Die Schweizer verbrauchen im Schnitt 2,6 Zahnbürsten im Jahr. Damit sind sie zusammen mit den Japanern (2,8 Bürsten) Weltspitze. Entsprechend gross ist die Auswahl an Zahnbürsten. Diverse Marken, Ausführungen, Farben und Härtegrade machen das Angebot unübersichtlich.
saldo schafft Abhilfe: Die Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde der Universität Giessen (D) prüfte die Qualität von 20 weichen Handzahnbürsten. Beurteilt wurden Borstenabrundung, Ergonomie und Borstenverankerung. Nicht bewertet wurde die Reinigungsleistung der Bürsten, weil diese stark von der Zahnputztechnik abhängig ist.
Colgate: Der Testsieger hat schön abgerundete Borsten
Fazit: Das Urteil «sehr gut» erreichte nur eine Zahnbürste, die Colgate 360° soft. Sieben weitere Zahnbürsten erhielten immerhin die Note «gut».
Wichtigstes Kriterium war die Borstenabrundung. Sind die Borsten schlecht abgerundet, können sie beim Putzen das Zahnfleisch verletzen. In Verbindung mit einer scheuernden Zahnpasta können auch die Zähne selbst Schaden nehmen. Von blossem Auge ist nicht ersichtlich, ob die Borsten rund oder scharfkantig sind. Deshalb prüften dies die Tester unter dem Mikroskop. Danach unterteilten sie die Borsten in «akzeptabel» und «nicht akzeptabel».
Das beste Ergebnis bei diesem Kriterium erreichte die Colgate-Zahnbürste: Sie hat einen Anteil von 97 Prozent akzeptablen Borsten und birgt somit praktisch kein Verletzungsrisiko. Die anderen Bürsten liegen deutlich zurück: Immer noch gut mit über 75 Prozent akzeptablen Borsten sind Elmex inter X (78,3 %), Sensident ultra 4 (76,6 %) und Purodent sensitive (75,2 %). Die geprüften Zahnbürsten erhielten bei diesem Kriterium die Note «genügend» nur, wenn ihr Anteil an passablen Borsten mindestens 50 Prozent beträgt. Sieben Zahnbürsten lagen unter dieser Marke. Deutlich abgefallen sind Carrefour Tech’ mit nur 22,1 Prozent und Monte-Bianco mit dürftigen 18,7 Prozent gut abgerundeten Borsten.
Naturborsten: Laut Experten ein Hygieneproblem
Bei der Monte-Bianco-Bürste handelt es sich um ein Modell mit Naturborsten. Die Herstellerfirma Frisetta schreibt in ihrer Stellungnahme: «Wir schleifen die Naturborsten nur leicht an, um eine Verletzung des Zahnfleischs zu vermeiden.» Weil Naturborsten hart und spröde seien, bestehe die Gefahr, dass sie sich während des Schleifens spalten.
Zahnmediziner raten vom Gebrauch von Naturborsten ab. Martin Jung, Oberarzt am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Uni Giessen, erklärt, weshalb: «Im Unterschied zu synthetischen Borsten gibt es bei Naturborsten oft ein Hygieneproblem. Und beim Gebrauch entstehen darin tiefe Spalten und Risse bis zum Schaft.» Naturborsten sind rau und haben einen hohlen Markkanal, in dem sich Keime ansiedeln können.
Carrefour kann sich das schlechte Ergebnis der Tech’-Bürste nicht erklären. Laut Sprecher Michel Donath würden die Qualitätskontrollen des Herstellers ein deutlich besseres Ergebnis zeigen. Migros schreibt, dass die Candida-Parodin- und die Candida-Multicare-Zahnbürsten von der Uni Zürich auf ihre Verletzungsgefahr hin getestet und als sehr gut beurteilt worden seien. Coop ist der Ansicht, dass bei der Dentalux-design-Zahnbürste keine Irritation des Zahnfleisches erfolge, obwohl die Rundung der Borsten nicht überall symmetrisch sei. Dasselbe schreibt Trisa zu den Ergebnissen der Flexible-Head-Bürste. Und Unilever hält fest, dass bei internen Tests der Anteil nicht akzeptabler Borsten für die beiden Signal-Zahnbürsten viel tiefer lag. Auch Glaxo Smith Kline versichert, dass die Sensodyne-Zahnbürste bei eigenen Untersuchungen bessere Ergebnisse erzielt habe.
Einzig Denner reagiert mit Taten auf die Ergebnisse des Tests und nimmt das Modell Purodent vorübergehend aus dem Sortiment. Dies, obwohl sie mit über 75 Prozent passabel abgerundeten Borsten mit dem Testurteil «gut» abschneidet. «Die Herstellerfirma setzt sich selbst strengere Qualitätsstandards und toleriert maximal 6 Prozent nicht optimal abgerundete Borsten», begründet Denner-Sprecherin Grazia Grassi diesen Schritt.
Ergonomie: Drei Modelle mit einer Note Abzug
Diese Reaktion und das sehr gute Ergebnis von Colgate zeigen, dass es den Herstellern sehr wohl möglich ist, Zahnbürsten mit sauber abgerundeten Borsten zu produzieren.
