Die Waschmaschinen des Labors im deutschen Fulda liefen auf Hochtouren. Ihr Job: 16 schwarze Baumwollunterhosen für Männer bei 60 Grad waschen – und das je 30 Mal. Laut Markus Egert von der deutschen Hochschule Furtwangen sollten Unterhosen bei 60 Grad gewaschen werden – mit einem Pulvervollwaschmittel, das Bleiche enthält. Die hohe Temperatur verstärke das Abtöten der Keime in den Textilien, sagt der Professor für Mikrobiologie und Hygiene. Tiefere Temperaturen, Color- und Flüssigwaschmittel seien für Unterhosen nicht ideal.
Die Laborexperten begutachteten die Produkte nach dem Waschen und Tumblern. Sie prüften die Nähte und beurteilten das Abfärben auf Kleider. Die Produkte kosteten zwischen 5 und 45 Franken.
Erfreulich: Gute Herrenunterhosen gibt es bereits für unter 8 Franken – und zwar in Bio-Qualität. Die Pants der Migros-Marke John Adams gingen beim Waschen und Tumblern nur wenig ein, und die Nähte hielten selbst starker Zugkraft stand. Einziges Manko: Bei starker Reibung färbt das Produkt leicht auf Hosen oder in die Hosen gesteckte Oberteile ab. Wer das nicht riskieren will, sollte die ebenfalls guten Pants von Boss wählen.
Der Test zeigt auch: Viele Slips schrumpfen beim Waschen und Tumblern. 11 von 16 Modellen kamen deutlich verkleinert aus den Maschinen. Am stärksten ging der Slip der Coop-Marke Sergio ein: Bereits nach fünf Mal Waschen und Trocknen hatte er 8 Prozent in der Länge verloren. Nach 25 weiteren Waschgängen waren es fast 12 Prozent.
Verblasste Farben und verdrehte Nähte
Nach 30 Mal Waschen und Tumblern war jedes zweite Produkt deutlich ergraut und wies Knötchen, Fusseln und verdrehte Nähte auf. Bei den Calvin-Klein-Pants löste sich die Schrift vom Gummibund. Beim Hilfiger-Modell war der Bund steif und ausgefärbt.
Die Nähte der Hilfiger-Pants rissen zudem rasch. Auch die Fäden des Versace-Slips hielten im Vergleich wenig aus. Bei der Robustheit des Stoffs fielen die Pants von Schiesser und der Slip von Jockey durch: Sie wiesen nach dem Test ein grosses Loch auf.
Coop schreibt, das Testresultat werde in die Entwicklung seiner Slips einfliessen. Die Migros will das Abfärben ihrer Pants «erneut untersuchen lassen» Laut Schiesser liegt «der Längsschrumpf bei den Pants nur leicht über internen Toleranzwerten». Isa schreibt, das Eingehen der Slips werde beim Zuschneiden «berücksichtigt».
So hat der K-Tipp getestet
Das Labor Weber & Leucht in Fulda (D) prüfte für den K-Tipp 16 schwarze Herren-Unterhosen aus Baumwolle. Fast alle Modelle enthielten einen kleinen Anteil Elastan – eine stark dehnbare Chemiefaser mit hoher Elastizität. Die Kriterien im Überblick.
- Massänderung: Die Experten massen die Breiten und Längen der Modelle im Neuzustand sowie nach 5 und 30 Mal Waschen bei 60 Grad und Tumblern. So stellten sie fest, wie stark die Slips schrumpften.
- Robustheit Nähte: Das Labor prüfte mit einer Zugmaschine, wie viel Kraft nötig ist, um die Nähte zu zerreissen.
- Aussehen: Die Slips wurden nach dem Waschen und Tumblern auf Knötchen, Fusseln und Farbverlust geprüft.
- Abfärben auf Kleider: Wie stark färben die Unterhosen im trockenen und nassen Zustand auf Kleider ab?
Interview: «Unterhosen sollte man bei 60 Grad waschen»
Interview mit Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der deutschen Hochschule Furtwangen
Wie waschen Sie Ihre Unterhosen?
Markus Egert: Bei 60 Grad mit einem Pulvervollwaschmittel, das Bleiche enthält. Die hohe Temperatur steigert die chemische Kraft des Waschmittels und verstärkt das Abtöten der Keime in den Textilien. Die Bleiche hilft dabei. Nur so werden alle Mikroorganismen, Flecken und Gerüche zuverlässig entfernt. Bei geringerer Waschtemperatur und bei Mitteln ohne Bleiche sinkt die Hygieneleistung deutlich. Color- und Flüssigwaschmittel enthalten keine Bleiche und sind deshalb für Unterhosen nicht ideal.
Aus welchem Material sollte Unterwäsche bestehen?
Das Gewebe sollte regelmässiges Waschen bei 60 Grad mit einem bleichmittelhaltigen Vollwaschmittel überstehen. Das schafft meines Wissens nur Baumwolle. Für eine gesunde Haut- und Intimflora ist es zudem wichtig, dass die Unterwäsche die Haut gut atmen lässt und den Schweiss absorbiert. Auch da schlägt Baumwolle Kunststoff und Seide.
Sollte man Unterwäsche täglich wechseln?
Das tägliche Wechseln ist sinnvoll, da die Unterwäsche direkten Kontakt mit Haut, Körperöffnungen und menschlichen Ausscheidungen hat. Diese enthalten grosse Mengen von Mikroorganismen. In einem Gramm Stuhl leben etwa 10 bis 100 Milliarden Bakterien. Deshalb sollten auch Nacktschläfer ihre Bettwäsche häufiger waschen als Leute, die nachts Schlafkleider tragen.
Was tun, wenn Nachbarn ihre Unterhosen bei 30 oder 40 Grad in der gemeinsamen Maschine waschen?
Je häufiger eine Waschmaschine bei niedrigen Temperaturen im Wassersparmodus und nur mit Flüssigwaschmittel genutzt wird, desto stärker tendiert sie zum Verkeimen. Das kann zu Gerüchen in der Maschine und/oder in der Wäsche führen. Dagegen hilft, die Wäsche ab und zu bei 60 Grad mit Pulvervollwaschmittel zu waschen, das Bullauge und die Pulverschublade der Maschine zum Trocknen stets offenzulassen und zugängliche Teile regelmässig von Hand zu reinigen. Die Pulverschublade kann man zum Reinigen in die Spülmaschine geben.
Was gilt es sonst zu beachten?
Das Gefährlichste beim Wäschewaschen ist das Sortieren, da man die ganze dreckige Wäsche inklusive Unterhosen einzeln in die Hand nimmt. Gleich danach sollte man die Hände mit gut waschen. Sonst gelangen Keime aus der Wäsche doch noch in den eigenen Körper oder vermehren sich anderswo im Haushalt.