Patronen unter Druck
Rund die Hälfte der Druckerpatronen von Fremdanbietern braucht den Vergleich mit dem Original nicht zu scheuen. Aber: Nicht immer sind die Alternativen günstiger.
Inhalt
K-Tipp 18/2003
29.10.2003
Patrick Gut - pgut@ktipp.ch
Wer einen Tintenstrahldrucker besitzt, weiss: Druckerpatronen können ganz schön ins Geld gehen. Glücklicherweise gibt es günstigere Alternativen von Fremdanbietern (K-Tipp 20/02). Doch können diese auch qualitativ mit den Originalen mithalten?
Um dies herauszufinden, hat der K-Tipp gemeinsam mit der deutschen Stiftung Warentest 18 Patronen-Sets - drei Original-Produkte und 15 Patronen von Fremdanbietern - auf ihre Qualität untersuchen lassen (vgl. «So wurde getestet», Seit...
Wer einen Tintenstrahldrucker besitzt, weiss: Druckerpatronen können ganz schön ins Geld gehen. Glücklicherweise gibt es günstigere Alternativen von Fremdanbietern (K-Tipp 20/02). Doch können diese auch qualitativ mit den Originalen mithalten?
Um dies herauszufinden, hat der K-Tipp gemeinsam mit der deutschen Stiftung Warentest 18 Patronen-Sets - drei Original-Produkte und 15 Patronen von Fremdanbietern - auf ihre Qualität untersuchen lassen (vgl. «So wurde getestet», Seite 17).
Getestet wurde mit den viel verkauften Druckern Canon i550, Epson C62 und HP Deskjet 6122. Während bei Epson und Canon zahlreiche Fremdprodukte im Markt sind, nimmt sich das Angebot für HP-Drucker generell bescheidener aus. Grund: HP-Druckerpatronen sind raffiniert patentgeschützt und können kaum nachgebaut werden. Fremdanbieter füllen deshalb leere Original-Patronen nach.
Fazit des Qualitätstests:
- Mit dem Epson-Drucker (Tabelle auf Seite 15) gab es kaum qualitative Unterschiede, egal welches Patronen-Set das Prüfinstitut verwendete. Ob Original- oder Fremdpatrone: der Schwarz-Weiss-Druck war in jedem Fall ungenügend. Das Schwarz wirkt eher gräulich und die Buchstabenränder verschwimmen.
- Beim Canon-Drucker (Tabelle Seite 16) konnten die Fremdprodukte von Silver Reed, Armor und Pelikan mithalten. Sie alle sind wie das Original gesamthaft «gut». Die Pelikan-Patrone schnitt jedoch beim Schwarz-Weiss-Druck etwas schlechter ab als das Original. Hat man in erster Linie die Druckqualität im Auge, ist auch die Rotring-Patrone eine valable Alternative. Die Produkte von Jet Tec und Pearl fielen gegenüber der Konkurrenz ab.
- Wer einen HP-Drucker verwendet (Tabelle Seite 17), findet in den Patronen von Rotring und Pelikan fast gleichwertigen Ersatz - zumindest was die Gesamtpunktzahl anbelangt.
Stimmt die Qualität, kommt die Preisfrage
Probleme gabs bei der Patrone von Silver Reed für den HP-Drucker. Das Prüfinstitut musste mehrere Nachlieferungen verlangen, da Farbpatronen bei diesem Produkt nicht funktionierten. Die Silver-Reed-Patronen wurden deshalb im Gesamturteil um eine Stufe abgewertet und sind damit als einziges Produkt im Test ungenügend. «Unsere HP-Patronen werden in den USA gefertigt und per Luftfracht in die Schweiz befördert. Aufgrund der hohen Temperaturunterschiede beim Transport kam es Mitte Jahr tatsächlich zu zahlreichen Ausfällen bei diesem Produkt. Wir haben die Patronen sofort vom Markt zurückgezogen und das Problem inzwischen gelöst», sagt Marcus Walthert, Verwaltungsrat der Silver-Reed-Herstellerfirma.
Kann eine Druckerpatrone qualitativ mit dem Original mithalten, stellt sich sofort die Frage nach dem Preis. Sind die Patronen der Fremdanbieter im Gebrauch tatsächlich günstiger? Um dies festzustellen, darf man nicht bloss die Kaufpreise anschauen. Vielmehr ist der Preis pro ausgedrucktes Blatt interessant. Das Prüfinstitut hat pro Produkt jeweils zwei Patronen-Sets leergedruckt. Dann wurden die bedruckten Seiten gezählt und ein durchschnittlicher Seitenpreis errechnet.
Fazit des Preisvergleichs:
- Beim Epson-Drucker lässt sich mit sämtlichen Fremdpatronen viel Geld sparen. Im Minimum sind es 20 Prozent.
- Erstaunliches ergibt der Preisvergleich für die Patronen zum Canon-Drucker. Wer eine Armor-Patrone kauft, bezahlt beim Schwarz-Weiss-Druck 35 Prozent mehr als mit dem Original. Bei der Armor-Patrone reichte die schwarze Tinte gerade mal für 222 Ausdrucke; beim Original waren es mit 421 nahezu doppelt so viele.
