Von zwölf getesteten Gesichtsreinigungslotionen enthielten lediglich drei keine heiklen Duftstoffe. Und nur mit gut der Hälfte der Produkte kann man sich schnell und sauber abschminken. Das zeigt der K-Tipp-Test.
Gesichtsreinigungsmilch gilt als besonders schonend. Laut Werbung sorgen die Produkte «für ein porentief reines, sanftes Hautgefühl» und «pflegen zart».
Doch auf solche Versprechungen ist wenig Verlass: Sieben Produkte im Test waren ungenügend. Nur eine einzige Gesichtsmilch schaffte die Bestnote: Die «Take The Day Off Cleansing Milk» von Clinique reinigte die Haut sehr gut und enthielt auch keine heiklen Duftstoffe. Diese Qualität hat einen stolzen Preis: Das Produkt kostet fast 19 Franken pro 100 Milliliter und ist damit mit Abstand das teuerste im Test.
Ombia von Aldi ist gut und günstig
Ein Vielfaches günstiger ist die Gesichtspflege mit der Reinigungsmilch Ombia aus dem Aldi: Sie reinigte die Haut gut und enthielt keine problematischen Parfümstoffe. Keine heiklen Duftstoffe enthielt auch die Milch von I am Face aus der Migros. Sie erzielte aber bei der Reinigungsleistung nur eine genügende Note – wie auch die Lotionen von Nivea, Cien (Lidl), Naturaline (Coop) und I am Natural (Migros). Im Labor mussten die Lotionen in einem Härtetest roten Lippenstift und schwarze Wimperntusche von der Haut entfernen. Fast alle Produkte hatten mit der Wimperntusche mehr Mühe als mit Lippenstift.
Bei vielen Lotionen besteht beim Einsatz von allergisierenden Duftstoffen massives Verbesserungspotenzial: In neun Fällen fanden sich zum Teil gleich mehrere Duftstoffe, die die Gesichtshaut reizen oder Allergien auslösen können. Fünf Substanzen, die das Labor fand, gelten aus Sicht des wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit der EU als «besonders kritisch».
Sieben der zwölf getesteten Lotionen enthielten zum Beispiel die Parfümstoffe Limonen und Linalool. Limonen duftet frisch nach Zitrone und Orange, Linalool süsslich-herb nach Lavendel. Auch Geraniol mit seinem rosenartigen Geruch ist ein oft verwendeter Aromastoff. Diese Stoffe können vor allem dann stärker allergisierend sein, wenn sie mit Sauerstoff in Kontakt kommen.
Weitere blumige Noten verstecken sich hinter Bezeichnungen wie Butylphenyl-Methylpropional, Alpha-Isomethyl und Cinnamyl-Alkohol. Die Substanzen lassen Kosmetika nach Maiglöckchen, Veilchen und Hyazinthe riechen.
In Bezug auf Konservierungsmittel besteht kein Anlass zur Kritik: Kosmetika müssen vor Keimbefall geschützt sein, damit sie nach dem Öffnen haltbar bleiben. Bei Gesichtsreinigungsmilch verwenden die Hersteller vor allem Phenoxyethanol. Kosmetika für Erwachsene dürfen diese Substanz gemäss Kosmetikverordnung in einer Menge von maximal 1 Prozent enthalten. Der gemessene Gehalt lag bei allen Produkten unter diesem Wert.
In der Milch von Nivea fand das Labor eine kleine Menge Methylparaben. Diese Substanz gehört jedoch zu einer Kategorie von Parabenen, die in der verwendeten Konzentration als unbedenklich gilt.
Die Hersteller der getesteten Produkte argumentieren in ihren Stellungnahmen alle ähnlich und verweisen darauf, dass die Lotionen primär zur Reinigung der Haut vorgesehen seien. Zum Abschminken von Augen- oder Lippen-Make-up führe man im Sortiment andere Produkte, schreibt unter anderem Coop. Auch die Migros hält fest, dass ihre Gesichtslotionen nicht für das Entfernen von Mascara entwickelt worden seien. Santé teilt mit, wegen der Duftstoffe Limonen und Linalool verwende man für die Reinigungsmilch eine undurchsichtige Flasche mit sehr kleiner Öffnung. So komme der Inhalt kaum mit Sauerstoff in Kontakt. Die als stark allergen eingestuften Stoffe Citral und Geraniol würden nur in geringen Mengen eingesetzt.
So wurde getestet
Zwei Labors testeten Gesichtsreinigungsmilch, die für jeden Hauttyp geeignet ist.
Das SGS Institut Fresenius im österreichischen Wörgl überprüfte, wie gut sich die Haut mit den Lotionen abschminken lässt. Das Labor Eurofins in Hamburg (D) suchte gezielt nach heiklen Inhaltsstoffen.
Reinigungsleistung: Wie gut entfernen die Produkte Schminke von der Haut? Um das zu überprüfen, trugen die Experten schwarze Wimperntusche und roten Lippenstift auf den Unterarm von je zehn Probandinnen auf. Dann wurde die Haut mit der Gesichtsreinigungsmilch gesäubert. Vor und nach dem Reinigen mass das Labor die Hautfarbe mit einem Spektralfotometer: Je kleiner der Unterschied der abgeschminkten Haut zur Ursprungsfarbe, desto besser das Produkt.
Konservierungsmittel: Konservierungsstoffe verlängern die Haltbarkeit von Kosmetikprodukten. Einige dieser Substanzen, wie zum Beispiel Thiazolinone, können Allergien auslösen. Die Laboranalysen zeigen jedoch, dass die Hersteller mit Konservierungsmitteln sparsam umgehen. Ihre Produkte enthielten nicht mehr davon als erlaubt.
Allergene Duftstoffe: Die Experten aus Hamburg suchten nach 26 potenziell allergenen Duftstoffen. Diese müssen bei Produkten, die auf der Haut verbleiben, ab 10 Milligramm pro Kilo auf der Verpackung deklariert sein. Die Bewertung des K-Tipp richtet sich nach den Empfehlungen des Wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit der Europäischen Kommission. Dieses Gremium unterscheidet Duftstoffe nach ihrem Allergiepotenzial.
Deshalb lohnt sich die Reinigung des Gesichts
- Die Gesichtshaut ist den ganzen Tag unbedeckt der Umwelt ausgesetzt.
- Im Gesicht ist die Haut dünner als am restlichen Körper und reagiert deshalb empfindlicher auf äussere Einflüsse.
- Schmutz, Schweiss und Make-up verschliessen die Poren.
- Auf gereinigter Haut können pflegende Cremes ihre Wirkung besser entfalten.
- Reine Haut sieht gesünder und jünger aus.