Mit der richtigen Brause sparen Sie beim Duschen
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K-Tipp 3/2002
06.02.2002
Sparbrausen mit Energy-Label im K-Tipp-Test: Vier Produkte erfüllen die Richtlinien nicht
Fast 500 Franken kann eine vierköpfige Familie dank der richtigen Duschbrause jährlich sparen. Aber nicht alle Wassersparer halten, was der Name verspricht.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Die Frage nach einer Sparbrause entlockt dem Verkäufer in einem Sanitär-Fachgeschäft nur ein müdes Lächeln: «Was bringt schon eine Spardusche», rümpft er die Nase und m...
Sparbrausen mit Energy-Label im K-Tipp-Test: Vier Produkte erfüllen die Richtlinien nicht
Fast 500 Franken kann eine vierköpfige Familie dank der richtigen Duschbrause jährlich sparen. Aber nicht alle Wassersparer halten, was der Name verspricht.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Die Frage nach einer Sparbrause entlockt dem Verkäufer in einem Sanitär-Fachgeschäft nur ein müdes Lächeln: «Was bringt schon eine Spardusche», rümpft er die Nase und macht klar: «Man will ja schliesslich nass werden beim Duschen.»
Solche Zweifel am Sinn von Sparduschen sind weit verbreitet. Zwar würden gemäss Umfrage vom Bundesamt für Energie 43 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer eine Sparbrause kaufen. Diese Kaufbereitschaft schlägt sich aber nicht in Verkaufszahlen nieder. «Nur 12 Prozent unserer verkauften Brausen haben einen Wasserspareffekt», sagt Migros-Einkäufer Walter Staub.
Etwas besser sieht es laut Pressesprecher Peter Stefani bei Jumbo aus: «40 Prozent aller Brausen im Angebot sind Sparbrausen, im Verkauf machen sie aber nur 30 Prozent aus.»
Am weitesten geht Coop. Seit Anfang Februar sind beim Grossverteiler 80 Prozent des Brausenangebotes mit so genannten Wassersparelementen versehen.
Sparbrausen beschränken den Wasserdurchsatz entweder durch den Einbau eines Mengenbegrenzers oder durch spezielle Konstruktion des Brausekopfs.
Gemäss Vorgabe des Bundesamtes für Energie darf eine Sparbrause nicht mehr als 12 Liter Wasser pro Minute passieren lassen. Brausen mit Massagefunktionen müssen gemäss Norm über eine Stufe verfügen, die den Wasserdurchsatz ebenfalls auf 12 Liter pro Minute beschränkt.
Mit seiner Kampagne «Happy Shower» will das Bundesamt den Verkauf von Wasser sparenden Duschköpfen fördern. Erreicht oder unterschreitet eine Brause diese 12 Liter Durchsatz, darf sie der Hersteller anmelden und mit dem Energy-Label versehen. Zusätzlich erscheint das Produkt in einer Brausenliste im Internet unter www.energielabel.ch.
Aber weder das Bundesamt für Energie noch sonst eine Stelle kontrolliert, ob die Brausen die Richtlinien auch einhalten. Und tatsächlich: Der K-Tipp-Test zeigt, dass einzelne Produkte trotz Energy-Label mehr als 12 Liter durchlassen.
Vier Brausen lassen zu viel Wasser durch
Ein K-Tipp-Reporter ging mit der Energy-Label-Liste aus dem Internet auf Einkaufstour. Er besorgte sich Mitte Dezember letzten Jahres 21 dieser angeblichen Sparbrausen. Der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfachs prüfte die Brausen unter drei Bar Druck; das entspricht dem durchschnittlichen Wert in den Schweizer Haushalten.
Fazit des Tests: Vier Brausen fielen durch. Sie lassen zwischen 12,2 und 19,4 Liter pro Minute durch:
- Territ Daily Flex
- Flash Centric
- Neoperl Shower Brausegriff
- Neoperl Studio Clean
Beim Schweizer Vertreiber der Neoperl-Produkte, der Firma H. Denzler und Co., erklärt man die schlechten Resultate mit einem Bezeichnungsfehler der Brausen. Der K-Tipp habe die falschen Produkte getestet, heisst es.
