Glyphosat steht nicht auf dem Speiseplan von Katzen. Dennoch fressen sie den Unkrautvernichter – und zwar mit ihrem Trockenfutter. Rückstände von Glyphosat und weiteren Pestiziden gelangen über Zutaten wie Mais und Getreide dort hinein.
«Natura plus» von Coop war das einzige der vom K-Tipp untersuchten insgesamt 15 Trockenfutter, das weder Pestizid-Rückstände noch heikle Konservierungsstoffe enthielt. Es erhielt als einziges Produkt die Note «sehr gut», ist aber auch am teuersten. Die meisten anderen Produkte enthielten gleich mehrere Pestizid-Rückstände und künstliche Konservierungsstoffe. Das «Soft & Crispy» von Selina und das «Adult» von Nala schafften immerhin eine gute Bewertung.
Das von K-Tipp beauftragte Speziallabor fand in zehn Trockenfuttern Glyphosat in Mengen von 10 bis 50 Mikrogramm pro Kilo. Das ist viel für Säugetiere, die ausgewachsen nur um die 5 Kilo wiegen.
Was die tägliche Glyphosat-Dosis gesundheitlich für Kleintiere wie Katzen bedeutet, ist wissenschaftlich noch weitgehend ungeklärt. Die gesundheitlichen Auswirkungen des Unkrautvernichters sind sehr umstritten. Der Stoff gilt unter anderem laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung bei Menschen als wahrscheinlich krebserregend. Toxikologen wie der Kieler Hermann Kruse warnen zudem vor der reproduktionsschädigenden Wirkung der Substanz. Trotzdem ist Glyphosat in der EU noch bis mindestens 2022 zugelassen.
Chlorpropham ist in der EU verboten
In den meisten Trockenfuttern fand das Labor auch noch Insektizide und das Keimhemmungsmittel Chlorpropham. Es zeigte in Tierversuchen eine krebserregende Wirkung und ist mittlerweile in der EU nicht mehr zugelassen. Chlorpropham galt wie Glyphosat jahrelang als sicher. Drei Futter enthielten zudem Rückstände von Pyrethroiden: die «Katzentrockennahrung» von M-Budget, «One» von Purina (Nestlé) und «Adult» von Bitscat aus der Landi. Pyrethroide sind Nervengifte. Die Insektizide sind für Katzen heikel, weil diese empfindlicher darauf reagieren als Hunde. Sie können bei Kleintieren zu Krämpfen, allergischen Reaktionen, Erbrechen und sogar zu Verhaltensstörungen führen.
Keine Grenzwerte für Pestizide im Futter
Egal ob Nestlé, Mars, Royal Canin, Fressnapf und Lidl – alle Hersteller und Händler stellen sich auf den Standpunkt, dass ihre Katzenfutter dem europäischen Futtermittelrecht genügen und die gefundenen Pestizid-Rückstände kein Problem seien. Migros und Qualipet weisen wie andere Hersteller darauf hin, dass es für die Kleintiere keine Grenzwerte gebe. Zum Fund von Chlorpropham schreibt Qualipet aber: «Das darf nicht sein.» Tatsächlich gibt es für Katzentrockenfutter keine Grenzwerte für Pestizide. Im Grunde ist also alles erlaubt, auch wenn es nicht gesund ist. K-Tipp findet aus Gründen der Gesundheitsvorsorge: Pestizide gehören weder in Lebensmittel für Menschen noch in Futter für Tiere.
Die rechtliche Situation ist unbefriedigend. Das zeigen beispielsweise die verschiedenen Grenzwerte für den Unkrautvernichter Glyphosat. Bei Trinkwasser ist der Gesetzgeber sehr streng und duldet nur 0,1 Mikrogramm pro Liter. In der Gerste hingegen dürfen es 20 000 Mikrogramm pro Kilo sein und im Weizen 10 000 Mikrogramm. Im Mais wären nur 1000 Mikrogramm erlaubt. Dieses System aus Einzelgrenzwerten führt dazu, dass Menschen und Tiere täglich einem Chemikaliencocktail aus verschiedenen Quellen ausgesetzt sind. Die Behörden berücksichtigen die Mehrfachbelas-tungen von Pestizidrück-ständen aus mehreren Lebensmitteln ebenfalls nicht.
Der K-Tipp bewertete auch die Gehalte der beiden künstlichen Konservierungsstoffe BHA und BHT in den getesteten Produkten streng. Die Chemikalien sind in Europa bis 150 Milligramm pro Kilo zugelassen und können unter anderem allergische Reaktionen auslösen. Sie verhindern, dass das Futter ranzig wird, und sorgen dafür, dass die Farbe lange erhalten bleibt. Die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa schreibt in einem Bericht von 2018: «150 mg/kg gelten für alle Tiere als sicher – ausser für Katzen.» Für diese könne eine sichere Dosis aus den heute vorliegenden Daten nicht abgeleitet werden.
Tipp: Industriell hergestelltes Trocken- und Feuchtfutter hat Vor- und Nachteile. Trockenfutter ist praktisch, weil es weniger rasch verdirbt als Feuchtfutter und die Katze frei wählen kann, wann sie welche Menge frisst. Vom Feuchtfutter müssen täglich mehrere Portionen gegeben werden. Es hat den Vorteil, dass das Tier damit bereits viel Flüssigkeit aufnimmt.
So wurde getestet
Im Auftrag des K-Tipp hat ein spezialisiertes Futtermittellabor 15 industriell hergestellte Katzentrockenfutter auf Rückstände von verschiedenen Schadstoffen geprüft. Die Experten suchten nach mehreren Hundert Pestiziden. Viele dieser Stoffe gelten als möglicherweise krebserregend, nerven- oder fruchtschädigend. Gesucht wurde auch nach den künstlichen Konservierungsstoffen Butylhydroxyanisol (BHA) und Butylhydroxytoluol (BHT). Diese können allergische Reaktionen auslösen. Zudem gibt es Bedenken aufgrund von Tierversuchen wegen einer krebsauslösenden Wirkung.
Im «Cat Menu-Mix» von Coop stellten die Experten 140 Mikrogramm des Schimmelpilzgiftes Zearalenon (Zea) fest. Für Ferkel und Jungsauen gilt ein Richtwert von 100 Mikrogramm im Futter. Zea kann die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Alle anderen Produkte waren bezüglich der Schimmelpilzgifte unauffällig.