Mit Pestiziden gespritzt, unreif oder schimmlig: Solche Tomaten verwenden Hersteller von Tomatensaucen für Pasta und andere Gerichte. So das Ergebnis des vom K-Tipp beauftragten Labors. Es prüfte 14 Fertig-Tomatensaucen auf Pestizide, Schimmelpilze und deren Gifte. Zudem analysierte es den Gehalt an Lycopin. Dieser natürliche Stoff in Tomaten stärkt das Immunsystem, schützt vor Herz-Kreislauf-Krankheiten und kann das Krebsrisiko senken. Je mehr Lycopin also ein Sugo enthält, desto gesünder ist er.
Enttäuschend: Die meisten Tomatensaucen enthielten nur wenig Lycopin. Das deutet auf die Verwendung unreifer Tomaten hin. Mehrere Produkte wiesen pro 100 Gramm nur knapp 10 Milligramm des gesunden Stoffs auf. Immerhin: Im «Sugo al basilico» der Coop-Billiglinie Prix Garantie mass das Labor pro 100 Gramm 18 Milligramm Lycopin. Fast Rekord: In früheren Tests von Tomatenprodukten von K-Tipp und «Saldo» wurde nur ein einziges Mal ein höherer Wert gemessen: Im Bio-Ketchup von Coop Naturaplan steckten 19 Milligramm pro 100 Gramm (K-Tipp 13/2017).
Belastete Tomaten zu Sauce verarbeitet
Der Laborbericht weckt keine grosse Lust auf Fertig-Sugo: In den meisten Saucen steckten Rückstände giftiger Stoffe. Gesamthaft noch gut waren nur die Bio-Produkte von Barilla und Coop Naturaplan.
Die «Tomatensauce Basilico» von Barilla sowie der teure Sugo der Migros-Edellinie Sélection wiesen Propamocarb auf. Der Pilzvernichter wird von der Pestiziddatenbank der englischen University of Hertfordshire als Nervengift eingestuft. Er verändert möglicherweise das Hormonsystem.
In 11 der 14 Sugos fand das Labor Phosphonsäure. Frei davon waren nur die drei Bio-Produkte im Test. Im konventionellen Anbau gelangt die Substanz vielfach über Dünger in die Produkte. Bio-Bauern in der Schweiz und der EU dürfen die Säure nicht einsetzen. Laut dem deutschen Bundesamt für Verbraucherschutz ist sie für Vögel, Säugetiere und Wasserorganismen ein Risiko. EU-Düngern darf die Substanz ab Juli 2022 nicht mehr zugesetzt sein. Ab dann dürfen laut dem Bundesamt für Landwirtschaft auch in der Schweiz keine phosphonhaltigen Dünger mehr ausgebracht werden.
Die Sugos von Coop Prix Garantie, Denner und Rummo enthielten zudem Dimethomorph. Die Migros-Sauce von M-Budget wies Spuren von Mandipropamid auf. Beide Fungizide sind giftig für Wasserorganismen.
Die Schweizer Höchstwerte für Pestizide wurden von keinem Produkt überschritten. Der K-Tipp bewertet solche Rückstände allerdings strenger als das Gesetz. Es legt nur Höchstwerte für einzelne Stoffe fest. Doch im menschlichen Körper ergibt der Konsum verschiedener belasteter Lebensmittel einen Pestizidcocktail. Die europäische Lebensmittelbehörde Efsa nimmt an, dass sich die Stoffe gegenseitig verstärken können.
Schimmelpilzgifte in zwölf Saucen
Unappetitlich: Viele Hersteller verwendeten offenbar verschimmelte Tomaten für ihre Saucen. Das ist riskant – denn Schimmelpilze bilden mitunter Gifte. Diese Aflatoxine können zu Nieren- und Leberschäden führen und Krebs begünstigen. Beim Kochen werden sie nur zu einem geringen Teil zerstört.
