Sogenannte WLAN-Lautsprecher können kabellos mit dem Internet verbunden werden. Damit ist Musikhören ohne zusätzliche Receiver und Verstärker möglich. Sie empfangen Radiosender aus der ganzen Welt, streamen Musik von Spotify oder aus der eigenen MP3-Sammlung. Wer mehrere Lautsprecher hat, kann sie auf verschiedene Zimmer verteilen und miteinander verbinden. Deshalb bezeichnet man die Boxen auch als Multiroom-Lautsprecher. Die Musik lässt sich dann mit einem Smartphone oder Tablet für die ganze Wohnung zentral steuern.
Doch können die Lautsprecher punkto Tonqualität grosse Hi-Fi-Boxen ersetzen? K-Tipp und «Kassensturz» schickten zehn Geräte ins Labor Woodleyside in London. Die Experten bewerteten die Klangqualität der Lautsprecher beim Abspielen von Pop, Jazz, Klassik und Nachrichtensendungen und verglichen sie mit einer sehr guten Hi-Fi-Box. Ausserdem prüften sie, wie einfach die Boxen zu bedienen sind (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Die wichtigsten Resultate: An den Klang von guten Hi-Fi-Boxen kam keines der Produkte heran. Nur der «Sonos One Gen 2» erhielt für seinen Klang noch knapp eine gute Note. Die Experten lobten den «klaren Ton und den ausgeglichenen Bass» sowie die gut verständliche Sprache beim Radio. Weniger gut: Die Installation war im Vergleich zu den anderen Geräten umständlich. Ausserdem verbrauchte der Testsieger beim Musikhören am meisten Strom. Preislich liegt der «Sonos One Gen 2» mit 229 Franken im Mittelfeld.
Auch die teuersten Boxen nur genügend
Acht Produkte erreichten beim Klang nur eine genügende Note – darunter der eher günstige «Apple Home Pod Mini» für 110 Franken. Dieser Lautsprecher ist sehr klein und kompakt. Allerdings hatte er laut den Laborexperten «zu wenig Bass» und klang «künstlich». Immerhin spielt es bei der Apple-Box keine Rolle, ob man direkt davor oder seitlich davon sitzt – sie tönte in allen Positionen gleich.
Auch die beiden teuersten Produkte im Test schnitten nur mit einer genügenden Note ab. «Teufel Holist S» und «Bose Home Speaker 300» kosten rund 300 Franken. Beim Bose-Produkt bemängelten die Tester einen «unnatürlichen Bass», und die Teufel-Box hatte bei Nachrichtensendungen einen «nasalen» und «kratzenden» Ton.
Am schlechtesten bewerteten die Experten die Tonqualität des Lautsprechers «Pure DiscovR»: Der Klang war bei allen Musikstilen «dumpf». Gesprochene Beiträge tönten «nasal» und stellenweise so, «als ob sie unter Wasser aufgenommen worden sind». Der Klang war sogar noch schlechter, wenn die Experten seitlich von der Box sassen. Insgesamt erhielt der Lautsprecher daher ein «ungenügend». Wer seine Box aber zum Beispiel mit auf den Balkon nehmen will, kann dem «Pure DiscovR» dennoch etwas abgewinnen: Als einziges Produkt im Test verfügt er über einen eingebauten Akku und kann so ohne Stromkabel betrieben werden. Ausserdem war er mit einem Preis von rund 100 Franken der günstigste Lautsprecher im Test.
Pure verweist darauf, dass die Klangqualität der DiscovR-Box in anderen Tests gut bewertet wurde. Denon ist überrascht über die Bewertung «ungenügend» bei der Inbetriebnahme: «Wenn man den Anweisungen der App folgt, ist die Einrichtung sehr einfach.» Die Laborexperten hatten Mühe, bei der Denon-Box die WLAN-Verbindung herzustellen.
