Nur neun von zwölf Bürsten schonen die Zähne
Wenn die Borsten einer Zahnbürste nicht sauber abgerundet sind, droht Zähnen und Zahnfleisch Verletzungsgefahr. Im K-Tipp-Test war bloss ein Modell «sehr gut».
Inhalt
K-Tipp 09/2009
03.05.2009
Letzte Aktualisierung:
05.05.2009
Jeannette Büchel
Noch werden die Zähne in den meisten Haushalten mit mechanischen Zahnbürsten geputzt. Deshalb wollten K-Tipp und «Kassensturz» wissen, wie es um deren Qualität bestellt ist, und schickten zwölf Produkte ins Labor. Im Test waren nur Bürsten mit weichen und mittelharten Borsten. Harte Zahnbürsten wurden nicht geprüft, denn sie können Zahnfleisch und Zahnschmelz schädigen.
Eingekauft wurden die wichtigsten Markenprodukte sowie B...
Noch werden die Zähne in den meisten Haushalten mit mechanischen Zahnbürsten geputzt. Deshalb wollten K-Tipp und «Kassensturz» wissen, wie es um deren Qualität bestellt ist, und schickten zwölf Produkte ins Labor. Im Test waren nur Bürsten mit weichen und mittelharten Borsten. Harte Zahnbürsten wurden nicht geprüft, denn sie können Zahnfleisch und Zahnschmelz schädigen.
Eingekauft wurden die wichtigsten Markenprodukte sowie Bürsten der Billiglinien von Coop und Migros. Die sehr häufig verkaufte Meridol-Zahnbürste wurde nicht getestet, weil sie anders konstruiert und deshalb nicht vergleichbar ist: Ihre Borsten werden gegen das Ende dünner und laufen spitz zu, sodass sie sich beim Kontakt mit den Zähnen umbiegen.
In der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde der Universität Giessen (D) nahmen die Experten die Zahnbürsten buchstäblich unter die Lupe: Unter dem Elektronenraster- mikroskop prüften sie, wie schön die Borsten abgerundet sind (siehe «So wurde getestet» unten). Zudem beurteilten die Fachleute, wie ergonomisch die Zahnbürsten gestaltet sind. Im Test nicht berücksichtigt wurde die Reinigungsleistung – denn diese hängt stark von der individuellen Zahnputztechnik ab, weniger von der Bürste.
«Sehr gut» für die Colgate 360°
Das wichtigste Kriterium war also die Borstenabrundung. Damit die Zähne sanft und schonend gereinigt werden, müssen die Borsten möglichst glatte, runde Enden haben. Sind sie spitz, ausgefranst oder scharfkantig, kann man sich beim Zähneputzen das Zahnfleisch verletzen. Wer zusätzlich eine scheuernde Zahnpasta verwendet, kann sogar die Zähne selbst schädigen.
Nur ein Produkt erreichte das Gesamturteil «sehr gut»: Colgate 360°. Über 87 Prozent aller Borsten sind bei dieser Zahnbürste optimal abgerundet. Auch ergonomisch gibt es kaum etwas auszusetzen. Bereits vor knapp zwei Jahren überzeugte dieses Produkt in einem «Saldo»-Test. Es schnitt damals ebenfalls mit der Bestnote ab – als einziges von 20 Modellen. Der Test hat grosse Qualitätsunterschiede gezeigt: Einmal mehr bestätigte sich, dass gute Produkte nicht teuer sein müssen. Auch günstige Zahnbürsten, etwa aus den Billiglinien von Migros und Coop, reinigen die Zähne schonend: Knapp 80 Prozent ihrer Borsten sind gut abgerundet – dies bei einem Preis von nur 43 Rappen pro Zahnbürste.
Manch ein teureres Produkt kann da nicht mit-halten. Eher enttäuschend sind zum Beispiel die Resultate der teuersten Zahnbürste im Test: Die «Swiss Smile» kostet Fr. 10.65 und erreicht nur das Gesamturteil «genügend». Gerade mal die Hälfte der Borsten sind bei diesem Fabrikat akzeptabel. Thomas Flatt von Swiss Smile Cosmetics betont, dass die Borsten dieser Zahnbürste sehr dünn und dicht angeordnet seien und die Endabrundung deshalb nur eine untergeordnete Rolle spiele. Eine exaktere Rundung sei technisch nicht machbar.