Zwölf Saucen enthielten Spuren von ein bis zwei Schimmelpilzgiften. Die gefundenen Mengen sind für Konsumenten ungefährlich. Trotzdem gab es dafür einen Notenabzug. Immerhin zeigten die Saucen von Agnesi und M-Budget, dass die Herstellung von Sugo ohne solche Gifte möglich ist.
Einen Notenabzug gab es auch für den Alnatura-Sugo: Er enthielt von allen Produkten am meisten Bromid. Dieses hochgiftige und potenziell krebserregende Mittel tötet Schädlinge. Seit 2015 ist Methylbromid weltweit verboten, da es auch die Ozonschicht schädigt. Erhöhte Bromidwerte in Lebensmitteln können auf eine Behandlung des Bodens mit Methylbromid oder auf Behandlungen im Lager zurückgehen. Bromidwerte ab 5 Milligramm pro Kilo gelten als auffällig. Der Alnatura-Sugo enthielt etwas mehr Bromid.
Das Labor prüfte auch Aussehen, Geruch und Geschmack der vierzehn Tomatensaucen. Optisch fiel kein Produkt negativ auf. Geruch und Geschmack waren meist «typisch». Die Lidl-Sauce und «Tomatensauce Basilico» von Barilla waren «sehr süss».
Vielen Sugos wird Zucker zugesetzt
Die Zutatenliste zeigt: Das Produkt von Lidl enthält 6, das von Barilla gar 7,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm – der Zucker stammt aus Tomaten oder wurde zugesetzt. Insgesamt enthielten 11 der 14 Sugos zugesetzten Zucker. Einigen Produkten wurde zusätzlich Wasser beigemischt. In den Coop-Tomatensaucen Prix Garantie und Qualité & Prix steckt laut Zutatenliste «Aroma». Und die Agnesi- Sauce der Migros enthält «pflanzliche Fasern».
Die Hersteller erklären, der zugesetzte Zucker diene «zur Geschmacksabrundung», «zum Ausgleich der Säure» oder «zur Einhaltung einer alten Tradition». Die Migros schreibt: «Ein guter Koch weiss, dass eine schmackhafte Tomatensauce mit einer Prise Zucker abgeschmeckt werden muss.» Die pflanzlichen Fasern im Agnesi-Sugo seien «Erbsenfasern» und «verhindern die Entmischung des Produkts». Barilla passt mit dem Wasser, «wie es auch zu Hause oder im Restaurant geschieht», die Konsistenz der Sauce an. Auch Migros, Aldi und Lidl bezeichnen Wasser im Sugo als «notwendig». Coop verwendet laut eigenen Angaben «keine künstlichen Aromen».
So wurde getestet
Ein deutsches Labor prüfte für den K-Tipp 14 Fertig-Sugos. Das waren die Testpunkte im Detail:
- Lycopin: Der Pflanzenfarbstoff soll vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen, das Krebsrisiko senken und generell die Abwehrkräfte stärken. Bei Tomaten schützt Lycopin die Zellen vor Sonneneinstrahlung und Hitze. Das bedeutet: Je mehr Sonne und Hitze, desto reifer die Tomaten und desto mehr Lycopin. Ein tiefer Gehalt deutet auf unreife Produkte hin.
- Pestizide: Das Testlabor suchte nach Rückständen von über 600 Pestiziden.
- Aflatoxine B1, B2, G1, G2: Das sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen. Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung gehören Aflatoxine zu den «stärksten in der Natur vorkommenden Giften und krebserzeugenden Stoffen». Sie entstehen bei falscher Lagerung oder beim Transport.
- Bromid: Bromide sind Salze der Bromwasserstoffsäure. Bromid in Lebensmitteln kann aus dem Boden stammen oder vom Begasungsmittel Methylbromid. Es ist im Direktkontakt hochgiftig und schädigt die Ozonschicht.
- Sensorische Prüfung: Das Labor prüfte Aussehen, Geruch und Geschmack der Saucen.