Kaffee aus Kapseln kann laut den Regeln des Istituto Espresso Italiano keinen echten italienischen Espresso ergeben. Demnach muss ein solcher von einem ausgebildeten Barista aus mindestens 7 Gramm Kaffeepulver gebraut werden. In vielen Kapseln im K-Tipp-Test steckten jedoch laut Deklaration lediglich ungefähr 5 Gramm Kaffeepulver. Zubereitet wird der Kapsel-Espresso auf Knopfdruck – seine Intensität lässt sich nicht beeinflussen.
Über die Frage, wie ein guter Espresso schmecken soll, lässt sich trefflich streiten. Auch Kaffee-Experten sind sich diesbezüglich oft nicht einig. Deshalb konzentrierte sich der K-Tipp im aktuellen Test auf die Inhaltsstoffe. Konkret: Welche Kapseln enthalten am wenigsten heikle und am meisten gesunde Stoffe? Dafür schickte der K-Tipp 16 Kaffeekapseln der Grossverteiler in ein Lebensmittellabor. Geprüft wurden je acht Lungo- und Espressovarianten für unterschiedliche Kapselsysteme – von Nespresso bis zu den neuen Coffee-B-Produkten in Kugelform.
Acrylamid kann Krebsrisiko erhöhen
Im Zentrum der Untersuchung stand der Gehalt an Acrylamid. Dieser Stoff entsteht beim Rösten der Kaffeebohnen. Gemäss der europäischen Lebensmittelbehörde Efsa ist Acrylamid in vielen täglichen Lebensmitteln enthalten, was «potenziell das Krebsrisiko für Konsumenten aller Altersgruppen» erhöhe. Die Behörde traf diese Einschätzung auf der Basis von Daten aus Tierstudien – und schliesst daraus: Aus Gründen der Gesundheitsvorsorge sollten die Acrylamidgehalte so gering wie möglich sein.
Hoher Acrylamidwert in Markenprodukten
Der Test zeigt: 12 der 16 Kaffeekapseln enthielten 200 Mikrogramm Acrylamid oder mehr pro Kilo Kaffee. Am höchsten war die Konzentration mit 350 bis 390 Mikrogramm in den Lungo-Kapseln von Jacobs, Nespresso und M-Budget. Am wenigsten Acrylamid fand das Labor in den drei Bio-Varianten der Produkte von Aldi, Coop und Lidl, nämlich 96 bis 160 Mikrogramm.
Zwar können die Hersteller nicht vermeiden, dass beim Rösten der Kaffeebohnen Acrylamid entsteht. Aber es ist möglich, dessen Gehalt zu reduzieren. Dafür müssen die Bohnen möglichst langsam bräunen. Der Test zeigt: Die Hersteller von Bio-Kaffee gehen mit ihren Kaffeebohnen schonend um – Markenhersteller wie Jacobs und Nespresso jedoch schöpfen den Grenzwert der EU von 400 Mikrogramm Acrylamid pro Kilo Kaffee fast aus. Ein Blick auf die Entwicklung des behördlich festgelegten Acrylamidgrenzwertes für Kaffee beweist, dass tiefe Gehalte problemlos möglich sind: Im Jahr 2010 lag der Grenzwert für Röstkaffee in Deutschland noch bei 280 Mikrogramm. Diesen Wert hielten damals die meisten Produzenten ein.
Glyphosat in den Jacobs-Kapseln
Erfreulich: Abgesehen von Acrylamid fand das Labor in den meisten Kapseln keine weiteren Schadstoffe. Nur «Tassimo Caffè Crema Classico» von Jacobs enthielt Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat. Die internationale Agentur für Krebsforschung stuft dieses Pestizid als wahrscheinlich krebserregend ein, zudem bedroht es die Vielfalt von Pflanzen und Tieren.
Die Migros schreibt dem K-Tipp, der höhere Acrylamidgehalt in den M-Budget-Kaffeekapseln sei auf einen höheren Anteil der Bohnensorte Robusta und auf die Art der Röstung zurückzuführen.
