Sie sind höchstens 0,002 Millimeter lang. Doch die Bakterien Listeria monocytogenes können zu Spitalaufenthalten führen, schlimmstenfalls gar zum Tod. Laut dem Bundesamt für Gesundheit starben in der Schweiz im Jahr 2023 insgesamt 11 Personen aufgrund einer solchen Infektion.
Jetzt fanden deutsche Experten die gefährlichen Einzeller in gefrorenen Trutenröllchen von Aldi. Das Labor prüfte 16 Packungen Fondue Chinoise von Aldi, Coop, Lidl und der Migros.
Die Produkte enthielten Fleisch vom Rind, Schwein, Kalb sowie von Hühnern und Truten. Die Experten suchten nach Krankheitserregern und multiresistenten Bakterien. Zudem massen sie die allgemeine Keimbelastung.
Kein Produkt enthielt multiresistente Keime
Die gute Nachricht: Kein Fondue Chinoise war mit auffallend vielen Keimen oder multiresistenten Bakterien belastet, die unempfindlich gegenüber vielen Antibiotika sind. 12 der 16 Produkte waren einwandfrei. Listerien fand das Labor je in einem Fondue Chinoise von Aldi, Lidl und Migros – und zwar in Trutenfleisch.
Immerhin: Die in der Lidl und Migros-Packung nachgewiesene Listerien-Art Listeria welshimeri birgt kein Gesundheitsrisiko. Bei einer Infektion mit den im Aldi Trutenfleisch nachgewiesenen Listeria monocytogenes droht dagegen eine Listeriose.
Gesunde Konsumenten können laut dem Bundesamt für Gesundheit nach einer Infektion unter Durchfall, Erbrechen und grippeähnlichen Symptomen leiden. Bei geschwächten Personen besteht das Risiko für schwere Erkrankungen wie Blutvergiftung, Lungen oder Hirnhautentzündung. Schwangere können Früh und Fehlgeburten erleiden. Laut dem Bundesamt beträgt die Sterblichkeit bei den gemeldeten Listeriose-Fällen «bis zu 20 Prozent».
Übelkeit, Bauchkrämpfe und blutige Durchfälle
Die Kalbfleisch-Röllchen von Lidl waren mit den gefährlichen Darmbakterien EHEC belastet. Dabei handelt es sich um einen speziellen Stamm der Escherichia Coli. EHEC bilden starke Zellgifte, die bei Menschen leichte bis blutige Durchfälle auslösen können.
Meist leiden die Betroffenen auch unter Bauchkrämpfen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Gemäss dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit greifen die Zellgifte in seltenen Fällen Blutgefässe, rote Blutkörperchen und Nieren an.
Dies wiederum kann die Bauchspeicheldrüse oder das Herz schädigen. Migros, Aldi und Lidl schreiben, dass ihre Produkte den gesetzlichen Anforderungen entsprechen und Kunden Fondue Chinoise bei korrekter Zubereitung bedenkenlos essen könnten. Auf der Verpackung weise man auf die Küchenhygiene hin.
saldo informierte den Zürcher Kantonschemiker Martin Brunner über die Testresultate. Seine Antwort: Für die geprüften Produkte gebe es keine Grenzwerte für Listerien und EHEC. «Deshalb finden auch keine amtlichen Kontrollen zu solchen Produkten statt.»
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit verweist an die Hersteller. «Sie müssen Lebensmittel, welche die Gesundheit beeinträchtigen können, umgehend aus dem Verkauf nehmen.»
Auch frische Fleischplatten von Metzgereien können mit Erregern belastet sein. In einem Test des «Gesundheitstipp» waren vier von zehn Fleischplatten mit Pseudomonaden und Campylobacter belastet («Gesundheitstipp» 12/2018).
So hat saldo getestet
Ein deutsches Labor untersuchte für saldo 16 Proben tiefgekühltes Fondue Chinoise mit Fleisch vom Rind, Schwein, Kalb, Poulet und von Truten. Das waren die Testkriterien:
- Gesamtkeimzahl: Unsaubere Geräte, mangelnde Hygiene, ungenügende Kühlung und zu lange Lagerung können zu überhöhten Keimzahlen führen.
- Potenzielle Krankheitserreger: Das Labor prüfte die Proben auf Listerien, Salmonellen, Staphylokokken, Bacillus cereus, Clostridium perfringens, Campylobacter, Coli- und Enterobakterien.
- Multiresistente Keime: Extended Spectrum BetaLactamases (ESBL) sind bakterielle Enzyme. Sie können Antibiotika wirkungslos machen. MRSA ist eine antibiotikaresistente Staphylokokken-Art, die Infektionen und Entzündungen auslösen kann.