Beim E-Bike «Crosswave Classic» ging nach der Dauerprüfung nichts mehr: Zuerst löste sich der Vorbau, dann der Gepäckträger, danach war das vordere Schutzblech defekt. Und am Schluss brach auch noch die Halterung der Lenkgabel. Mit einem Preis von 1499 Franken ist das Velo der Migros-Marke «Crosswave» das günstigste im Test von K-Tipp und «Kassensturz» – und gleichzeitig auch das schlechteste.
Ein deutsches Labor prüfte insgesamt zehn E-Bikes mit Tretunterstützung, die für eine Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h zugelassen sind. Diese Elektrovelos gehören zur langsamen Klasse und werden in der Schweiz am häufigsten verkauft. Ins Labor geschickt wurden Modelle im unteren Preissegment: Sie kosteten zwischen 1499 und 2690 Franken.
Ein gutes E-Bike kann auch günstig sein. Das zeigt der Testsieger «Glider V» der Landi-Eigenmarke Trelago. Es kostet 1649 Franken und schnitt in allen Prüfpunkten gut ab. Das Velo überstand den Dauertest völlig unbeschadet. In flachem Gelände und bei höchster Tretunterstützung hatte das Velo eine Reichweite von bis zu 150 Kilometern. Die meisten Strecken sind aber nicht ganz flach. Berücksichtigt man auch Anstiege, liegt die Reichweite immerhin noch bei 93 Kilometern. Das heisst: Mit einer Akkuladung schafft das Velo etwa die Strecke von Zürich nach Basel.
Im Durchschnitt erreichten die getesteten Velos eine Reichweite von 67 Kilometern. Grund für die hohe Reichweite des Trelago-Bikes: Sein Akku hat die grösste Kapazität aller getesteten Velos. Deshalb ist es mit 26,7 Kilo auch das schwerste E-Bike im Test.
Grosse Unterschiede bei der Reichweite
Drei weitere Velos schnitten im Test mit der Gesamtnote «gut» ab. Alle kosten mehr als 2000 Franken. Das «Univega Lexington 28c» von Jumbo ist mit 2690 Franken am teuersten. Mit 96 Kilometern hatte es eine höhere Reichweite als der Testsieger und von allen E-Bikes die beste Bremsleistung. Nach den 4000 simulierten Fahrtkilometern des Dauertests stellten die Laborexperten allerdings fest, dass sich einige Speichen gelockert hatten. Die ebenfalls guten «Allegro Invisible City Acil 02» und «Stoke E-Classic» überstanden den Dauertest unbeschadet.
Ungenügende Noten gab es neben dem «Crosswave»-Bike für drei weitere Velos: Beim «City Cruise» der Coop-Marke Leopard fiel der Akku nach 22 Kilometern aus dem Rahmen. Heruntergefallene Akkus sollte man laut Labor nicht mehr verwenden, denn sie könnten in Brand geraten.
Beim Bike «B’twin Elops 920E» von Decathlon brach das Schutzblech und verhakte sich zwischen Gabel und Rad. Und beim «Fischer ETD 1806» brach während des Dauertests die Felge.
Die Hersteller verweisen darauf, dass bei E-Bikes nach rund 100 Kilometern in der Regel ein Gratis-Service inbegriffen sei. Dieser diene dazu, Mängel rechtzeitig zu erkennen. Zusätzlich empfehlen sie danach einmal im Jahr einen weiteren Service.
«Fischer»-Hersteller Tegro zeigt sich überrascht über das gebrochene Hinterrad: «Wir lassen alle unsere Modelle auf dem Prüfstand testen. Felgenbrüche konnten wir bisher keine feststellen.» Auch Decathlon verweist darauf, dass das «B’twin-Bike» nach Norm getestet sei. Dabei seien keine Probleme mit Schutzblechen aufgetaucht.
Coop schreibt, dass das Leopard-Velo alle vorgeschriebenen Normtests bestanden habe. Man habe auch keine Rückmeldungen von Kunden, dass Akkus aus dem Rahmen gefallen seien. Migros vermutet, dass beim Crosswave-Bike bei der Endkontrolle die einzelnen Schrauben zu wenig angezogen wurden: «Wir werden die Filialen auf diese Thematik sensibilisieren.»
Produktqualität hat oft nichts mit dem Preis zu tun
Der Preis der Waren ist in der Regel angeschrieben – die Qualität jedoch nicht. Deshalb schickt der K-Tipp regelmässig Produkte ins Labor.
Unabhängige Institute in ganz Europa prüfen sie auf Herz und Nieren – und zwar nach Kriterien, die für Konsumentinnen und Konsumenten von Bedeutung sind.
Jede K-Tipp-Ausgabe enthält in der Regel zwei grosse Qualitätstests von Produkten des täglichen Bedarfs. Hunderte von Untersuchungen in den vergangenen 30 Jahren zeigen klar: Der Preis sagt häufig nichts aus über die Qualität eines Produkts. Günstige Artikel schneiden regelmässig gut bis sehr gut ab.
So wurde getestet
Das Prüfzentrum Velotech.de GmbH in Schweinfurt (D) hat für den K-Tipp und die Fernsehsendung «Kassensturz» zehn E-Bikes mit Tretunterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde unter die Lupe genommen. Das waren die Testkriterien im Detail:
- Robustheit: Eingespannt in einen Prüfstand, hatten alle E-Bikes eine Distanz von 200 Belastungskilometern zu bewältigen. Das entspricht in der Realität einer Laufleistung von rund 4000 Kilometern und damit bei einer mittleren Nutzung einer Lebensdauer von drei bis fünf Jahren. Dies bedeutet: Ein Kilometer auf dem Prüfstand hat mehr Widerstand und Schläge als ein Strassenkilometer in der Wirklichkeit. Während des Tests simulierten die Experten mittels Stossleisten verschiedene holprige Fahrbahnen. Zudem wurden Vorder- und Hinterrad immer wieder gebremst.
- Bremsleistung: Auf einem speziellen Prüfstand ermittelten die Tester anhand von neun Bremsvorgängen die maximale Bremsleistung bei trockener und bei nasser Fahrbahn.
- Reichweite: Auf dem sogenannten Leistungsprüfstand ermittelten die Experten die Reichweite der E-Bikes mit einer einzigen Akkuladung. Dazu beluden sie jedes Velo mit 75 Kilogramm Fahrergewicht. Zudem wurden die Pedalen mit schwankenden Bewegungen betätigt. Die Experten ermittelten so die Reichweite bei flacher Strecke in der tiefsten und der höchsten Unterstützungsstufe. Zusätzlich ermittelte das Labor die Reichweite bei maximaler Tretunterstützung und einer Steigung von 6 Prozent.
- Motorleistung: Gemessen wurde, wie stark der Motor unterstützend wirkt. Dieser Test gibt Aufschluss darüber, wie stark der Motor hilft, wenn man mit gleichmässiger Kraft tritt. Ein starker Motor ist wichtig für Fahrer, die mit ihrem E-Bike öfters steile Anstiege bewältigen oder viel Gewicht transportieren müssen.