Messgeräte unter Druck
Mit vier von acht getesteten Blutdruckmessgeräten liegt man regelmässig falsch. Nur zwei Geräte überzeugten im Test.
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K-Tipp 2/2006
25.01.2006
Rolf Muntwyler - rolf.muntwyler@ktipp.ch
Bluthochdruck ist mörderisch: Schleichend und unauffällig schädigt er die Blutgefässe im menschlichen Körper. Blutfette und Kalk lagern sich an den Gefässwänden ab und lassen die Blutkanäle immer enger werden.
Dieser Vorgang macht Bluthochdruck zum bedeutendsten Verursacher von Herz-Kreislauf-Krankheiten - der in der Schweiz häufigsten Todesursache. Dramatische Auswirkungen sind ein erhöhtes Hirnschlagrisiko, eine erhöhte Gefahr von Herzinfarkten, aber auch Nierenschäd...
Bluthochdruck ist mörderisch: Schleichend und unauffällig schädigt er die Blutgefässe im menschlichen Körper. Blutfette und Kalk lagern sich an den Gefässwänden ab und lassen die Blutkanäle immer enger werden.
Dieser Vorgang macht Bluthochdruck zum bedeutendsten Verursacher von Herz-Kreislauf-Krankheiten - der in der Schweiz häufigsten Todesursache. Dramatische Auswirkungen sind ein erhöhtes Hirnschlagrisiko, eine erhöhte Gefahr von Herzinfarkten, aber auch Nierenschäden.
Steht die Diagnose Bluthochdruck fest, macht eine regelmässige Überwachung mit Blutdruckmessern für den Hausgebrauch Sinn.
Viele Geräte sind in der Eigenmessung jedoch ungenau. Das zeigt ein Test von K-Tipp und Kassensturz. Von acht Blutdruckmessern fürs Handgelenk, die im deutschen Ipi-Institut geprüft wurden, kommt es bei der Hälfte häufig zu falschen Ergebnissen. Als Fehlmessung taxiert wurden Abweichungen von mehr als 15 Einheiten, also zum Beispiel ein gemessener Blutdruck von 136 statt 120 mit dem Referenzgerät.
Am schlechtesten schnitten Intertronic, Braun Vitalscan Plus und Braun Sensor-Control BP3510 ab. Hier stellte das Institut bei rund jeder sechsten Messung eine höhere Abweichung fest. Die vielen Fehlmessungen führten bei diesen drei Geräten denn auch zum Gesamturteil «ungenügend». Panasonic kam mit einem blauen Auge davon, auch hier ist die Zahl der Fehlmessungen hoch.
Eigentliche Ursache für die Fehlmessungen sind aber nicht technische Defizite der Blutdruckmesser, sondern mangelhafte Einfachheit: Was hilft ein präzises Messgerät, wenn es die Benutzer - trotz Befolgung der Anleitung - nicht korrekt anwenden können?
Es fehlen einfache Anwendungshilfen
Zwar sind die meisten Manschetten vorgeformt, um ein Verdrehen zu verhindern. Doch führt die Formung oft zum Gegenteil: Die Manschette sitzt nicht richtig. Das ist nicht weiter erstaunlich - wie nur soll eine vorgeformte Manschette gleichermassen perfekt ans Handgelenk einer zierlichen und einer stämmigen Person passen?
Auch der Sitz zu nahe oder zu weit weg vom Handgelenk kann zu Fehlmessungen führen. Karl-Heinz Baumann, Leiter des Ipi-Instituts, wundert sich: «Mit einem roten Pfeil auf der Manschette liesse sich die richtige Position der Schlagader anzeigen.» Auch der korrekte Abstand zum Handgelenk wäre mit einem Bändel als Distanzmesser leicht zu überprüfen. Doch diese Bedienhilfen fehlen.
Bei vier der acht Geräte verzeichnete das Ipi deutlich weniger falsche Messwerte: Bei Testsieger Omron R6 und Medion Deluxe Wrist lag bloss jede 16. Messung daneben, bei Miostar Cardioplus 100 jede 14. und bei Delwa-Star WS-TS jeder 12. Messwert. Omron erreichte die geringe Fehlerhäufigkeit, weil das Gerät erst zu messen anfängt, wenn es auf Herzhöhe positioniert ist.
