Am Strand und in Badeanstalten wimmelt es im Sommer nur so von Gummibooten. Doch wie sicher sind diese Boote? Mitte Mai verloren zwei junge Männer ihr Leben, als sie im Rheinkanal mit einem solchen Gummiboot unterwegs waren. Der K-Tipp hat deshalb zehn «Badeböötli» einem Praxistest unterzogen (siehe unten «So wurde getestet»).
Die Testresultate sind bedenklich:
- Einsteigen: Bei vier von zehn getesteten Booten beginnen die Probleme schon beim Einstieg. Zum Beispiel beim Modell von Interdiscount: Zwei Ruder machen sich trotz Halterung selbständig und schwimmen davon. Dieses Boot knickt beim Einstieg stark ein. Auch bei den Modellen Sunsports, Sevylor und Super Speed ist das Einsteigen eine wacklige und unsichere Sache.
Das Einsteigen vom Wasser aus ist bei allen Booten für Kinder und schwergewichtige Personen schwierig bis unmöglich. Grund: zu hohe und zu breite Bordwand. Bei vier Booten (Challenger, Bestway Super Speed, Interdiscount und Home Leisure Cruiser) schaffte es der siebenjährige Philipp Hösli nicht, wieder ins Boot zu kommen.
- Beladung: Die Angaben der Hersteller zur Anzahl Personen, die in die Boote passen, sind mit Vorsicht zu geniessen. So ist das Interdiscount-Boot für vier Personen vorgesehen – nur bietet es dafür schlicht zu wenig Platz.
- Paddel: Obwohl der Zürichsee bei Testfahrten spiegelglatt war, hatten die Experten Mühe, vorwärtszukommen. Dies lag vor allem an den Paddeln: «Diese waren alle unbrauchbar», so Kanulehrer Lukas Barth. Grund: Sie waren zu kurz und zu klein, und sie bogen sich zu stark. Drei Paar Paddel gingen zu Bruch: bei Olympic von Coop und bei zwei Paaren von Obi.
- Pumpen, Ventile: Nur eine Pumpe (Sea Hawk 2) war brauchbar. Drei Boote (Challenger 4, Home Leisure Cruiser und Bestway Super Speed) hatten weder Paddel noch Pumpe dabei – man muss sie extra kaufen. Schraubventile gelten als besonders sicher: Das Interdiscount-Boot war das einzige Modell, das nicht mit solchen Ventilen ausgestattet war.
Nur vier Boote hatten in der Hülle einen eingearbeiteten, dehnbaren Streifen, der der Druckkontrolle dient. Die Boote können nämlich platzen, vor allem wenn sie zu lange an der Sonne liegen. Für kleine Löcher in der Hülle legten sieben Hersteller Flickzeug bei.
- Sicherheit: Acht von zehn Booten haben neben der Hauptkammer zusätzlich eine besser geschützte Sicherheitskammer. Diese soll die Besatzung auch mit einem Loch in der Bootshaut über Wasser halten. Ohne Sicherheitskammer: das Boot von Interdiscount und Bestway Superspeed.
Trotz der Mängel sieht man bei Interdiscount kein Problem: Das Boot weist laut Sprecherin Sandra Dietrich «das beste Preis-LeistungsVerhältnis auf». Man werde die Testergebnisse bei Neubeschaffungen aber «mitberücksichtigen». Fazit: Die meisten «Badeböötli» seien von Bauweise und Material her keine Boote, sondern eher «Luftmatratzen mit Rand», so Lukas Barth. Die Boote eignen sich fürs Planschen in Ufernähe. Sie sind jedoch völlig ungeeignet für Ausfahrten auf Flüssen.
So wurde getestet
Der K-Tipp hat auf dem Zürichsee zehn Gummiboote (Preisspanne: 36 bis 139 Franken) einem Praxistest unterzogen. Die Experten: Christoph Müller, Beratungsstelle für Unfallverhütung, Lukas Barth, Mitglied der Ausbildungskommission des Schweiz. Kanuverbandes, Stephan Burch, Tauchschule Poseidon Zürich, Werner Buholzer, Bootsfahrlehrer. Zudem mit dabei: Philipp Hösli, siebenjähriger Schüler.
Bewertet wurden: Sicherheit, Praxistauglichkeit und Ausstattung. Zentrale Kriterien waren Ein- und Aussteigen vom Land wie vom Wasser aus sowie das Fahrverhalten mit voller Besatzung. Zur Überprüfung der Sicherheit simulierten die Experten unter anderem einen Riss in der Hauptkammer: Sind die Boote auch mit wenig Luft noch lenkbar? Weitere Prüfpunkte: Bedienungsanleitungen und Ausstattung (Sicherheitsventile/-kammer, Pumpe, Paddel, Reparaturset).
Verhaltensregeln beim Badebootfahren
Die Beratungsstelle für Unfallverhütung und die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft empfehlen folgende Verhaltensregeln beim Fahren mit Bade- und Schlauchbooten:
- Boots- und Kanufahrer müssen mit einer Rettungsweste ausgerüstet sein. Die Rettungsweste muss gut sitzen und besonders bei Kindern der Körpergrösse angepasst sein, um ein Hinausrutschen zu verhindern. Babys und Kleinkinder gehören nicht an Bord.
- Die auf dem Boot angegebene Nutzlast darf nicht überschritten werden.
- Fahren Sie nur dort, wo du auch schwimmen würden. In freie Gewässer (Flüsse, Weiher und Seen) wagen sich nur gute und geübte Schwimmer.
- Boote nicht zusammenbinden. Sie sind nicht mehr manövrierfähig.
- Unbekannte Flussabschnitte müssen vor der Fahrt zuerst erkundet werden.
- Befahren Sie einen Fluss nie allein; wählen Sie eine Gruppe, in der Sie dich sicher und wohl fühlen.
Im Weiteren bietet auch die Kantonspolizei Thurgau ein Merkblatt für Fahren mit Booten auf Flüssen.
Sicherheitsventile, Druckanzeigen, Pumpen und Paddel
Achten Sie beim Kauf eines Badebootes besonders auf das Zubehör und die Ausstattung. Denn: Die Hersteller sparen gerne an der Qualität der mitgelieferten Paddel und Pumpen, wie der K-Tipp-Praxistest zeigt. Zum Beispiel: Nur eine Pumpe (Seehawk-Modell, Athlethicum) ist wirklich brauchbar. Drei Boote (Challenger 4, Home Leisure Cruiser und Bestway Superspeed) hatten weder Paddel noch Pumpe dabei. Beim Interdiscount-Boot fehlten die sicheren Schraubventile vollständig, und bei vier Booten gab es keine Bedienungsanleitungen. Immerhin: Wer sucht, findet auf allen Verpackungen die wichtigsten Sicherheitshinweise.
Und nur bei vier Booten gab es in der Hülle einen eingearbeiteten, dehnbaren Streifen, der als Druckkontrolle dient. Die Boote können nämlich platzen, wenn sie zu lange an der Sonne liegen. Für kleine Löcher in der Hülle legen sieben Hersteller noch Flickzeug bei.