Hungrig warten Zecken im Frühsommer in Wiesen und Wäldern darauf, sich mit Blut von Mensch und Tier vollsaugen zu können. Ein Biss ist zwar schmerzlos. Doch Zecken können die zwei Krankheiten Borreliose und Frühsommer-Meningitis (FSME) übertragen. Gemäss dem freiwilligen Meldesystem des Bundes liessen sich dieses Jahr bis Mitte Mai 3000 Menschen wegen Zeckenbissen behandeln. In 900 Fällen wurde dabei Borreliose diagnostiziert, in 14 Fällen FSME.
Unbehandelt kann Borreliose Gelenkentzündungen und Nervenschäden verursachen. Eine Infektion mit FSME-Viren kann zu bleibenden Lähmungen führen.
Umso wichtiger ist der Schutz mit passenden Kleidern – oder mit Anti-Zecken-Mitteln: Die meisten Produkte gibt es in praktischer Sprayform. Die Inhaltsstoffe wirken entweder direkt auf der Haut oder auf den Kleidern. Anti-Zecken-Sprays sollen im besten Fall verhindern, dass Zecken überhaupt auf den Menschen krabbeln. Im zweitbesten Fall sollen die Tiere durch die Wirkstoffe des Sprays so abgeschreckt werden, dass sie nicht beissen und sich wieder fallen lassen.
Der K-Tipp prüfte, wie gut und wie lange Zeckensprays mit chemischen und natürlichen Inhaltsstoffen wirken. Die Spezialisten von Insect Services in Berlin testeten dazu 15 verschiedene Produkte.
Die Experten untersuchten unter Laborbedingungen, ob sich im Wald gefangene hungrige junge Zecken von den Mitteln abschrecken lassen. Die Wirkung der Sprays wurde stündlich während insgesamt acht Stunden geprüft. Jedes Produkt musste sich gegen 120 Zecken bewähren (siehe Kasten «So wurde getestet» auf der nächsten Seite).
Herstellerangaben sind übertrieben
Das Ergebnis des Tests: Die meisten Hersteller versprechen viel zu viel. Nur gerade 3 der 15 Produkte hielten die auf der Verpackung angegebene Wirkungsdauer ein. Sieben Sprays hielten die Blutsauger nicht einmal eine Stunde wirksam auf Distanz. Bei Zeck-Weg, dem schlechtesten Produkt im Test, konnte das Labor praktisch überhaupt keine Wirkung feststellen.
Der Test hat auch gezeigt, dass wirksamer Schutz nicht teuer sein muss. Der Testsieger, No Skito, ist mit Fr. 5.95 pro 100 Milliliter nämlich gleichzeitig das günstigste Mittel. Es hielt im Test acht Stunden lang 99,2 Prozent aller Zecken fern.
Dasselbe sehr gute Ergebnis erreichte Anti Brumm Naturel. Es ist aber deutlich teurer (Fr. 10.60 pro 100 ml). Günstig und im Gesamtergebnis ebenfalls noch sehr gut ist Anti Insect Zecken aus der Migros.
Das teure Anti Brumm Zecken Stopp wirkte innerhalb von acht Stunden etwas weniger effektiv, aber immerhin noch gut.
Genügend schneiden Viticks-Cool Zecken & Mücken sowie der Anti-Bite-Zeckenspray von McNett ab. Bei Viticks stellte das Labor fest, dass die abschreckende Wirkung teilweise sehr hoch war, teilweise aber auch sehr niedrig. Ein Spezialfall ist auch AntiBite. Es ist das teuerste Mittel im Test und erreichte mit einer Abschreckungsquote von insgesamt 94,2 Prozent einen guten Wert – die Anfangswirkung war aber nur gering. In der ersten Stunde nach dem Auftragen wirkt AntiBite wenig – danach sehr gut.
Hersteller McNett will auf die Testergebnisse reagieren und auf der Flasche den Anwendungshinweis anpassen. Viticks-Cool-Hersteller Alpha Biocare und Galenica, Hersteller von Anti Brumm Zecken Stopp, schreiben, man habe in eigenen Tests mit menschlichen Probanden die deklarierte Wirkungsdauer von sechs Stunden immer erreicht.
Anfangswirkung bei vier Mitteln schlecht
Aufgrund der schlechten Anfangswirkung und der geringen Wirkungsdauer schneiden vier Mittel ungenügend ab: Insectfree Zeckenspray, Kik activ, Insect Zero Zeckenspray und Parazeet Zecken. Alle diese Mittel verfügen aber immerhin während der ganzen Prüfzeit von acht Stunden über eine genügende Schutzwirkung. Nicolas Dietrich von der Martec Handels AG schreibt dem K-Tipp, dass Kik activ primär ein Mückenspray sei und sich der 12-Stunden-Schutz auf Mücken beziehe. Auf der Verpackung heisst es aber: «Kik activ schützt bis zu 12 Stunden zuverlässig vor stechenden Insekten.» Neben einer Mücke ist dort auch eine Zecke abgebildet.