Ergonomie: Bestnote für drei Bürsten
Als einziges Testprodukt schneidet «Candida Sensitive» von der Migros mit «ungenügend» ab: Kümmerliche 11 Prozent aller Borsten sind abgerundet. Dies, obwohl der Grossverteiler die «Sensitive» speziell für die Pflege empfindlicher Zähne anpreist. Migros-Sprecher Urs Peter Näf: «Von den schlechten Werten sind wir überrascht, da sie sich nicht mit den Testwerten des Lieferanten decken. Wir klären den Sachverhalt und prüfen Verbesserungen.»
Punkto Ergonomie erreichen alle Zahnbürsten gute oder sehr gute Noten. Besonders positiv aufgefallen sind Trisa, Elmex und Signal – alle drei Produkte erhielten hier die Bestnote 6. Ist der Bürstenkopf abgewinkelt, erreicht man die hinteren Backenzähne besser. Nicht alle Bürsten verfügen über diesen Vorteil: Er fehlt bei den Testprodukten von Colgate, Combident und Prix Garantie.
Die Auswahl an Zahnbürsten ist riesig. Viele haben spezielle Borstenfelder mit abgeschrägten oder vorstehenden Borsten und Lamellen. Ob diese zusätzlichen Details helfen, die Zähne besser zu reinigen, ist allerdings unklar. Martin Jung, Oberarzt am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Uni Giessen, sagt: «Fundierte Hinweise für einen Zusatznutzen gibt es nicht. Auch mit einer klassischen Zahnbürste mit planem Borstenfeld lassen sich die Zähne gut reinigen.»
Tipps fürs Zähneputzen
Für die optimale Zahnpflege brauchts nebst einer guten Bürste auch die richtige Putztechnik. Hier die wichtigsten Tipps:
- Zähne zweimal täglich putzen. Übrigens: Zu häufiges Putzen schadet.
- Für die Reinigung der Zahnzwischenräume Zahnseide oder Interdentalbürsten verwenden.
- Nur weiche oder mittelharte Zahnbürsten kaufen.
- Beim Putzen möglichst systematisch vorgehen, damit alle Zähne und Zahnflächen erreicht werden.
- Beim Reinigen nicht zu viel Druck aufsetzen. Zahnpasta nicht schlucken.
- Zahnbürste nie mit anderen gemeinsam benützen.
- Bürste nach Gebrauch immer gut abspülen und offen trocknen lassen.
- Zahnbürste spätestens alle drei Monate ersetzen.
So wurde getestet
Die Spezialisten der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde der Universität Giessen (D) untersuchten die Zahnbürsten im Auftrag von K-Tipp und «Kassensturz». Die Kriterien:
- Borstenabrundung: Die Fachleute trennten die Köpfe von den Zahnbürsten ab, reinigten sie im Ultraschallbad, liessen sie trocknen und bedampften sie mit einer dünnen, leitfähigen Schicht aus Gold. Danach kontrollierten sie unter dem Rasterelektronenmikroskop die Abrundung der Borsten. Als akzeptabel gelten Borsten, die halbkugelförmig abgerundet sind, und solche, die abgeflacht und seitlich abgerundet sind. Nicht akzeptabel sind hingegen Borsten, die ausgefranste, schräge oder spitze Enden haben. Zahnbürsten, die weniger als 50 Prozent gut abgerundete Borsten haben, erhielten bei diesem Prüfkriterium eine ungenügende Note.
- Ergonomie: Für ein optimales Putzergebnis muss eine Zahnbürste bestimmte ergonomische Kriterien erfüllen: Der Handgriff sollte möglichst griffig und kompakt sein. Günstig ist es, wenn man Daumen und Zeigefinger darauf abstützen kann. Um auch an schwer erreichbare Stellen zu gelangen, sollte der Bürstenkopf abgewinkelt, nicht zu gross und abgerundet sein. Die Borsten dürfen nicht zu lang sein (maximal 13 Millimeter). Zudem dürfen bei weichen und mittelharten Zahnbürsten die einzelnen Borsten nicht dicker als 0,23 Millimeter sein.
Test: Zahnbürsten für Kinder
Der K-Tipp hat auch die Qualität von Kinderzahnbürsten getestet. Die Ergebnisse werden in der nächsten Ausgabe vom 20. Mai publiziert.