Abhörgefahr beim Mikrofon
Der K-Tipp liess nicht überprüfen, wie gut die zehn Lautsprecher punkto Datenschutz sind – ob also private Informationen gesammelt und ausgewertet werden. Grundsätzlich gilt: Ein gewisses Risiko besteht bei fast allen Geräten, die mit dem Internet verbunden und über Apps gesteuert werden. Es ist meistens nicht klar, wie intensiv die Hersteller private Daten über die App abholen. Die meisten getesteten Geräte verfügen über ein eingebautes Mikrofon. So lassen sich die Lautsprecher per Sprachbefehle steuern. Das ist zwar bequem, aber heikel. Denn über das Mikrofon können die Benutzer abgehört werden. Der K-Tipp empfiehlt daher, bei solchen Boxen die Sprachsteuerung auszuschalten. In der Regel ist das über die Funktion «Einstellung» in der App möglich.
Nur zwei Boxen im Test hatten kein eingebautes Mikrofon: «Symfonisk» von Ikea und «M3» von Bang und Olufsen.
Hi-Fi-Anlage anschliessen
Platten- oder CD-Spieler lassen sich mit Multiroom-Lautsprechern verbinden. So kann beispielsweise die Lieblingsplatte im Wohnzimmer über die Hi-Fi-Anlage laufen, und über die Multiroom-Box hört man sie auch in der Küche oder im Schlafzimmer.
Die Verbindung stellt man mit einem sogenannten WLAN-Konnektor her. Dieser lässt sich mit einem Cinch-Kabel an den Verstärker anschliessen. Danach muss man den Konnektor mit dem WLAN verbinden. Wichtig ist der passende Konnektor:
- Wer Sonos-Lautsprecher hat, benötigt einen Sonos Port (463 Franken bei Digitec.ch)
- Zu Yamaha-Boxen passt der Konnektor Yamaha WX AD 10 (175 Franken, erhältlich bei Interdiscount)
- Zur Einbindung in ein Denon-Netzwerk braucht man einen Denon Heos Link HS2 (429 Franken bei Hubacherhifi.ch)
- Zur Verbindung mit Teufel-Produkten gibt es den Teufel Connector (229 Franken bei Teufel.ch)
Achtung: Das Einrichten der Verbindung ist nicht ganz einfach, wie ein Test der deutschen Stiftung Warentest von 2017 zeigte.
So wurde getestet
Das spezialisierte Labor Woodleyside in London testete die Multiroom-Boxen nach folgenden Kriterien:
Klangqualität: Alle Lautsprecher wurden nach Herstellerangaben aufgebaut, eingestellt und angeschlossen. Wo möglich, wurde das Betriebssystem auf den neusten Stand gebracht. Danach bewerteten die fünf Experten die Klangqualität beim Hören der Stücke «Here To Stay» (Pat Metheny Group), «War» (Frankie Goes to Hollywood), «Galway Girl» (Ed Sheeran) und «Your Song» (Rita Ora) sowie der «Fünften Symphonie» (Beethoven). Ausserdem beurteilten sie die Qualität beim Hören von Radiobeiträgen und von Hörspielen («The Archers» und «Harry Potter»). Geprüft wurde die Klangqualität zuerst frontal – also wenn der Hörer direkt vor dem Lautsprecher sitzt –, danach von allen Seiten.
Handhabung: Wie einfach lassen sich die Geräte anschliessen und in Betrieb nehmen? Ist die Bedienung per App, WLAN oder am Gerät einfach oder kompliziert? Wie viel Strom verbraucht der Lautsprecher im Standby- und im Betriebsmodus? Beim «Pure DiscovR» wurde zudem die Akkulaufzeit registriert.
Verarbeitungsqualität: Sind die Lautsprecher hauptsächlich aus Plastik oder aus robusteren Materialien gefertigt? Ist alles fest verarbeitet, oder gibt es lockere Stellen? Ausserdem wurde der Frequenzgang gemessen. Dieser gibt Auskunft darüber, wie gleichmässig ein Lautsprecher die Brandbreite von sehr tiefen bis zu sehr hohen Tönen wiedergibt.