Nicht weniger als 77 Millionen Benutzerinnen und Benutzer haben bisher auf dem Portal Youtube ein rund drei Minuten langes Schminkvideo angeschaut. Der Beitrag zeigt eine junge Inderin, die mit einem flüssigen Eyeliner kunstvoll einen perfekten Lidstrich zieht. Wie schön die schwarze Linie wird, hängt allerdings nicht nur von der Anwendung ab, sondern auch von der Qualität des Produkts. K-Tipp und «Kassensturz» liessen deshalb 14 Flüssig- Eyeliner bekannter Marken in einem Praxistest prüfen. Das beauftragte Labor untersuchte die Produkte zudem auf kritische Stoffe. Zu den getesteten Produkten zählten günstige Eyeliner ab 3 Franken bis hin zu teuren Markenprodukten für 21 Franken pro Stift.
Resultat: Im Praxistest erzielten neun Eyeliner eine gute Note, darunter das günstigste Produkt im Test von Wet n Wild. Die anderen Eyeliner schnitten beim Schminken lediglich genügend ab. Fünf Laborexpertinnen beurteilten das Auftragen, die Intensität der Farbe, das Verlaufen und Trocknen der Produkte sowie deren Haltbarkeit (siehe «So hat der K-Tipp getestet»).
Mit der Gesamtnote 5,4 ist der Eyeliner von Artdeco der Testsieger. Er schaffte in allen Kriterien des Praxistests gute bis sehr gute Noten. Das gelang sonst nur noch dem Produkt der Naturkosmetikmarke Benecos.
Alle restlichen Eyeliner hatten mindestens eine Schwachstelle. Die Produkte von Essence und MAC liessen sich deutlich weniger leicht auftragen als die Eyeliner von Catrice, Wet n Wild und Revlon. Mit dem teuersten Eyeliner im Test – Ultra Precision von L’Oréal Paris – brachten die Anwenderinnen trotz aller Bemühungen keinen intensiv schwarzen Lidstrich zustande. Produkte wie jene von Collistar und Rimmel neigten dazu, auf dem Lid unschön zu verlaufen.
Viele Frauen greifen zu wasserfesten Eyelinern – in der Annahme, dass deren Strich lange haltbar sei. Der Test zeigt allerdings: Auch Produkte, die laut den Angaben der Hersteller nicht wasserfest sind, sorgten für einen lange haltbaren Lidstrich. Die Eyeliner von Maybelline und H & M erzielten bei diesem Kriterium sogar die besten Bewertungen im Praxistest. Die Expertinnen beurteilten je sechs Stunden nach dem Auftragen, ob die Farbe verwischt, verblichen oder abgebröckelt war.
Ein Lidstrich ist eine heikle Sache. Denn die Haut um die Augenpartie ist im Vergleich zur Haut an anderen Körperstellen viel dünner und deshalb auch empfindlicher. Das Auge selber ist noch sensibler. Umso wichtiger ist es, dass Eyeliner frei von schädlichen Stoffen sind. Das war bei insgesamt acht Produkten der Fall.
Nitrosamine höchst problematisch
Einige Hersteller verwenden in ihren Eyelinern Duftstoffe. Das gilt unter anderem für die Naturkosmetikprodukte von Sante und Benecos. Das Labor wies darin unter anderem Limonen und Linalool nach. Diese Duftstoffe sind zwar nur schwach allergen. Doch durch den Kontakt mit Sauerstoff und Wärme oxidieren sie schnell. Auf diese Weise entstehen Stoffe, die laut dem europäischen Ausschuss für Verbrauchersicherheit die Haut stärker reizen können.
Im Eyeliner von NYX fand das Labor ausserdem Nitrosamine. Diese Stoffe gelten als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen. Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikoforschung bewirkte bereits die Aufnahme von kleinsten Mengen bei Ratten ein erhöhtes Krebsrisiko. Einen sicheren Schwellenwert gibt es für solche Stoffe nicht.
L’Oréal, verantwortlich für NYX, zeigt sich vom festgestellten Gehalt an Nitrosaminen überrascht. Spuren solcher Stoffe könnten bei der Verwendung von einigen Rohmaterialien aber unvermeidbar sein. L’Oréal kündigt an, man werde selber weitere Untersuchungen durchführen.
Je weniger Zutaten, desto besser
Beim Einkauf ist es für Konsumenten schwierig einzuschätzen, ob ein Produkt für empfindliche Haut geeignet ist. Genereller Tipp: Kosmetika mit möglichst wenigen Inhaltsstoffen wählen – je kürzer die Zutatenliste, desto besser. Der beste Eyeliner im Test (Artdeco) enthält «nur» elf Substanzen, beim Produkt von NYX sind es mehr als doppelt so viele. Herstellerhinweise wie «sensitiv» oder «dermatologisch getestet» sind keine verlässlichen Gradmesser. Denn für solche Angaben gibt es laut der deutschen Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen keine festgelegten Standardregeln oder Testanforderungen.
So hat der K-Tipp getestet
Das Labor Dr. Wirts + Partner im deutschen Hannover prüfte für den K-Tipp und die TV-Sendung «Kassensturz» 14 schwarze Flüssig-Eyeliner. Die Testkriterien im Überblick.
- Praxistest: Fünf Laborexpertinnen schminkten sich mit den Eyelinern. Sie bewerteten Auftragen, Farbintensität, Verlaufen, Trocknen und Haltbarkeit.
- Allergene Duftstoffe: Das Labor suchte nach 26 allergenen Duftstoffen. Diese müssen ab einem Gehalt von 10 Milligramm pro Kilo auf der Verpackung der Produkte deklariert sein. Gehalte unter dieser Grenze gelten gemäss dem europäischen Ausschuss für Verbrauchersicherheit für die meisten Menschen als sicher.
- Schwermetalle: Das Labor analysierte die Proben auf Arsen, Blei, Nickel, Quecksilber, Kadmium und Antimon. Ergebnis: Kein einziges Produkt enthielt solche Schwermetalle.
- Nitrosamine: Diese Stoffe erhöhen bereits in kleinsten Mengen das Risiko für Krebs. Der Körper nimmt Nitrosamine über die Haut, die Nägel oder durch die Atmung auf.
- PAK: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) können über Farbpigmente in Kosmetika gelangen. Einige der Stoffe können die Fortpflanzung sowie Ungeborene schädigen, das Erbgut verändern und Krebs verursachen. Ergebnis:Von den getesteten Eyelinern enthielt kein einziger PAK.