Nur drei schwere Südländer mit der Note «gut»
Wer intensiv duftende Rotweine mit mediterranem Charme mag, ist gut bedient mit einem Primitivo oder einem Zinfandel. In der K-Tipp-Degustation gabs aber für neun von zwölf Weinen nur ein «befriedigend».
Inhalt
K-Tipp 07/2012
31.03.2012
Letzte Aktualisierung:
27.08.2014
ezw/arb
Zwei Namen, eine Sorte: Der Primitivo ist eine süditalienische Rotweinsorte, der Zinfandel dagegen wächst in Kalifornien. Trotzdem kann man Weine aus diesen beiden Sorten direkt miteinander vergleichen. Grund: Sie sind genetisch identisch. Der Zinfandel ist nämlich nichts anderes als ein Primitivo, der von italienischen Auswanderern im 19. Jahrhundert in die USA exportiert und dort mit viel Erfolg angepflanzt wurde. Die klimatischen Bedingungen Süditaliens für die Wei...
Zwei Namen, eine Sorte: Der Primitivo ist eine süditalienische Rotweinsorte, der Zinfandel dagegen wächst in Kalifornien. Trotzdem kann man Weine aus diesen beiden Sorten direkt miteinander vergleichen. Grund: Sie sind genetisch identisch. Der Zinfandel ist nämlich nichts anderes als ein Primitivo, der von italienischen Auswanderern im 19. Jahrhundert in die USA exportiert und dort mit viel Erfolg angepflanzt wurde. Die klimatischen Bedingungen Süditaliens für die Weine sind mit denen Kaliforniens vergleichbar.
Intensives Aroma, hoher Alkoholgehalt
Primitivo-Trauben gedeihen vor allem in Apulien, im Absatz des italienischen Stiefels. Sie werden jeweils bereits Mitte August gelesen – deshalb der Name. Er hat nichts mit «primitiv» zu tun, sondern meint «frühreif». Primitivo wie Zinfandel bringen Weine von intensiver, dunkler Farbe hervor. Sie sind vollmundig, kraftvoll und würzig und weisen vergleichsweise viel Alkohol auf. Es sind Weine, die nicht durch Finesse oder feingliedrige Eleganz auffallen, sondern durch Wucht und intensive Aromen. Kein Wunder, diente der Primitivo lange Zeit vor allem dazu, den eher schwachbrüstigen Weinen des Nordens etwas mehr Fülle zu verleihen.
Die K-Tipp-Degustation ergab folgende Resultate: An die Spitze des Klassements schafften es der Primitivo di Manduria Collection Giordiano 2010, der intensiv nach Zimt und Weichseln duftet (erhältlich bei Coop für Fr. 13.40). Gleich gut bewertet wurde der kraftvolle, gut strukturierte Zinfandel Rancho Zabaco 2007 von Manor für Fr. 14.95. Zu überzeugen wusste auch der Primitivo di Salento 2011 von Lidl für Fr. 5.95, der durch üppige, süsse Gewürz- und schwarze Beerennoten bestach und sich im Gaumen weich und rund zeigte – mit schöner Beerenfrucht und einer feinen Säure.
Auffallend: Die zwei besten Weine in der Degustation sind zugleich diejenigen mit dem meisten Alkohol. Der erstklassierte Primitivo di Manduria 2010 hat 14,5 %, der kalifornische Zinfandel 2007 gar 15 %. Das ist mehr als die restlichen degustierten Weine, von denen die meisten zwischen 13,5 und 14,5 % Alkohol enthalten. Doch für den Alkohol gilt das Gleiche wie für Restsüsse, Säure oder austrocknende Gerbstoffe: Entscheidend ist das Gleichgewicht des Weins.
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