Mit diesen Mitteln haben Mücken keinen Stich
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K-Tipp 11/2001
06.06.2001
Mückenschutz 7 von 17 Produkten sind «gut» oder «sehr gut»
Wer den Einsatz von Chemie nicht scheut, kann sich während acht Stunden problemlos vor Mückenstichen schützen. Meistens ist das aber gar nicht nötig: Auch sanftere, natürliche Produkte halten die Mücken fern.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Bald beginnt sie wieder, die Schlacht gegen lästige Blutsauger an lauen Sommerabenden - beim Waldspaziergang, auf dem Balkon und im Schlafzimmer. ...
Mückenschutz 7 von 17 Produkten sind «gut» oder «sehr gut»
Wer den Einsatz von Chemie nicht scheut, kann sich während acht Stunden problemlos vor Mückenstichen schützen. Meistens ist das aber gar nicht nötig: Auch sanftere, natürliche Produkte halten die Mücken fern.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Bald beginnt sie wieder, die Schlacht gegen lästige Blutsauger an lauen Sommerabenden - beim Waldspaziergang, auf dem Balkon und im Schlafzimmer. Während Mückenstiche in unseren Breitengraden bloss zu juckenden Schwellungen führen, sind sie in den Tropen lebensbedrohlich: In heissen Ländern übertragen Mücken gefährliche Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber und auch Würmer.
Malaria ist wegen der riesigen Verbreitung die grösste Bedrohung für Menschen - und für Reisende in Risikoländer eine echte Gefahr. Jedes Jahr erkranken 300 bis 500 Millionen Menschen an Malaria; 2,5 Millionen sterben daran. Wenn ein absoluter Schutz vor Mückenstichen möglich wäre, so müssten die Menschen diese Krankheit nicht mehr fürchten. Denn Malaria wird nur über Stiche der Mücke Anopheles übertragen.
Welche Mückenschutzmittel (Repellents) aber schützen vor den unbequemen Tierchen und wie lange bieten sie zuverlässigen Schutz? Der K-Tipp hat am Schweizerischen Tropeninstitut in Basel 17 Mückenmittel testen lassen. Fünf davon enthalten keine chemischen Wirkstoffe.
Der Test erfolgte nach der bewährten Methode des Tropeninstitutes. Die Prüfer behandeln den Unterarm einer Testperson mit dem Mückenschutz. Eine Stunde nach dem Auftragen hält die Person den behandelten Unterarm in einen mit Mückenweibchen gefüllten Käfig - während zehn Minuten. Das Prozedere wird jede Stunde wiederholt, insgesamt achtmal. Dabei zählen die Prüfer, wie viele Mücken sich auf dem Arm niederlassen und wie viele Stiche die Person davonträgt. Wenn die Wirkung des Mittels erkennbar nachlässt (oder gar nie vorhanden war), wird der Versuch abgebrochen.
DEET-Produkte wirken auch bei Personen mit «süssem Blut»
Fünf der geprüften Mittel bestanden den Test mit Bravour: Auch acht Stunden nach dem Auftragen setzte sich keine einzige Stechmücke zur blutigen Mahlzeit auf den Armen der Testpersonen nieder. Es sind dies:
- Anti Insect extra
- Kik activ
- Anti-Brumm forte
- Free-Pic ultra strong
- Exopic 12 forte
Auffällig: Diese Produkte setzen alle auf den Wirkstoff DEET (sprich «dit»). Laut Werner Rudin, Leiter des Tropeninstituts, entspricht dieses Ergebnis den Erfahrungswerten früherer Tests im Tropeninstitut. Von DEET-haltigen Produkten weiss man, dass sie auch bei Personen mit «süssem Blut», also starken Lockeigenschaften, wirken.
Teilweise enthalten die wirkungsvollsten Mittel auch DMP. Beide Stoffe sind aber gesundheitlich zumindest nicht unbedenklich.
