Mehr versprochen als gesaugt
Viele Hand-Akkusauger sind zu schwach, um sauber zu reinigen. Einige Modelle blasen den Staub hinten wieder raus. Die besten Noten gabs für die günstigsten Geräte.
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K-Tipp 15/2004
22.09.2004
Rolf Muntwyler - rom@ktipp.ch
Handstaubsauger sind praktisch: klein, kabellos, leicht und fast überall einsetzbar. Glaubt man den Herstellern, so saugen ihre Geräte im Nu Krümel vom Boden auf, zaubern Pflanzenerde vom Balkon weg und befreien das Auto mir nichts, dir nichts von Erdbrocken und Steinchen.
So schreibt Electrolux im Katalog, ihr Akkusauger sei «perfekt» für die Reinigung «für Zuhause, in Auto, Boot und Camper», mit dem Sauger seien «Krümel, Brösel, feiner und grober Staub sowie Reste ei...
Handstaubsauger sind praktisch: klein, kabellos, leicht und fast überall einsetzbar. Glaubt man den Herstellern, so saugen ihre Geräte im Nu Krümel vom Boden auf, zaubern Pflanzenerde vom Balkon weg und befreien das Auto mir nichts, dir nichts von Erdbrocken und Steinchen.
So schreibt Electrolux im Katalog, ihr Akkusauger sei «perfekt» für die Reinigung «für Zuhause, in Auto, Boot und Camper», mit dem Sauger seien «Krümel, Brösel, feiner und grober Staub sowie Reste einfach» aufzunehmen. Black & Decker lobt die «optimierte Leistungsausnutzung» der Dustbuster-Geräte, der Rotel Turbo VAC sei ideal «für die schnelle Reinigung von Vorhängen, Tischtüchern und Teppichen», aber auch «für die Entfernung von Staub aus Ritzen, Fussleisten, Schubladen».
Was ist an diesen Geräten wirklich dran? Der K-Tipp hat acht Akku-Handstaubsauger im deutschen Institut SLG Chemnitz untersuchen lassen. Im Test waren sieben Geräte mit 3,6 Volt und ein Sauger mit 7,2 Volt von Marktführer Black & Decker. Von diesem durfte man mehr Leistung erwarten.
Die Sauger hatten sich bei allerlei Verschmutzungen und auf verschiedenen Unterlagen zu bewähren - mit unterschiedlichem Erfolg: Denn schon im ersten Prüfpunkt, dem Saugen auf Teppich, fehlte es den meisten Modellen an Schnauf. Die SLG verteilte eine definierte Menge sandähnlicher Brösel auf den Teppich. Keiner der Handstaubsauger konnte mehr als 60 Prozent der Schmutzmenge entfernen.
Prüfleiter Harald Frank: «Die Geräteleistung ist nicht ausreichend, um den Teppich in der Tiefe zu reinigen.» In einer zweiten Prüfung auf Teppich sollten Staubflusen weggesaugt werden. Auch hier: meist ungenügende Ergebnisse. Nur der Trisa Master Vac hat ein «genügend» beim Saugen auf Teppich erhalten. Alle anderen Modelle fallen durch.
Rotel wehrt sich und behauptet plötzlich, Akkusauger seien zum Reinigen von Teppichen nicht geeignet. In der Eigenwerbung hatte es noch ganz anders getönt.
Ein Drittel kommt hinten wieder raus
Gut zurecht kamen die Sauger mit Krümeln - ein Gemisch aus Brotbrösmeli und Reis - auf glattem Boden. Auch die Ritzen waren meist leer gesaugt. Hier tat sich nur der Philips Cucina etwas schwer, dennoch reichte es für eine genügende Note.
Die Spreu vom Weizen trennte sich bei den beiden weiteren Saugprüfungen: Die leicht klebrigen Reste von Risotto-Reis auf glattem Boden entfernten die meisten Geräte problemlos: Hoover, Trisa, Rotel und die beiden Dustbuster. Der Aufgabe hingegen überhaupt nicht gewachsen waren Electrolux Spirit 3000 und Philips Cucina. «Die Prüffläche war nach dem Gebrauch dieser beiden Geräte verschmiert», sagt Harald Frank. «Beim Philips Cucina war nach der Prüfung auch noch die Düse verstopft.»
Eine harte Prüfung für die Sauger war es auch, 20 Gramm Kieselsteinchen von einer Auto-Fussmatte wegzusaugen. Gut damit zurecht kamen: Hoover, Trisa, Rotel und der leistungsstärkere Dustbuster. Mehr Mühe mit dieser Aufgabe hatten der Philips Cucina und der Dustbuster mit 3,6 Volt. Electrolux und Siemens kamen mit einem «genügend» davon.