Tatsache ist: Die Wasser sparenden Brausen der Marke Neoperl tragen die Zusatzbezeichnung PCR. Doch im Internet fehlte bei den Neoperl-Brausen bis vor kurzem der Zusatz PCR. Wer sich also an der Internet-Liste orientierte, wie es auch der K-Tipp-Reporter tat, und eine angebliche Neoperl-Sparbrause kaufte, erwarb ein herkömmliches Produkt - und verschwendet seither viel Geld.
Statt den erwarteten 12 Litern fliessen pro Minute über 19 Liter in den Abfluss. Bei einer vierköpfigen Familie ergibt das einen jährlichen Mehrverbrauch im Wert von rund 330 Franken.
Thomas Vögeli von der Firma H. Denzler und Co. will für den Lapsus gerade- stehen. «Wer aus Spargründen eine Studio-Clean-Brause erwarb, kann sie umtauschen», verspricht er.
Die Internet-Liste ist übrigens am 18. Januar geändert worden. Seither tragen die Wasser sparenden Brausen die Bezeichnung PCR; der Eintrag für den Neoperl Shower Brausegriff wurde inzwischen entfernt.
Wie die Tabelle zeigt, lohnt sich ein Wechsel auf einen anderen Brausekopf allemal, gibt es doch Wasser sparende Duschbrausen bereits ab Fr. 7.90. Welchen Spareffekt das gegenüber einer herkömmlichen 19-Liter-Brause hat.
Doch nicht nur beim Duschen lässt sich Wasser sparen. Der K-Tipp zeigt auf, wie viel Wasser Sie im Haushalt ohne Komforteinbusse insgesamt sparen können.
Zur besseren Darstellung sind zwei Familien einander gegenübergestellt: die Verschwenders und die Sparers. Beide Familien bestehen aus zwei Erwachsenen und zwei Jugendlichen.
Den Berechnungen liegen ein durchschnittlicher Wasser- und Abwasserpreis von 3 Franken sowie ein Energiepreis von Fr. 3.50 pro 1000 Liter Warmwasser zugrunde.
Sparpotenzial beim Lavabo: 700 Franken
Jedes Familienmitglied putzt seine Zähne zweimal und wäscht seine Hände nach jedem WC-Gang. Die Verschwenders haben einen herkömmlichen Wasserhahn mit 15 Liter Durchfluss pro Minute. Die Sparers haben einen Wasserspareinsatz mit 8 l/min montiert. Während Verschwenders beim Zähneputzen das Wasser laufen lassen, stellen Sparers den Hahn jeweils ab.
Tipp: Ein Wasserspareinsatz kostet rund 8 Franken und ist in jedem Do-it-yourself-Shop erhältlich.
90 Franken bei der WC-Spülung sparen
Jedes Familienmitglied benutzt die Toilette viermal pro Tag. Verschwenders haben eine Anlage mit altem 9-Liter-Spülkasten ohne Stopptaste. Die Sparers haben ihren Spülkasten auf 6 Liter beschränkt und benutzen immer die Stopptaste.
Tipp: Spülkästen mit eingebauter Stopptaste können Sie auf alle Standard-WC-Schüsseln montieren. Sie kosten rund 200 Franken. Ein in den Spülkasten gelegter Ziegelstein senkt den Wasserverbrauch ebenfalls.
Bei den meisten Spülkästen können Sie die Spülmenge selber einstellen. In Ihrem Spülkasten finden Sie ein Drehrad. Mit diesem Rad können Sie den Schwimmer senken, was die Füllmenge reduziert. Achtung: Alte WC benötigen teilweise 9 Liter für eine saubere Spülung. Informieren Sie sich im Sanitärfachhandel.