Das im Kaffee enthaltene Koffein regt das Gehirn an und senkt laut Studien das Risiko, an Parkinson zu erkranken («Gesundheitstipp» 11/2022). Zudem enthält Kaffee verschiedene gesunde Polyphenole. Als wichtiger Vertreter dieser Stoffe gilt die Chlorogensäure: Sie soll Zellen schützen und die Aufnahme von Zucker ins Blut verlangsamen. In einer Übersichtsstudie von 2017 fanden deutsche und iranische Forscher heraus, dass Chlorogensäure Entzündungen hemmen kann.
Im Test enthielt der Espresso Amaroy von Aldi am meisten Koffein. Auch beim Gehalt an Chlorogensäure gehörte dieser Espresso hinter den Lungo-Kapseln von Jacobs zu den besten Produkten. Beide enthielten je mehr als 100 Milligramm Koffein und Chlorogensäure.
Bis zu fünf Tassen täglich sind gesund
Übrigens: Keine der getesteten Kapseln enthielt so viel Koffein, dass bei normalem Konsum Symptome wie Herzrasen oder Zittern zu befürchten sind. Laut der europäischen Lebensmittelbehörde sind 400 Milligramm Koffein pro Tag für gesunde Leute kein Problem. David Fäh, Ernährungsmediziner an der Berner Fachhochschule, sagt, bis zu fünf Tassen täglich könne man bedenkenlos konsumieren («Gesundheitstipp» 2/2021). Mehr bringe keine gesundheitlichen Vorteile, aber auch keine Nachteile – sofern man auf Koffein nicht empfindlich reagiere.
So hat der K-Tipp getestet
Im Auftrag des K-Tipp prüfte ein auf Kaffee spezialisiertes deutsches Lebensmittellabor 16 Kapselkaffee-Produkte auf ihre Inhaltsstoffe. Die Untersuchung erfolgte mit Gas- und Flüssigkeitschromatografen sowie Massenspektrometern. Mit diesen hochsensiblen Geräten lassen sich chemische Stoffe in kleinsten Konzentrationen messen. Das Labor analysierte die Gehalte im Kaffeepulver der Kapseln. So suchten die Experten nach schädlichen Rückständen von Pestiziden und Acrylamid sowie nach den gesunden Stoffen Koffein und Chlorogensäure.
Sparen mit Bohnenkaffee
Die günstigsten Kapseln im Test stammen von Lidl, Coop und Migros: Sie kosten 16 bzw. 17 Rappen pro Stück. Nespresso-Kapseln sind mit 57 Rappen am teuersten. Das bedeutet: 1 Kilo Kapselkaffee kostet umgerechnet zwischen 32 und 95 Franken.
Der Unterschied zu Kaffee für einen Vollautomaten oder eine Siebträgermaschine ist enorm: 1 Kilo Bohnenkaffee gibts in den Läden für weniger als 10 Franken. Selbst Bohnen aus dem Fachhandel sind im Vergleich günstiger. Beispiel: Der Bio & Fairtrade Espresso der Rösterei Turm in St. Gallen kostet pro Kilo nur Fr. 27.90.
Das zeigt: Wer täglich mehrere Tassen Kaffee trinkt, kann mit einem Vollautomaten oder einer Siebträgermaschine viel Geld sparen. Ein weiterer Vorteil dieser Systeme: Geschmack und Stärke lassen sich mit der Maschineneinstellung und der Wahl der Kaffeebohnen steuern.
Bei Kapselkaffee geben die Intensitätsangaben auf der Verpackung lediglich grobe Hinweise auf den zu erwartenden Geschmack. Details zu Koffeingehalt, Bohnensorte oder Herkunft findet man oft nicht. Meist steht nur, dass es sich um Röstkaffee handelt. Im K-Tipp-Test waren bloss auf fünf Packungen Angaben zum Herkunftsland zu finden.