Betrachtet man alle Saugprüfungen, so sind trotz einiger Einschränkungen vier Handstaubsauger mit Noten über 70 Punkten im Bereich genügend bis gut.
Bei den technischen Prüfungen schneiden viele Modelle deutlich schlechter ab. Die Filterwirkung ist in drei Fällen katastrophal: Der Dustbuster 3,6 V blies 33 Milligramm pro Kubikmeter (mg/ m3) in die Luft. Das ist über 600-mal mehr als bei guten Bodenstaubsaugern. Nicht viel besser waren der Dustbuster 7,2 V und der Rotel-Sauger. Die besten Handstaubsauger - Hoover und Siemens - blieben unter 5 Milligramm. Prüfleiter Harald Frank geht mit den Herstellern hart ins Gericht: «Die Staubemission ist übel.»
Die lausige Filterwirkung hat System. Prüfleiter Frank ortet ein Dilemma: «Man kann bei so schwachen Geräten nicht bessere Filter einbauen, sonst würde die Saugleistung noch geringer.» Würden bessere Filter verwendet, müsste man als Folge leistungsstärkere und damit teurere Geräte bauen. Auf jeden Fall: «Allergiker lassen besser die Finger von solchen Staubschleudern.»
Ziel: «Vollumfängliche Befriedigung»
Black & Decker schreibt dem K-Tipp, eine verbesserte Generation von Dustbustern käme schon bald auf den Schweizer Markt. Auch bezüglich Staubaustritt hätte man die Geräte verbessert: «Der Luftaustritt wird auf die Geräte-Unterseite verlegt.» Ein schwacher Trost, denn die ausgeblasene Staubmenge wird damit nicht reduziert.
Ausgerechnet Trisa, Herstellerin eines der besten Geräte im Test, will aus den Ergebnissen Konsequenzen ziehen. «Wir werden einen feineren Filter in den Master Vac einbauen», verspricht Philipp Studer von Trisa. Als logische Folge werde Trisa auch die Leistung des Geräts erhöhen. «Wir wollen nur Geräte anbieten, die unsere Kunden vollumfänglich befriedigen.»
Lange saugen, aber mit zu wenig Leistung
In einer letzten Prüfung checkte das SLG, wie lange es dauert, bis die Akkus der Handsauger schlapp machen. Man saugte so lange, bis die Geräte nicht mehr in der Lage waren, ein Reiskorn aufzusaugen. Bei den meisten war nach 8 bis 9 Minuten Schluss. Besser waren mit knapp 11 Minuten Siemens, mit 12 Rotel und Philips gar mit 15 Minuten.
Nur: Was nützt es, wenn ein Gerät wie der Philips Cucina zwar 15 Minuten lang saugt, dabei aber zu wenig Saugleistung hat? Hier scheint Rotel einen guten Kompromiss gefunden zu haben: deutlich längere Saugdauer als die Konkurrenten, trotzdem eine passable Saugleistung.
Dem Akku Sorge tragen
Die Akkus der Handsauger bestimmen, wie gut und wie lange ein Gerät saugt. Ebenfalls wichtig sind die Feinheit des Filters und die Stellung des Propellers, der die Luft ansaugt.
Da gute Akkus - etwa die bei Handys gebräuchlichen Lithium-Ionen-Akkus - teuer sind, werden in Handstaubsaugern üblicherweise immer noch Nickel-Cadmium-Akkus eingebaut. Und die haben eine beschränkte Lebensdauer. Sie sind auch anfällig auf den so genannten Memory-Effekt: Werden sie beim Gebrauch nicht ganz entladen oder während dem Laden benutzt, verkleinert dies nach und nach ihre Kapazität. Tipps zur Akku- und Gerätepflege:
- Vor dem ersten Laden Gerät laufen lassen, bis die Akkus vollkommen leer sind. Dann je nach Modell bis zu einem Tag lang aufladen.
- Die Akkus und damit der Sauger sollten nicht permanent am Netz hängen. Deshalb Netzteil ausstecken, wenn der Akku voll ist.
- Akkus für Handstaubsauger kann man nicht im Laden kaufen und sie sind auch nicht einfach auszuwechseln. Am besten zuerst beim Hersteller nach Ersatz fragen. Im Laden sind sie in der Regel teurer.
- Akkusauger nicht in feuchtem Raum aufbewahren. Elektrische Kontakte können oxidieren, das kann zu Motorschäden und Wackelkontakten führen.
- Nach dem Saugen von Feuchtem und Klebrigem das Gerät und den Filter auswaschen.
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