Weiter untersuchte das Prüflabor, wie einfach sich die Manschette anlegen und positionieren lässt, ob sie angenehm sitzt und wie einfach es ist, das Gerät zu bedienen und die Werte abzulesen. Ein Plus von Delwa-Star, Panasonic und Braun VitalScan ist die Mittelwertberechnung mit früheren Messwerten. In der Handhabung am schlechtesten schnitt Medion-MD 7721 ab: Tasten und Beschriftung sind klein und unübersichtlich. Auch bei der Gebrauchsanleitung fiel Medion durch (unvollständig, schlechte Beschreibung, keine Kurzanleitung).
Zehnmal runterfallen muss drinliegen
Abwaschbar ist keine der Manschetten, obwohl das aus hygienischen Gründen sinnvoll wäre. Einige erlauben immerhin eine Reinigung mit einem feuchten Tuch. Die Anweisung, die Manschette trocken abzuwischen (Omron, Medion), ist auf jeden Fall unbefriedigend.
Im Punkt «Verstauen und Transportieren» gab es Bestnoten für harte Boxen mit festem Deckel, beim Batteriewechsel für direkten Zugang zum Batteriefach, leichtes Öffnen und Batteriewechseln. Im Teiltest Robustheit mussten die Geräte zehn Stürze überstehen (siehe Tabelle).
Fazit: Steht man vor der Kaufwahl, bieten sich in erster Linie die beiden «guten» Blutdruckmesser an: Fürs grosse Portemonnaie Testsieger Omron R6, fürs mittlere der Miostar Cardioplus 100. Die Sparvariante heisst Medion, bei dem man aber bei der Handhabung Kompromisse machen muss.
Verlängern Sie Ihr Leben!
Der Blutdruck wird anhand zweier Werte bestimmt: Der obere wird gemessen, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und das Blut in die Herzgefässe pumpt, der untere, wenn der Muskel entspannt ist. Optimal sind ein oberer Blutdruck von 120 und ein unterer von 80, akzeptabel sind Werte bis 140 zu 90. Diese Zahlen geben Millimeterwerte auf der Quecksilbersäule des ärztlichen Messgeräts wieder (mmHg). Es gibt eine Reihe von Massnahmen, um zu hohe Werte zu senken.
- Am wichtigsten: überflüssige Pfunde loswerden.
- Viel Bewegung: Mehrmals wöchentlich 30 bis 60 Minuten aktiv sein, zum Beispiel schnell gehen (Ziel: beschleunigter Atem). Auch regelmässige kürzere Aktivitäten können bereits Wirkung zeigen.
- Viel Obst, Gemüse und Vollwertprodukte statt Süsses und Fettiges essen.
- Salzkonsum drosseln, pflanzliche Öle wie Olivenöl statt tierische Fette wie Butter verwenden.
- Alkoholkonsum auf ein Glas pro Tag reduzieren. Natriumarmes Mineralwasser, Gemüsesäfte und (verdünnte) Obstsäfte trinken.
- Sich regelmässig und bewusst entspannen.
- Regelmässig Blutdruck messen (lassen). Eigenes Gerät zum Arzt mitnehmen, um Messwerte zu vergleichen.
- Verschiedene Medikamente gegen Bluthochdruck exakt nach Vorschrift des Arztes einnehmen.
Links
Infos, Tipps und Fragebögen zum Thema Bluthochdruck finden Sie unter
- www.hypertonie.ch
- www.swissheart.ch/d/ herz/krankheiten/bluthoch druck.htm
- www.dr-walser.ch/hyper tonie.htm
- www.patientenleitlinien. de
- www.herzstiftung.de
- www.hochdruckliga.de
(rom)
Die besten für den Oberarm
Handgelenkgeräte haben im Vergleich zu Oberarmgeräten den Vorteil, dass das Anlegen der Manschette etwas praktischer ist. Beim Messen sind Oberarmgeräte hingegen etwas zuverlässiger, weil die Manschette automatisch auf Herzhöhe sitzt.
Die Stiftung Warentest hat elf Oberarmgeräte getestet. «Gut» und in der Schweiz zu haben sind:
- Hartmann Tensoval comfort (Fr. 180.-)
- Beurer BM 20 (Fr. 99.90)
- Panasonic Diagnostec EW 3106 (Fr. 149.-)
(rom)
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