Eine Bananenschale ist etwa 3 Millimeter dick. Doch auch sie kann das Fruchtfleisch nicht vor Pestiziden schützen. Das zeigt der K-Tipp-Test. Der Chemieeinsatz beim Bananenanbau und nach der Ernte hinterlässt seine Spuren auch unter der Schale.
Der K-Tipp liess 16 Produkte von einem spezialisierten Lebensmittellabor auf chemische Stoffe im Fruchtfleisch untersuchen. Resultat: In 7 Produkten fand das Labor Pestizidrückstände.
Anti-Pilz-Mittel in Primagusto-Bananen
So waren beispielsweise die kanarischen Bananen der Coop-Marke Primagusto mit 0,2 Milligramm Thiabendazol pro Kilo belastet. Dieses Spritzmittel soll die Bananen vor Pilzerkrankungen schützen. In Tierversuchen verursachte Thiabendazol Schäden an Nieren und Leber. Kein anderes Produkt im Test enthielt eine so grosse Menge an Pestizidrückständen wie die Primagusto-Früchte aus Spanien.
Ebenfalls belastet waren sechs Produkte aus Südamerika. Die Bananen «Tucán Colombia Rainforest Alliance» aus dem Lidl, «M-Check WWF Bananen» aus der Migros sowie die «Rainforest Alliance»-Bananen aus dem Aldi waren mit Azoxystrobin belastet – ebenfalls ein Anti-Pilzmittel (Fungizid). Dieser Stoff belastet Gewässer und Lebewesen.
In den «Max Havelaar»-Bananen von Coop und den «Fyffes Colombia» aus dem Volg fand das Labor auch noch Rückstände von Myclobutanil. Dieses Pestizid hinterliess in Tierversuchen Schäden an Embryonen.
Die Hersteller verweisen darauf, dass alle gemessenen Rückstände deutlich unter den gesetzlichen Höchstwerten liegen. Das entspreche «den eigenen Qualitätsanforderungen an diese Bananen».
Zwei günstige Produkte unbelastet
Wer höhere Qualitätsansprüche hat, kauft am besten Bio-Bananen. Alle Bio-Produkte im Test waren pestizidfrei. Sie stammen von Aldi, Coop, Globus, Lidl und Migros. Die Preisunterschiede sind gross: Bei Aldi und Lidl kostet ein Kilo Bio-Bananen Fr. 2.49 – für ein Kilo «Delicatessa Bananen Bio» aus dem Globus zahlen die Kunden dagegen Fr. 10.93.
Immerhin: Neben den Bio-Bananen schlugen sich auch zwei günstige Produkte sehr gut: Die «M-Budget»-Bananen der Migros und die «Rainforest Alliance»-Bananen aus dem Denner waren unbelastet und kosten pro Kilo nur Fr. 1.40.
Pestizideinsatz beim Bananenanbau
Bananen werden oft in grossen Monokulturen angebaut. Das heisst: Auf diesen Feldern setzen die Produzenten ausschliesslich Bananenpflanzen. Diese Anbauart macht die Pflanzen anfällig für Schimmel und Insekten. Laut der Umweltorganisation Greenpeace ist der Pestizideinsatz daher in der Regel besonders hoch. Die Felder werden oft mit Flugzeugen aus der Luft besprüht. Nach der Ernte folgt oft noch die Behandlung mit Fungiziden. So sollen Bananen den Transport in die Läden ohne Pilzerkrankungen überstehen.
Im Bio-Anbau sind Spritzmittel nicht erlaubt. Andere Labels – wie diejenigen der Organisation Max Havelaar, der Umweltschutzorganisation WWF oder der Rainforest Alliance, die sich für nachhaltige Wirtschaft einsetzt – sagen nichts darüber aus, ob Spritzmittel verwendet wurden. Laut Max-Havelaar existiere aber ein Liste mit 207 besonders gefährlichen Spritzmitteln, die beim Anbau verboten seien.
Heikler Pestizidcocktail auch bei Zitronen und Orangen
Pestizide stecken auch im Fleisch vieler Zitrusfrüchte, wie ein Labortest der Zeitschrift «Gesundheitstipp» zeigte.
Bei den Zitronen waren neun von zwölf Produkten hoch belastet, bei den Orangen acht von zwölf («Gesundheitstipp» 2/20). In fünf Orangen aus Spanien wiesen die Laborexperten die Insektizide Chlorpyriphos oder Chlor-pyriphos-Methyl nach, die in der EU seit Anfang 2020 verboten sind. Inzwischen ist ihr Einsatz auch in der Schweiz nicht mehr erlaubt.
Beim Test des «Gesundheitstipp» überschritt keine Zitrusfrucht die gesetzlichen Höchstwerte für Pestizide. Doch die Verordnung des Bundes kennt Höchstwerte nur für einzelne Substanzen, nicht für den Pestizidcocktail insgesamt. Nach wie vor ist wissenschaftlich nicht geklärt, wie sich ein Mix aus Pestiziden auf die menschliche Gesundheit auswirkt.