Nicht alle sind ganz dicht
Die besten Jacken sind zwar nicht billig, jedoch wasserdicht und extrem atmungsaktiv: Gleich drei getestete Frauen- und Männer-Modelle sind «sehr gut». Und zwei bieten ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Inhalt
K-Tipp 12/2007
20.06.2007
Letzte Aktualisierung:
10.11.2009
Rolf Muntwyler
Wasserdicht einkleiden kann man sich einfach und günstig: mit Ölzeug. Allerdings wird es unter der dicken Plastikschicht schnell einmal warm. Funktionelle Outdoor-Jacken hingegen versprechen nicht nur trockene Kleider bei Regenwetter, sondern auch angenehmen Tragekomfort dank guter Atmungsaktivität.
Meist wird die Wasserdichtigkeit nur am atmungsaktiven Jackenstoff getestet. Mit diesen Werten, der Wassersäule, werben auch die Hersteller. Die heiklen Punkte sind aber ...
Wasserdicht einkleiden kann man sich einfach und günstig: mit Ölzeug. Allerdings wird es unter der dicken Plastikschicht schnell einmal warm. Funktionelle Outdoor-Jacken hingegen versprechen nicht nur trockene Kleider bei Regenwetter, sondern auch angenehmen Tragekomfort dank guter Atmungsaktivität.
Meist wird die Wasserdichtigkeit nur am atmungsaktiven Jackenstoff getestet. Mit diesen Werten, der Wassersäule, werben auch die Hersteller. Die heiklen Punkte sind aber Nähte und Reissverschlüsse. Im Regentest der Empa St. Gallen wird die Jacke als Ganzes geprüft: Sie wird einer Puppe über ein T-Shirt angezogen und stark beregnet. Anschliessend bewerten die Experten, wie nass das Shirt geworden ist.
Wie es um Wasserdichtigkeit, Abperleffekt und Atmungsaktivität von Outdoor-Jacken bestellt ist, liessen K-Tipp und Kassensturz deshalb bei der Empa testen. Zusätzlich bewerteten acht Feuerwehrleute jede Jacke in Bezug auf ihren Komfort beim Tragen, beim An- und Ausziehen sowie auf weitere Punkte in der Handhabung. Die zwölf geprüften Jacken kosten zwischen 129 und 399 Franken.
Die Modelle von The North Face, Mammut und Jack Wolfskin übertreffen mit ausgezeichneten Laborwerten die Konkurrenz - Gesamturteil «sehr gut». Circadian Jacket von The North Face und Terra von Mammut haben trotz Extremberegnung im Test fast kein Wasser durchgelassen, die drittplatzierte Jack Wolfskin Highland blieb gar vollkommen trocken. Sie ist erst noch die günstigste Jacke der drei Top- Shots (Fr. 259.-).
Schon fast sensationell ist die Atmungsaktivität von Circadian Jacket und Terra. «Es ist verblüffend, dass man eine so gute Wasserdampfdurchlässigkeit erreicht», sagt Empa-Projektleiter Markus Weder. «Vor ein paar Jahren hätte man das für unmöglich gehalten.» Punkto Atmungsaktivität deutlich schwächer, aber immer noch «gut» ist die Jack-Wolfskin-Jacke Highland.
Auch die Modelle von Columbia und Salewa sind extrem atmungsaktiv. Doch wegen schwacher Noten im Praxistest verpassten beide Modelle das Gesamturteil «sehr gut». Kritikpunkte waren bei Columbia der Reissverschluss - er bleibt an der Innenblende hängen -, die kleinen Taschen sowie das unangenehme Gefühl auf der Haut. Der Verkaufsleiter für Columbia Europa schreibt dazu, die verwendete Membrane Gore-tex Paclite sei für minimales Packvolumen und Gewicht konzipiert. «Es wird daher bewusst auf ein zusätzliches Innenfutter verzichtet.»