Nicht bewertet wurde die Borstenabrundung bei der Meridol-Zahnbürste, weil sie über spezielle Borsten verfügt, die zur Spitze hin dünner werden. Laut der Herstellerfirma Gaba seien diese Borsten besonders weich und würden sich beim Kontakt mit Zahn und Zahnfleisch umlegen. Weil es eher unwahrscheinlich ist, dass von dieser Art Borsten ein Verletzungsrisiko ausgeht, hat sich saldo entschlossen, die spezielle Meridol-Zahnbürste nicht mit den andern zu vergleichen und kein Gesamturteil abzugeben.
Damit die Zahnreinigung optimal gelingt, muss die Zahnbürste einige wichtige ergonomische Kriterien erfüllen. Der Griff sollte kompakt und rutschfest sein. Um auch die Backenzähne gut zu erreichen, sollte der Griff der Zahnbürste abgewinkelt und der Bürstenkopf klein und abgerundet sein. Drei Zahnbürsten erfüllten mehrere Kriterien beim Prüfpunkt Ergonomie nicht: Monte-Bianco, Dentalux sensitive und Purodent sensitive.
Borstenverankerung: 18 von 20 Modellen sind nur genügend
Die Zahnbürsten-Hersteller wenden verschiedene Verfahren an, um die Borsten im Kopf der Bürste zu verankern. Am häufigsten werden die Borstenbüschel mit Hilfe eines Metallplättchens im Bürstenkopf verklemmt. Nachteil: Es entsteht ein Hohlraum, in dem sich Bakterien ansiedeln können. 18 der 20 geprüften Zahnbürsten sind nach diesem Prinzip konstruiert, weshalb sie beim Kriterium Borstenverankerung nur die Note «genügend» erreichten.
Aus hygienischer Sicht weniger problematisch sind die Zahnbürsten Colgate 360° und Oral B. Bei diesen Bürsten wurden die Borsten am Boden mit einer dünnen Schicht Kunststoff fixiert, dabei entstehen weniger Hohlräume, was im Test mit der Note «gut» belohnt wurde. Optimal wäre es, wenn die Borstenbüschel einer Zahnbürste vollständig im Bürstenkopf eingeschweisst wären. Dieses Verfahren wurde jedoch bei keiner der Zahnbürsten im Test angewendet.
Zähneputzen: Eine Frage der richtigen Technik
- Die Zähne mindestens zweimal täglich nach dem Essen reinigen. Am besten weiche oder allenfalls mittelharte Zahnbürsten verwenden. Harte Zahnbürsten können Zahnfleisch und -schmelz schädigen.
- Zahnzwischenräume mit Zahnseide reinigen.
- - Beim Putzen nicht zu stark gegen Zähne und Zahnfleisch drücken. Nach dem Reinigen gut spülen, Zahnpasta nicht schlucken.
- Nach dem Genuss von sauren Lebensmitteln eine halbe Stunde warten, bis man die Zähne putzt. Sonst kann der Zahnschmelz beschädigt werden.
- Zahnbürste mindestens alle drei Monate wechseln. Nach Gebrauch so aufbewahren, dass der Kopf offen trocknen kann.
- Manche Hersteller bauen Kunststofflamellen in die Bürstenköpfe ein. Diese Teile sollen die Zähne polieren. Fachleute zweifeln an dieser Wirkung. Fest steht: Schwer zugängliche Bereiche lassen sich auch mit einer solchen Membran nicht besser reinigen.
- Herkömmliche Zahnbürsten mit einem flachen Bürstenfeld sind nicht schlechter als Zahnbürsten, bei denen die Borsten in verschiedenen Längen und Richtungen angebracht sind. Zwar gibt es Studien, die belegen, dass sich mit den neuartigen Bürsten Zahnzwischenräume und Zahnhälse besser reinigen lassen. Andere Untersuchungen zeigen aber, dass mit einer guten Putztechnik auch flache Bürstenfelder die Zähne gründlich reinigen.
So wurde getestet
Borstenabrundung: Die Borsten wurden gereinigt und danach mit einer leitfähigen Schicht aus Gold bedampft, um sie anschliessend unter dem Rasterelektronenmikroskop zu fotografieren. Beurteilt wurden die Borstenenden in fünf verschiedenen Regionen der Bürste. Je nach ihrer Form wurden die Borsten in akzeptable oder nicht akzeptable Abrundungen unterteilt.
Ergonomie: Die Bürste wurde vermessen und begutachtet, ob sie folgende Kriterien erfüllt: griffiger, kompakter und abgewinkelter Handgriff, kleiner und abgerundeter Bürstenkopf, optimale Grösse des Bürstenfeldes (Länge: 17-40mm, Breite: 11-13 mm, Borstenhöhe: 9-13mm), Durchmesser der Borsten: <0,23 mm.
Borstenverankerung: Der Bürstenkopf wurde quer durchtrennt und unter dem Mikroskop betrachtet, um die Art der Verankerung festzustellen.