das auch diese Akkus lädt (bei allen getesteten Modellen möglich).
- Wems oft eilt, kauft ein 15-Minuten-Ladegerät.
Laden und Lagern
- Beim Laden nie Akkus verschiedener Marken, Kapazitäten oder Generationen mischen.
- Grundsätzlich kann jeder Akku in jedem Gerät geladen werden. Achtung: 15-Minuten-Lader sollte man nur mit schnell ladbaren Akkus bestücken.
- Bei normalem Gebrauch ist der Memory-Effekt (Kapazitätsverlust durch unvollständiges Laden und Entladen) kein Problem.
- Neuere Akkus sind unempfindlich gegen Überladung. Trotzdem nicht tagelang im eingesteckten Gerät liegen lassen.
Akkus dennoch etwas länger im Gerät lassen als angezeigt. Faustregel: doppelt so lang wie angegeben. Viele Akkus sind erst dann voll.
- Ladegerät bei Nichtgebrauch immer ausziehen.
- Nicht verwendete Akkus im Kühlschrank lagern: Massiv weniger Verlust durch Selbstentladung (5 bis 20 Prozent über 4 Monate) als bei Raumtemperatur (bis 70 Prozent).
- Bei starker Nutzung lohnen sich Akkus. Faustregel: Wechselt man Batterien häufiger als alle 3 Monate, sofort auf Akkus umstellen. Je nach Batterie- preis ist ein Akkuset inkl. Ladegerät nach 10- bis 20-mal laden amortisiert.
- Dank mehrmaliger Verwendung verursachen Akkus weniger Abfall und benötigen klar weniger Energie. Denn Batterien verbrauchen im Herstellungsprozess 50-mal so viel Energie, wie sie liefern können.
- Verbrauchte Akkus immer zur Batteriesammelstelle bringen.
(rom)
Von Zyklen und Kapazitäten
Batterieexperte und ETH-Dozent Rolf Zinniker hat 22 Akkus getestet.
- In einem Kapazitätstest mit 5-stündiger Entladung prüfte er, ob die deklarierte Kapazität erreicht wird.
Bei acht Akkus machte Zinniker vertiefende Tests:
- Wie hoch ist die Akkukapazität nach 100 Lade-Entlade-Zyklen?
- Wie viele Fotos lassen sich schiessen?
Die Tests für die Akkuladegeräte:
- Messung, wie voll die Akkus wirklich sind, wenn «Akku voll» angezeigt wird.
- Signalisiert die Anzeige bis zur vom Hersteller angegebenen Zeit, dass eingelegte Akkus voll sind?
- Wie hoch ist der Stromverbrauch beim Laden?
- Wie hoch ist der Stromverbrauch ohne eingelegte Akkus?
(rom)