Nagellack ist nicht gerade günstig: 10 Milliliter kosten bis zu 13 Franken. Doch teuer heisst nicht frei von Schadstoffen. Das zeigt ein Test des Gesundheitstipp. Das beauftragte Labor untersuchte 14 Produkte. Das Resultat: Alle Nagellacke enthielten Stoffe, welche die Gesundheit gefährden – Nitrosamine. Sie erhöhen das Risiko für Krebs bereits in kleinsten Mengen. Der Gehalt der Proben schwankte von 20 bis über 200 Mikrogramm pro Kilo Lack. In sieben Produkten wies das Labor mehr als 100 Mikrogramm Nitrosamine pro Kilo nach. Sie erhielten eine ungenügende Note. Zum Vergleich: Bei Ratten bewirkte die Aufnahme von 1 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht ein erhöhtes Krebsrisiko, wie das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung kürzlich festhielt. Es gibt keinen sicheren Schwellenwert. Die Schadstoffe in Nagellacken stammen aus Verunreinigungen von Rohstoffen oder entstehen beim Lagern des fertigen Lacks. Der Körper nimmt Nitrosamine über die Haut, über die Nägel oder durch das Einatmen auf.
Phenol kann Nieren und Blut schädigen
Die Produkte der Marke Catrice von Coop City und Opi von Manor enthielten zudem Phenol. Hersteller verwenden die Substanz bei der Produktion von Kunststoffen. Sie reizt Schleimhäute, Haut und Augen. Im Körper kann Phenol Nieren und Blut schädigen, das ist seit Jahrzehnten bekannt. Beide Produkte schnitten deswegen insgesamt schlecht ab (siehe Tabelle im PDF).
Der Nagellack von L’Oreal war als einziger gut punkto Nitrosamine, enthielt jedoch einen hormonaktiven UV-Filter – wie viele Sonnencremes. Das gab eine Note Abzug. Hormonaktive Substanzen können den Hormonhaushalt oder die Fruchtbarkeit stören.
Der Kosmetikkonzern Coty schreibt, dass all ihre Produkte – Opi, Max Factor und Manhattan – den gesetzlichen Bestimmungen genügen würden. Diese Limiten sind allerdings viel zu hoch. Laut Berichten des Kantonslabors Basel und des Chemischen Untersuchungsamts in Karlsruhe (D) liegt der Eingreifwert zurzeit bei über 450 Mikrogramm pro Kilogramm. Coty schreibt weiter, Nitrosamine seien in den gemessenen Konzentrationen kein Risiko für die menschliche Gesundheit. Trotzdem gibt das Unternehmen an, bereits vor zwei Jahren ein neues Projekt gestartet zu haben. Ziel: die Nitrosamine im Nagellack zu reduzieren. Wenn möglich wolle man die Stoffe ganz vermeiden.
Cosnova vertreibt die Marken Catrice und Essence und argumentiert ähnlich. Das Problem der Nitrosamine im Nagellack sei erst seit 2015 allgemein bekannt. Seither versuche man in Arbeitsgruppen und mit eigenen Analysen den Gehalt der Stoffe zu verkleinern. Cosnova sagt, zurzeit teste man verschiedene Stoffe, die verhindern sollen, dass sich im Nagellack Nitrosamine bilden.
Auch Lidl und Benecos-Hersteller Cosmondial geben an, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um den Nitrosaminanteil stärker zu senken.
«Saldo»-Test: Meist ist der Lack schnell ab
Ein Test von «Saldo» ergab, dass viele Nagellacke rasch abblättern («Saldo» 11/2017). Im Praxistest erreichte von den zwölf geprüften Produkten nur ein Lack knapp eine gute Note: der rote «Nail Laquer Russian Roulette» von Essie mit der Note 4,8. Alle anderen Produkte verloren unter alltäglicher Belastung schnell ihren Glanz oder splitterten ab.
Naturkosmetik verwenden oder ...
Wer nicht auf Nagellack verzichten möchte, sollte folgende Tipps beherzigen:
Greifen Sie zu Naturkosmetik.
Die deutsche Zeitschrift «ÖkoTest» konnte im vergangenen Jahr in einem Test belegen, dass der Nagellack «Natural Nail Polish» der Naturkosmetikmarke Logona keine messbaren Nitrosamine und auch keine anderen Schadstoffe enthielt.
Nagellacke von Logona sind in der Schweiz zum Beispiel in Bioläden, bei Ecco-verde.ch oder bei Galaxus.ch erhältlich. Nachteil: Diese Produkte sind teuer – ein Fläschchen kostet um die 20 Franken. Logona-Lacke funktionieren auf der Basis von Schelllack – ein harziger Stoff, den man von Schildläusen gewinnt.
Andere Hersteller von Naturkosmetik verwenden Wasser als Grundzutat. Nachteil: Solche Lacke trocknen in der Regel sehr langsam und splittern deutlich schneller ab als klassisch hergestellte Nagellacke.
... einige Zeit auf Nagellack verzichten
Machen Sie mal eine Pause.
Nagellack und auch Nagellackentferner trocknen die Nägel aus. Daher ist es sinnvoll, immer mal wieder einige Zeit keine Farbe aufzutragen und die Nägel während der Pause mit fettenden Cremes zu pflegen.
Verwenden Sie öfters Klarlack.
Farblose «Top Coats» der bekannten Marken Essie und Maybelline enthielten im Test von «Öko-Test» weniger Schadstoffe als farbige Nagellacke. Mit einem Klarlack lassen sich ebenfalls glänzende Akzente setzen.
Nägel stets schützen: Tragen
Sie verschiedene Lacke auf. Ein farbloser Unterlack, den man zuerst bis an die Nagelränder aufträgt, schützt den Nagel vor Verfärbungen durch Farblack und gleicht Unebenheiten aus. Wichtig: Bevor man den farbigen Lack aufträgt, muss die Grundierung komplett trocken sein. Das braucht etwas Geduld. Perfekt wird das Endergebnis, wenn man den farbigen Nagellack noch mit einem Überlack schützt.