Der K-Tipp hat mit Modellpuppen testen lassen, wie sicher die meistverkauften Binden sind. Die Experten im Labor untersuchten auch, ob die Angst vor versteckten Schadstoffen in den Hygiene-Produkten begründet ist. Anstelle von Blut kam in allen physikalischen Prüfungen eine künstliche Menstruationsflüssigkeit zum Einsatz.
Unter den 14 geprüften Produkten waren 11 sehr dünne Ultra-Binden und drei etwas dickere Modelle. Letztere sind mit 4 Rappen pro Stück deutlich günstiger als die extradünnen. Diese kosten 9 bis 28 Rappen.
Ergebnis der Labortests: Alle Produkte absorbierten bis 15 Gramm der Flüssigkeit problemlos. Wer möglichst wenig Geld für Binden ausgeben will und kein Problem mit etwas dickeren Einlagen hat, kann bedenkenlos zu den günstigsten Produkten greifen. Vier Produkte von Denner, Landi und Aldi schnitten insgesamt sehr gut ab. Darunter drei ultradünne Binden und eine etwas dickere.
Gute Saugfähigkeit dank Kunststoffkern
Dass alle Produkte bei der Saugfähigkeit ähnlich gute Werte erreichen, erstaunt nicht, wenn man die Binden aufschneidet. In fast allen steckt dasselbe weisse Kunststoffgranulat. Es ist in der Lage, sehr viel Flüssigkeit aufzunehmen. Und: Das Pulver wird bei Kontakt mit Flüssigkeit zum Gel. Selbst bei Druck, zum Beispiel beim Sitzen, bleibt die Feuchtigkeit so im Kern der Binde gebunden. Ein ähnliches Granulat steckt auch in Windeln und Inkontinenzprodukten.
Als natürliche Alternative zum künstlichen Granulat dient Stärke. Dieses Material bildet den Kern der Bio-Binden von Natracare. Das Aufsaugen der Prüfflüssigkeit meisterten die ökologischen Produkte ebenso gut wie diejenigen mit Plastikkern.
Die Natracare-Binden gaben jedoch bei Druck deutlich mehr Nässe wieder ab. Zudem verteilte sich die Flüssigkeit ungleichmässig. Der Hersteller verteidigt seine Binden: Man habe sich aus Gesundheits- und Umweltgründen gegen Plastik in den Binden entschieden. Ein im direkten Vergleich höherer Rücknässewert sei zu erwarten gewesen.
Auch vier weitere ultradünne Binden erhielten punkto Rücknässen bloss die Note «ungenügend». Lidl schreibt zur Binde von Siempre, dass sich bis anhin keine Kundin negativ zum Propdukt geäussert habe. Über das schlechte Ergebnis im Prüfpunkt «Feuchtigkeit zurückhalten» sei man deshalb überrascht.
Positiv insgesamt: Die Materialien enthalten wenig Schadstoffe. Formaldehyd und Flammschutzmittel wurden in keinem Produkt nachgewiesen (siehe auch «So wurde getestet»).
Das Labor fand zudem keine erhöhten Bakterienzahlen. Gemessen wurden jedoch Spuren von halogenorganischen Verbindungen. Einige dieser chemischen Stoffe können die Umwelt belasten oder Allergien auslösen. Andere stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen, wieder andere sind ungefährlich.
Der K-Tipp hat bei Binden, die über 1 Milligramm pro Kilogramm an halogenorganischen Verbindungen enthielten, 0,2 Noten abgezogen. Bei noch geringeren Mengen beträgt der Abzug nur 0,1 Noten.
Der K-Tipp hat auch Tampons ins Labor geschickt. Die Test-Ergebnisse erscheinen in der Ausgabe 10 vom 17. Mai.
Mens: Die Vor- und Nachteile der Hygieneartikel
Viele Frauen leiden an Menstruationsbeschwerden. Da sollte ein Hygieneartikel nicht zusätzlich durch eine komplizierte Handhabung nerven, beim Tragen stören oder gar Beschwerden hervorrufen.
Doch egal ob Binden, Tampons, Mens-Tasse oder Mens-Schwämmchen: Alle Produkte haben Vor- und Nachteile. Wichtig ist es, sie spätestens alle acht Stunden zu wechseln bzw.zu reinigen. Zuvor immer gründlich die Hände waschen, um Infektionen der Scheide zu vermeiden. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Produkte:
Binden: Einfach anzuwenden, aber oft aus Kunststoff hergestellt. Chemikalien im Material können die Schleimhaut reizen. Unangenehmes Traggefühl bei vollgesogenen Binden möglich.
Tampons: Praktisch anzuwenden und kaum spürbar. Die Watte trocknet aber die empfindliche Schleimhaut der Scheide aus, was zu Brennen und Jucken führen kann.
Mens-Tasse: Wiederverwendbar, belastet das natürliche Klima der Scheide nicht. Ist weniger alltagstauglich: Das Einführen und Herausziehen verlangt etwas Übung. Der Auffangbehälter aus Silikon muss mehrmals täglich ausgewaschen werden.
Mens-Schwämmchen: Unpraktisch, weil man es mehrmals täglich auswaschen muss. Durch das poröse Material besteht die Gefahr, dass Krankheitskeime verschleppt werden.
So wurde getestet
Im Auftrag des K-Tipp untersuchten zwei spezialisierte Labors in Österreich und Frankreich 14 Binden mit normaler Saugstärke: 11 sehr dünne Ultra-Binden und 3 dickere Varianten. Die Analysen umfassten chemische und physikalische Methoden. Die Saugfähigkeit und das Auslaufen wurden anhand einer anatomisch korrekten Modellpuppe in sitzender Position geprüft.
Saugfähigkeit: Wie viel Flüssigkeit nehmen die Binden auf? Saugen sie die Prüfflüssigkeit gleichmässig auf? Kann Flüssigkeit auslaufen?
Rücknässen: Wie stark halten die Saugkerne die Flüssigkeit im Innern? Wie viel Flüssigkeit wird bei Druck in sitzender Position wieder abgegeben?
Schadstoffe: Enthalten die Produkte heikle Stoffe wie Formaldehyd, halogenorganische Verbindungen und Flammschutzmittel?
Formaldehyd kann Allergien auslösen, die Haut reizen und krebserregend wirken. In der Stoffgruppe der halogenorganischen Verbindungen hat es viele Substanzen, die die Umwelt belasten. Viele gelten als allergieauslösend, einige erzeugen Krebs. Zu den Stoffen gehören Brom, Jod und Chlor.
Flammschutzmittel werden häufig in Kunststoffen und Textilien eingesetzt. Sie reichern sich in der Umwelt an und wurden auch in der Muttermilch festgestellt.
In Tierversuchen zeigte sich, dass einige Stoffe Nerven, Schilddrüse und Leber schädigen können. Andere können Allergien auslösen und die Fortpflanzung gefährden.
Keimbelastung: Enthalten die Binden im Neuzustand mögliche Krankheitserreger wie den Hefepilz Candida albicans?