Kürzer duschen spart über 200 Franken
Während Verschwenders einen herkömmlichen Brausekopf mit einem Wasserverbrauch von 19 Liter pro Minute (l/min) verwenden, duschen die Sparers mit einer Sparbrause mit 9 l/min und limitieren ihre Duschzeit auf 6 Minuten. Demgegenüber stehen Verschwenders 10 Minuten unter der Brause.
Tipp: Falls Sie aus ästhetischen Gründen den Brausekopf nicht wechseln wollen, können Sie auch mit einem Mengenbegrenzer (12 l/min) für Duschen gute Ersparnisse erzielen. Kostenpunkt: 15 Franken.
Der Geschirrspüler spart 26 Franken
Beide Familien lassen ihren Geschirrspüler jeden zweiten Tag laufen. Während bei den Verschwenders ein altes Modell im Einsatz steht (Verbrauch 40 Liter), haben Sparers ein neues Modell (Verbrauch 18 Liter).
Jährlich spülen Sparers also über 4000 Liter weniger Trinkwasser in den Abfluss. Deswegen eine neue Maschine zu kaufen lohnt sich nicht. Aber beim nächsten Kauf sollten Sie neben dem Strom- auch den Wasserverbrauch beachten.
177 Franken beim Waschen sparen
Jede Familie hat fünf Wäscheladungen wöchentlich. Die Sparers benutzen eine moderne Maschine mit 45 Liter Verbrauch pro Waschgang, die Verschwenders waschen mit einem alten Gerät mit 150 Liter Verbrauch (zur Vereinfachung rechneten wir mit dem Stromverbrauch eines Boilers, um die Waschtemperatur zu erhalten).
Beim Neukauf lohnt es sich also, auf den Wasser- und Stromverbrauch zu achten. Beachten Sie dazu das Energiesiegel.
Verschwenders verbrauchen täglich beinahe 1300 Liter Wasser. Sparers begnügen sich mit etwas mehr als 300 Liter - ohne Komforteinbusse. Familie Verschwender verprasst demnach beinahe einen Kubikmeter Trinkwasser täglich oder rund 330 000 Liter pro Jahr.
Im Budget schlägt sich diese Ersparnis deutlich nieder. Über 1900 Franken mehr berappen Verschwenders jährlich für ihre Wasser- und Stromrechnung. Und die Lebensdauer ihrer Warmwasseraufbereitungsanlage verringert sich wegen Mehrarbeit ebenfalls.
Nicht nur Einfamilienhausbesitzer können von diesen Sparmöglichkeiten profitieren. Sofern Mieter keine pauschalen Nebenkosten bezahlen, können sie eine detaillierte Nebenkostenabrechnung verlangen. Dort sollte sich der geringere Wasser- und allgemeine Warmwasser-Stromverbrauch niederschlagen.
So wurde Gerechnet - Sparen beim Wasser und beim Strom
Das Sparpotenzial der verschiedenen Duschbrausen hat der K-Tipp anhand von folgenden Annahmen ausgerechnet:
- Eine vierköpfige Familie besteht aus zwei Erwachsenen und zwei Jugendlichen. Jedes Familienmitglied duscht im Schnitt 0,6-mal pro Tag. Bei Massagebrausen steht die Einstellung auf «maximale Wassermenge».
- Der Schweizer duscht gemäss Statistiken zwischen sechs und zehn Minuten lang. Der K-Tipp rechnete mit einem Mittelwert von acht Minuten.
- In der Schweiz liegt der Wasser- und Abwasserpreis pro Kubikmeter (1000 Liter) zwischen Fr. 1.40 und deutlich über Fr. 5.-. Im Durchschnitt verrechnen die Wasserwerke etwa Fr. 3.-.
- Um einen Kubikmeter Wasser von 7 auf 37 Grad zu erwärmen, benötigt man etwa 35 Kilowattstunden Energie zu je zehn Rappen. Kostenpunkt: Fr. 3.50.
- Das Sparpotenzial errechneten wir im Vergleich mit einer Durchschnittsbrause mit einem Wasserdurchfluss von 19 Liter pro Minute.