Das Gleiche gilt für Salewa Plaisir. Als störend empfanden die Feuerwehrleute das unangenehme Gefühl auf der Haut. Alle notierten zudem: «Reissverschluss geht schwer/ klemmt». Salewa schreibt: «Es ist normal, dass ein wasserdichter Reissverschluss zu Beginn schwer läuft.» Weil die Kritikpunkte den Gebrauch der Jacke stark einschränken, wurden 10 Punkte abgezogen. Dank der guten Laborresultate erhält Salewa Plaisir trotzdem das Gesamturteil «gut».
Drei Eigenmarken sind «ungenügend»
Damit haben alle Modelle über 250 Franken mindestens «gut» abgeschnitten. Bei den günstigen Jacken ist das bei einem der Fall: Hajk Bergen 2 für 129 Franken hat eine ausgezeichnete Wasserdichtigkeit, bei der Atmungsaktivität allerdings muss man Abstriche machen.
Durchgefallen sind drei Eigenmarken: K-Tec (Athleticum), Vögele sowie Colonial (Manor). Die beiden Letzteren sind überhaupt nicht wasserdicht. Nach dem Beregnungstest an der Empa-Puppe waren die untergezogenen Leibchen nass.
Vögele schreibt: Gemäss Angaben des Herstellers verfüge die Outdoor-Jacke über eine Wassersäule von 3000 mm und sei «auch bei den verschweissten Nähten dicht». Diese Jacke ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine passable Wassersäule noch lange keine wasserdichte Jacke ergibt. Das Wasser konnte im schlecht abgedichteten Bereich der Kapuze eindringen.
Colonial wies offensichtliche Verarbeitungsfehler auf. Prüfleiter Weder dazu: «Die Nähte sind zum Teil nicht abgedichtet.» In dieser Qualität ist die Jacke bei einem Regenschauer unbrauchbar. Zum ebenfalls «ungenügenden» Modell von K-Tec bezog Athleticum keine Stellung.
Einkauf und Pflege: Darauf müssen Sie achten
Einkauf
Atmungsaktive Jacken lassen Dampf nach aussen entweichen. Allerdings: Bei nassem, warmem Wetter kann auch der beste Jackenstoff nicht alle Feuchtigkeit nach aussen transportieren. «Water-repellent», «water-resistant» und «wasserabstossend» bedeutet bloss, dass die Jacke einem kleinen Regen widersteht. Mit «waterproof» oder «wasserdicht» bezeichnete Jacken müssen mindestens eine Wassersäule von 1300 mm aufweisen. Heute betrachtet man Jacken aber erst ab 3000 mm als wasserdicht.
- Überprüfen, ob die Nähte auf der Innenseite mit Bändern abgedeckt sind.
- Jacke so gross kaufen, dass ein Pulli oder Faserpelz darunter Platz hat.
- Jacken mit Nähten auf den Schultern sind für häufige Einsätze mit Rucksack ungeeignet. Eine Verstärkung in diesem Bereich ist von Vorteil.
- Eine Blende - am besten je eine von beiden Seiten - sollte den Reissverschluss vor Regen schützen und fixierbar sein (Klettverschluss, Knöpfe).
- Für Einsätze mit Rucksack sind die Taschen häufig hoch platziert (oberhalb Hüftgurt). Für den täglichen Einsatz ist das oft nachteilig.
- Der Kragen muss bis oben hin verschliessbar sein, darf aber nicht am Hals scheuern.
- Kapuze überprüfen: Ist sie gross genug? Lässt sie sich anpassen? Ist freie Sicht gewährleistet, dreht sie sich mit, wenn man den Kopf dreht?
- Ärmel sollen lang genug sein. Ärmelbündchen mit verstellbaren Klettverschlüssen sind ein Plus.
- Belüftungsschlitze unter den Armen und am Rücken sind eine grosse Hilfe gegen Schwitzen.
Pflege
- Die Jacke nur wenn nötig und mit Woll- oder speziellem Pflegewaschmittel waschen und zweimal spülen, um Waschmittelreste zu entfernen.
- Keine Weichspüler: Sie verstopfen die Poren.
- Imprägnieren (mit Spezialmittel) schützt die Jacke vor Schmutz - und macht manchmal scheinbar undichte Jacken wieder funktionstüchtig.
(rom)
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