Der K-Tipp schickte zwölf leichte Trekkingschuhe für Männer ins Testlabor. Sie eignen sich für Wanderungen bis etwa zur Baumgrenze, aber nicht für Touren im Hochgebirge. Alle getesteten Modelle gibt es auch für Frauen.
Neun Trekkingschuhe schnitten gut ab. Testsieger wurde das teuerste Modell: Der «Tonale Men GTX» von Meindl für knapp 280 Franken war der einzige Schuh, der in allen Prüfkriterien mindestens gut abschnitt. Er liess kein Wasser eindringen, Innenfutter und Einlegesohle waren robust. Zudem transportierte das Meindl-Modell Feuchtigkeit gut nach aussen. Der zweitplatzierte Schuh «Cyclone GTX» von Scarpa für gut 160 Franken ist einer der günstigsten im Test. Punkto Atmungsaktivität war er sogar etwas besser als der Testsieger. Das Innenfutter war aber weniger scheuerbeständig.
Gore-Tex garantiert nicht trockene Füsse
Alle Wanderschuhe im Test enthielten eine dünne Gewebeschicht (Membran), die vor dem Eindringen von Wasser schützen soll. Mit Ausnahme eines Modells blieben die Schuhe beim Test dicht. Die bekannteste Gewebeschicht ist Gore- Tex. Sie soll wasserdicht und atmungsaktiv sein. Der Test zeigt jedoch, dass Gore-Tex nicht immer trockene Füsse garantiert. So drang beim «Terrex Ax4 Mid Gore-Tex» von Adidas bereits nach 40 Minuten Wasser ein. Bereits im letzten Test von Wanderschuhen im Jahr 2017 waren zwei Produkte mit der Gore-Tex-Membran nicht wasserdicht («Saldo» 6/2017).
Auch Schuhe aus anderem Material können die Füsse trocken halten. So liess etwa der mit Abstand günstigste Schuh, «MH100» von Quechua für 70 Franken, kein Wasser durch. Dafür schnitt er im Scheuertest des Innenfutters am schlechtesten ab. Es bildeten sich Knötchen. Das kann dazu führen, dass man beim Laufen schneller Blasen bekommt. Zudem war die Atmungsaktivität ungenügend. Schweiss konnte schlecht nach aussen gelangen. Auch der Schuh von 36 Nord fiel bei dieser Prüfung durch.
Interessant: Der «X Ultra 4 Mid GTX» von Salomon schaffte bei der Atmungsaktivität gerade noch eine genügende Note. Das inzwischen nicht mehr erhältliche Vorgängermodell «X Ultra Mid 2GTX» hatte im Test von «Saldo» bei der Atmungsaktivität noch sehr gut abgeschnitten. Salomon schreibt, dass am Gewebe leichte Anpassungen für eine bessere Stabilität vorgenommen worden seien. Das könne einen Einfluss auf die Atmungsaktivität haben.
Immer wieder ein Problem bei Wanderschuhen sind Sohlen, die sich ablösen. Frühere Tests zeigten, dass dies im Neuzustand nicht vorkommt.
Der K-Tipp liess die Wanderschuhe deshalb unter UV-Licht künstlich altern und prüfte dann, ob sich die Sohlen ablösen liessen. Das war nicht der Fall.
Allerdings sind die Bedingungen in der Realität anders als im Labor. Die Sohle wird brüchig, weil viele Wanderschuhe Laufsohlen oder Zwischensohlen aus Polyurethan (PU) haben. Das Material sorgt zwar für eine hohe Dämpfung, doch die darin verwendeten Weichmacher verdampfen mit der Zeit. Dieser Vorgang heisst Hydrolyse – und macht die Sohle brüchig. Damit Wanderschuhe lange einsatzfähig bleiben, sind die richtige Pflege und Lagerung sehr wichtig. Komplett verhindern lässt sich die Hydrolyse aber nicht.
Auch bei Wanderschuhen können die Preise im Internet stark variieren. So kostete der Testsieger «Tonale Men GTX» von Meindl Anfang Juni bei Bergzeit.ch 207 Franken – gut 70 Franken weniger als beim Einkauf auf der Internetseite des Herstellers Meindl.ch.
Adidas schreibt, dass der Schuh in eigenen Tests dicht gewesen sei, man werde aber die den Produktionsprozess überprüfen.
Gute Multifunktionsschuhe
Wanderschuhe bleiben teilweise sehr lange auf dem Markt. Beispiel: Einige gute Multifunktionsschuhe aus einem Test des «Gesundheitstipp» sind immer noch erhältlich:
Sehr gute Multifunktionsschuhe («Gesundheitstipp» 6/2020):
- Lowa Innox Evo GTX Lo (Fr. 179.90, Transa.ch)
Gute Multifunktionsschuhe:
So wurde getestet
Der K-Tipp liess zwölf Wanderschuhe in zwei Labors auf folgende Punkte untersuchen:
- Scheuerbeständigkeit: Ein Muster des Futtermaterials wurde mehr als 50 000 Mal in trockenem Zustand und rund 13 000 Mal in nassem Zustand gegen ein Standardgewebe gescheuert. Die Einlegesohle 10 000 Mal in trockenem und 2000 Mal in nassem Zustand.
- Wasserdichtigkeit: Der Schuh wurde auf einen Kunstfuss aufgezogen und in einem Gehsimulator befestigt. Dieser befindet sich in einer Wanne, die so weit mit Wasser gefüllt ist, dass der Wasserspiegel 2 cm über den Sohlenrand reicht. Der Gehsimulator lief drei Stunden lang. Währenddessen überwachten die Experten mit einer Widerstandsmessung ständig, ob Wasser in den Schuh eintritt.
- Atmungsaktivität: Das Labor prüfte die Wasserdampfdurchlässigkeit der Ober- und Futtermaterialien.
- Trocknungszeit: Die Experten benetzten das Innere des Schuhs mit Wasser. Dann liessen sie den Schuh bei 23 Grad Raumtemperatur trocknen. Die Experten wogen die Schuhe vor und nach der Benetzung sowie während der Trocknungsphase regelmässig.
- Sohlenhaftung: Das Labor liess die Wanderschuhe vor der Prüfung künstlich altern. Dazu wurden sie während 400 Stunden UV-Licht ausgesetzt. Danach spannten die Experten die Wanderschuhe in eine Zugprüfmaschine ein. Anschliessend befestigten sie eine Abreissklemme an der Sohlenspitze und massen die Kraft, bei der sich die Sohlenspitze vom Schuh löst. Dann wurde die Sohle vom Schuh abgerissen und die Haftung im Spitzen-, Ballen- und im Gelenkbereich gemessen.