Dazu Patrick Guggenheim, der Verkaufsleiter Deutschschweiz der Schweizer Armor-Filiale Mediaplus: «Der Hersteller nahm im Frühling eine neue Abfüllmaschine in Betrieb. Aufgrund von technischen Problemen wurden die Patronen nicht vollständig mit Tinte aufgefüllt.» Dieser Fehler sei inzwischen behoben.
Wenn die Kopie teurer ist als das Original ...
Die grössten Einsparungen macht, wer Patronen von Pelikan kauft. Doch aufgepasst: Entscheidend ist mitunter, wo man die Druckerpatronen einkauft. Die Preise schwanken nämlich erheblich. Ein Beispiel: Der Richtpreis für die Canon-Original-Patronen liegt bei Fr. 22.10 für die Schwarzpatrone und dreimal Fr. 17.60 für die drei Farbpatronen (Cyan, Magenta und Yellow). Bei www. printer.ch bekommt man Original-Patronen für Fr. 16.30 (schwarz) respektive Fr. 13.45 (farbig). Gegenüber dem Richtpreis spart man damit rund 25 Prozent. Die Schnäppchenjagd kann sich also durchaus lohnen.
- Entscheidend ist ein guter Einkaufspreis auch bei den Patronen zum HP-Drucker. Die Schwarzpatrone von Rotring ist geringfügig teurer als das Original und ist auch noch weniger ergiebig. Im Endeffekt wird der Schwarz-Weiss-Druck mit dieser Patrone 15 Prozent teurer als mit dem Original. Die Farbpatrone von Rotring ist zwar erheblich billiger, enthält aber nur halb so viel Tinte. Unter dem Strich kostet auch der Farbausdruck 10 Prozent mehr.
Riesenunterschiede bei Pearl-Patronen
Noch augenfälliger ist es bei der Pearl-Patrone. Während man in Deutschland mit diesem Produkt gegenüber den Original-Patronen erheblich Geld sparen kann, zahlt man in der Schweiz sogar 30 bis 40 Prozent drauf.
Der Grund: Die Schweizer Preise für diese Pearl-Patronen liegen rund ein Drittel über den Preisen in Deutschland. Dazu Richard Rubin, Geschäftsleiter von Pearl Schweiz: «Mit den deutschen Preisen würde unsere Rechnung nicht mehr aufgehen.» Die Importkosten und deutlich höhere Versandspesen als in Deutschland seien die Hauptgründe für den höheren Schweizer Preis. Günstiger fahre, wer Pearl-Patronen gleich im Multipack bestelle.
Archiv im Netz
Unter www.ktipp.ch finden Sie sämtliche Tests aus dem K-Tipp seit Januar 2000. Der Bezug eines Tests im PDF-Format (inkl. Tabellen) kostet 3 Franken.
Passende Patronen zu den Druckern
Die getesteten Tintenpatronen für Epson passen zu:
Epson Stylus C62 und Epson Stylus CX 3200 (All-in-one)
Die getesteten Canon-Tintenpatronen passen zu:
i550, i850, i6500, S400er-Serie, S450er-Serie, S500er- und S600er-Serie, S750, S4500, S6300, Multipass F30, F50, F60, F80, C100, C755, Smartbase MPC 600 F, MP 730, 400, BJC-3000er, -6000er-Serie
Die getesteten HP-Tintenpatronen passen zu:
Desk Jet 930er-Serie, 950er-Serie, 960, 970, 980, 990, 995, 1180, 1220, 6122, 6127, Photosmart P1000, 1100, 1115, 1215, 1218, 1315, Fax 1220, Color Copie 290, Office Jet G55, G85, G95, K60, K80
So wurde getestet
Fünf Fachleute beurteilten für K-Tipp und die Stiftung Warentest Kriterien wie Druckqualität und Handhabung der Tintenpatronen.
- Qualität der Ausdrucke (80 %):
Die Druckqualität Schwarz (Text) wurde anhand eines auf Normalpapier gedruckten Textes beurteilt; die Druckqualität Farbe (Foto, Grafik) aufgrund von Tabellen- und Foto-Ausdrucken auf verschiedenen Papieren.
Trocknen und Verschmieren der Tinte: Wellt sich ein bedrucktes Blatt? Färbt der Ausdruck ab? Verschmiert er, wenn man einen Markierungsstift verwendet? Wie stark lassen Wassertropfen den Ausdruck verlaufen?
Lichtbeständigkeit des Drucks: Bleicht er aus, wenn man ihn dem Licht aussetzt? Für diese Prüfung wurden Drucke mit einer Xenon-Bogenlampe 48 Stunden lang bestrahlt.
- Handhabung (15 %):
Sind die Gebrauchs- und Verpackungsangaben übersichtlich, vollständig und verständlich? Lassen sich die Tintenpatronen leicht wechseln?
- Verpackung (5 %):
Ist die Verpackung zweckmässig und belastet sie die Umwelt nicht unnötig?
Zusatzprüfungen:
Pro Produkt wurden mindestens zwei Tintenfüllungen «verdruckt». Aus der durchschnittlichen Anzahl bedruckter Blätter und dem Kaufpreis berechnete der K-Tipp die Tintenkosten in Rappen pro Seite. Die Ergiebigkeit wurde nicht als Testkriterium gewertet.