In jedem Prüfpunkt ungenügend sind die Produkte Nikwax Skito-Stop, Cl’Air Antizeck und No-bite Kleider. Beinahe wirkungslos waren Picksan Zeckenstopp Spray und Zeck Weg, die darum die Gesamtnote «schlecht» erhielten. Zum Picksan-Spray schreibt der Hersteller Alpha-Biocare, dieses Anti-Zecken-Mittel sei mittlerweile mit neuer Zusammensetzung auf dem Markt. Zeck-Weg-Hersteller Christoph Lang sagt: «Unsere treue Kundschaft ist sehr zufrieden mit dem Mittel.»
Der Test belegt auch, dass Sprays mit natürlichen Substanzen so gut wirken wie Mittel mit chemischen Inhaltsstoffen. Dies sieht man an den zwei Erstplatzierten No Skito und Anti Brumm Naturel. Auch die Produkte Zeck-Weg, Picksan, Anti Bite und Anti Zeck verfügen über natürliche Wirkstoffe. Die Letztplatzierten Picksan und Zeck-Weg basieren jedoch allein auf ätherischen Ölen. Sie wirkten am schlechtesten.
Effizient sind die Wirkstoffe p-Methandiol-3.8-diol, Icaridin, Deet und Ebaap. Sie schrecken alle stechenden Insekten ab.
Ein Sonderfall ist No-bite Insektenschutz Kleider: Dieser Spray wird auf Textilien gesprüht und enthält als Wirkstoff Permethrin. Er soll in erster Linie Insekten abtöten, weist aber auch abschreckende Eigenschaften auf. Darum wurde Nobite ebenfalls getestet. Die abschreckende Wirkung betrug aber nur 67,5 Prozent. Laut dem Hersteller ist das Mittel in erster Line als Imprägnierung von Textilien gegen Mückenstiche gedacht. Der Schutz, den es gegen Zecken biete, sei nicht vergleichbar mit der Anwendung eines Hautsprays.
Andreas Schildknecht
Gut schliessende Kleider tragen
Zecken lauern vor allem in hohem Gras und Büschen. Sie halten sich maximal 80 Zentimeter über dem Boden auf. Erst ab 1500 m ü. M. kommen in der Schweiz keine Zecken mehr vor.
Wichtig bei der Anwendung aller Anti-Zecken-Mittel: Den Spray ausreichend und gut verteilt auftragen. Neben insektenabweisenden Mitteln helfen Stiefel und geschlossene Kleider. Wirksam ist auch, die Socken über die Hosenbeine zu ziehen. Schnell erkennbar sind Zecken am besten auf heller Kleidung. Nach dem Aufenthalt im Freien sollte man sich gründlich absuchen (lassen). Findet man eine Zecke, sollte man sie möglichst rasch mit einer Pinzette gleichmässig und gerade aus der Haut ziehen. In Hochrisikogebieten wie den Kantonen Thurgau und Zürich trägt ungefähr jede hundertste Zecke den FSME-Virus in sich. Die Gefahrenkarte für die Schweiz findet man unter www.bag.admin.ch in der Rubrik «Infektionskrankheiten».
So wurde getestet
- Testanordnung: Das Berliner Labor Insect Services untersuchte im Auftrag des K-Tipp die Wirkung von 15 Anti-ZeckenSprays. Um menschliche Einflüsse auszuschalten, wurde eine technische Methode gewählt.
Die Experten trugen jeweils 1,7 mg/cm2 Mittel auf Filterpapier auf. Das Filterpapier montierten sie dann auf eine sich drehende Messingtrommel in einem klimatisch stabilen Versuchsraum. Die Temperatur auf der Oberfläche des Papiers betrug 35,5 Grad Celsius. Für den Test verwendeten die Experten in der Natur gefangene Zecken. Sie wählten jeweils 15 bissbereite Zecken pro Stunde aus und hielten sie mit einem Glasstab in die Nähe des Filterpapiers. - Gesamtwirkung: Wie viel Prozent der 120 getesteten Zecken pro Spray wurden im Durchschnitt während der achtstündigen Versuchszeit abgeschreckt?
- Anfangswirkung: Wie lange dauert es nach dem Auftragen, bis sich die ersten Zecken nicht mehr abschrecken lassen?
- Wirkungsdauer: Wie lange schützt das Anti-Zecken-Mittel anhaltend vor mindestens 90 Prozent aller Tiere?