Fast gleich gut schnitten zwei weitere Testprodukte mit nur einem Stich in acht Stunden ab:
- Anti-Brumm naturel (Testsieger bei den natürlichen Mitteln)
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- Ultrathon Insect Repellent (in der Schweiz nicht mehr im Handel). Dank dem natürlichen Hauptwirkstoff Eucalyptus citriodora wehrt Anti-Brumm naturel die Mücken mit Erfolg ab. Dieses chinesische Eukalyptusöl wird auch in England und Amerika erfolgreich zur Herstellung von Mückenmitteln eingesetzt. Zwei Produkte haben immerhin vier Stunden lang die Arme der Testpersonen zuverlässig geschützt; danach aber liess die Wirkung nach:
- M-osquito (natürliches Insektenschutzmittel mit Teebaumöl)
- Anti-Brumm sensitive
Der Wirkstoff EBAAP im Anti-Brumm hält Mücken weniger gut ab als DEET. Zudem ist der Schutz viel stärker von den Lockeigenschaften der Person abhängig, die das Mittel anwendet. Wer lieber eines der schwächeren EBAAP-Mittel benutzen möchte, probiert am besten aus, wie gut es wirkt.
Bei den als «ungenügend» beurteilten Mitteln mit synthetischen Wirkstoffen ist das schlechte Abschneiden von Autan eine grosse Überraschung - vor allem jenes von Autan active. Die Herstellerin Bayer hat beide Repellents beim Schweizerischen Tropeninstitut testen lassen; die Mittel haben diese Tests bestanden und dürfen deshalb die Garantiemarke des Tropeninstituts tragen. Für Prüfleiter Werner Rudin ist das Ergebnis der Bayer-Produkte ein Rätsel: «Ich kann mir nur vorstellen, dass es sich um einen Fehler in der Herstellung handelt.»
Bayer schrieb dem K-Tipp, die K-Tipp-Testresultate würden «in keiner Weise früheren Erfahrungen» aus Labor- und Feldversuchen entsprechen. Auch habe die Welt-Gesundheitsorganisation WHO den Autan-Wirkstoff Bayrepel als besonders wirksam empfohlen.
Noch immer sind «veraltete» Produkte auf dem Markt
Auch Exopic-Hersteller Spirig zeigte sich überrascht: «Die Testdaten für Exopic-8-Zerstäuber decken sich weder mit den bisherigen Daten des Tropeninstituts noch mit Resultaten von Tests, die wir in Nairobi haben durchführen lassen.»
Die Erfrischungstüchlein Parapic Anti Insect seien «vor über einem Jahr zurückgezogen» worden, schrieb die Herstellerin Biomed. Ebenso teilte 3M als Vertreiberin von Ultrathon mit, das Mückenmittel sei «seit bald vier Jahren ersatzlos aus dem Verkaufsprogramm gestrichen». Unglaublich: Noch immer findet man diese Produkte in Apotheken und Drogerien.
Schliesslich kritisierte Pharmaceuticals Bucher, Hersteller der beiden getesteten Free-Pic-Abwehrmittel, die Testanlage des Tropeninstituts. Sie eigne sich «nur bedingt für Produkte mit ätherischen Ölen wie Free-Pic natürlich». Denn der Einsatz solcher Mückenmittel sei nicht für Extrembedingungen vorgesehen, wie sie im Test simuliert wurden.
Schutz auch vor anderen Insekten
Getestet wurde im K-Tipp-Test mit der Aedes-Mücke, die in tropischen Ländern als Überträgerin des Gelbfiebers gefürchtet ist. Doch reicht es, die Mückenschutzmittel nur mit einer Mückenart zu testen? «Wenn ein Mittel gegen die Gelbfieber-Mücke wirkt, hält es auch die Malaria-Mücke Anopheles fern», sagt Werner Rudin. Das habe sich in unzähligen Tests gezeigt. «Natürlich lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob ein gutes Mittel gegen die Gelbfiebermücke auch gegen sämtliche 3000 Mückenarten auf der Welt wirkt.»
Mittel, die gegen Mücken schützen, helfen mit Einschränkungen auch gegen andere Insekten. «Mücken sind am einfachsten fern zu halten», hält Werner Rudin fest. «Doch sind Resultate mit Mücken auch ein Gradmesser für die abweisende Wirkung gegen Bremsen, Flöhe und Zecken - mit abnehmender Wirkung in dieser Reihenfolge.»
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Chemische Wirkstoffe - Nicht gleich mit Kanonen auf Mücken schiessen
Ob ein Sommerabend im Garten oder eine Reise in tropische Länder: Nicht immer ist ein gleich starker Mückenschutz nötig. Für den Hausgebrauch sollten Sie die Wirkstoffe DEET und DMP vermeiden. Sie können die Schleimhäute reizen und sind gesundheitlich nicht unbedenklich.
- DEET (Diethyloluamid) gelangt über die Haut in den menschlichen Organismus und kann das Nervensystem beeinträchtigen.
- DEET-Produkte nicht für Säuglinge, sparsam bei Kleinkindern und Schwangeren verwenden.
- Augen und Schleimhäute schützen.
- DEET greift Kunststoffe und Lacke an. Bringen Sie das Mückenmittel nicht in Kontakt mit Kunststoff (zum Beispiel Brille, Swatch-Uhr).
- Behandeln Sie synthetische Kleider (zum Beispiel aus Lycra und Elastan) nicht mit DEET-haltigen Produkten.
- DMP (Dimethylphthalat) wird leicht über die Haut aufgenommen und kann nierenschädigend und erbgutverändernd wirken.
- Nicht für Säuglinge und Kleinkinder geeignet.
- EBAAP (Ethyl-Butylacetylaminopropionat) kann zwar Haut und Schleimhäute reizen, ist aber ungefährlich.
- Augen und Schleimhäute schützen.
- Auch für Kleinkinder geeignet.
- Bayrepel sollten Sie nach Angaben des Herstellers nicht verwenden
- für Kinder unter zwei Jahren,
- auf geschädigten Hautstellen (z.B. bei Sonnenbrand).
Fazit: In unseren Breitengraden schützen die «sanften», gesundheitlich unbedenklichen Mittel ausreichend. Aufgrund der Testresultate sind dies vor allem
- Anti-Brumm naturel
- M-osquito Insektenschutz
So halten Sie sich Mücken vom Leib
Ob ein Mittel Insekten fern hält, ist nicht nur von den Inhaltsstoffen abhängig. Die wichtigsten Tipps vom Schweizerischen Tropeninstitut.
- Alle Körperpartien, die nicht vollständig durch Kleider abgedeckt sind, unbedingt flächendeckend einreiben oder einsprühen.
- Mücken stechen auch durch Socken und Leibchen. Wer einen Schutz durch die Kleider hindurch erreichen will, behandelt auch die Aussenseite der Kleider mit Insektizid-Spray.
- Weite, helle Kleider schützen besser als enge und dunkle.
- Produkte mit synthetischen Wirkstoffen nur dann einsetzen, wenn es wirklich nötig ist, weil sie nicht unbedenklich sind.
- Schwitzen und Abreiben verkürzen die Wirkungsdauer der Mückenschutzmittel. Tragen Sie das Mittel bereits nach vier Stunden wieder auf, auch wenn die Hersteller längeren Schutz angeben. Bei extremen Bedingungen wie beim Aufenthalt in den Tropen sollten Sie das Mittel noch häufiger auftragen.
- Auch wenn Ihnen ein schwächeres Mittel guten Schutz bringt: Nehmen Sie für die Reise in die Tropen zur Sicherheit ein starkes DEET-haltiges Mittel mit.
- Insektenschutzmittel sind in der Regel nicht wasserfest. Erneuern Sie das Insektenschutzmittel nach dem Waschen, Duschen oder Baden.
- Als Mückenschutz im Bett und für Babys im Kinderwagen ist ein Moskitonetz am besten geeignet.