Pommes-Chips haben wegen ihres hohen Gehalts an Fetten und Salzen keinen guten Ruf. Ein K-Tipp-Test zeigt nun: Sie enthalten oft auch noch Pestizide.
Das grösste Problem ist Chlorpropham. In 13 der 15 geprüften Kartoffelchipsprodukten fand das Labor diesen heiklen Stoff. Er verhindert das Auskeimen der Kartoffeln und macht sie länger lagerfähig. Das Pestizid steht im Verdacht, das menschliche Hormonsystem zu beeinflussen. In der Schweiz darf Chlorpropham deshalb nur noch bis am 30. September eingesetzt werden.
Bei Bio-Kartoffeln ist das Pestizid schon heute nicht mehr erlaubt. Trotzdem konnte das Labor den Stoff auch in den Bio-Paprika-Chips der Migros nachweisen. Gemäss Migros handelt es sich dabei um die Folgen von Verwehungen von anderen Feldern.
Chlorpropham ist nur ein Teil des Problems: Die «Potato Chips Pimentón» der Coop-Marke «Fine Food» enthielten vier verschiedene Pestizide. Ausserdem massen die Experten 1,2 Milligramm Blei pro Kilo. Zum Vergleich: Der erlaubte Höchstgehalt in der EU liegt bei 0,1 mg/kg.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit warnt: Bei Erwachsenen kann die wiederholte Aufnahme von Blei über längere Zeit die Nieren schädigen. Bei Föten, Säuglingen und Kindern bis zu sieben Jahren können durch eine erhöhte Bleibelastung sogar Nervenschäden und Störungen der Hirnfunktionen auftreten. Die Fine-Food-Chips schnitten insgesamt ungenügend ab – wie drei weitere Produkte. Coop schreibt dem K-Tipp, dass man in eigenen Messungen deutlich tiefere Blei-Werte ermittelt habe.
Viel Glutamat in den «M-Classic»-Chips
Keine Pestizide fand das Testlabor in den «Bio Chips Paprika» von Zweifel. Sie enthielten auch keine Fettschadstoffe und nicht übermässig viel Glutamat. Das reichte für eine sehr gute Gesamtnote. Für die am weitesten verbreiteten «Paprika Original Chips» von Zweifel gabs Rang zwei und eine gute Note. Sie enthielten zwar weniger Glutamat als die Bio-Chips von Zweifel, aber geringe Rückstände des Pestizids Chlorpropham.
Am meisten Glutamat steckte in den Paprikachips der Migros-Marke «M-Classic». Diese enthielten mehr als 4600 Milligramm pro Kilo. Zum Vergleich: In den «Kartoffelchips Paprika» von Snack Day waren es lediglich 1500 Milligramm pro Kilo. Der Geschmacksverstärker kann bei sensiblen Personen zu Kopfweh und Hautausschlägen führen. Laut der Migros ist der hohe Glutamatgehalt auf die hinzugefügte Gewürzmischung zurückzuführen.
Acrylamidgehalt unproblematisch
Entwarnen kann der K-Tipp beim Acrylamid: Diese Substanz entsteht beim Frittieren der Kartoffeln und gilt als wahrscheinlich krebserregend. Alle Produkte lagen hinsichtlich ihres Acrylamid-gehalts deutlich unter dem EU-Richtwert von 750 Mikrogramm pro Kilo. Die Fettschadstoffe 3-MCPD fand das Labor ebenfalls nur in kleinen Mengen. Diese stehen im Verdacht, Organe zu schädigen.
Mehrere Chips-Hersteller weisen darauf hin, dass die gesetzlich erlaubten Höchstwerte der problematischen Stoffe nicht überschritten würden. Zweifel teilt mit, die Kartoffeln des Erntejahres 2020, also der Rohstoff für die künftige Chips-Produktion, seien nicht mit Chlorpropham behandelt worden. Globus verspricht, wegen der Pestizidrückstände mit dem Produzenten Rücksprache zu nehmen.
Und Intersnack, Hersteller von Chio und Tyrrell’s, schreibt, dass in eigenen Tests deutlich tiefere Werte gemessen worden seien.
Pestizide, Blei, Glutamat: Unerwünschte Inhaltsstoffe
Auf diese Inhaltsstoffe hin wurden die Kartoffelchips untersucht:
Glutamat: Der Geschmacksverstärker kann Kopfweh und Hautausschläge auslösen. In der Schweiz gilt ein Grenzwert von 10 Gramm pro Kilogramm. Glutamat wird oft auch als Hefeextrakt, Speise-, Soja-, Flüssigwürze oder E620 bis 625 bezeichnet.
Acrylamid: Entsteht beim Frittieren, wirkte krebserregend in Tierversuchen, schädigt das Erbgut. Die Wirkung beim Menschen ist nicht abschliessend geklärt. Verbindliche Grenzwerte gibt es nicht. In der EU gilt ein Richtwert: Für Chips beträgt er 750 Mikrogramm Acrylamid pro Kilo.
3-MCPD: Entsteht bei hohen Temperaturen und steckt in fast allen Fetten und Ölen. Möglicherweise krebserregend. Ein Grenzwert existiert nicht. Die EU empfiehlt maximal 2 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht täglich.
Pestizide: Das Labor suchte nach mehr als 500 Pestiziden. Je höher der Gehalt, desto höher der Abzug bei der Note. Zudem gab es Abzug, wenn Chips Rückstände von vier oder mehr Pestiziden enthielten. Es ist unklar, wie stark sich Pestizide gegenseitig beeinflussen.
Blei: Lagert sich in Knochen und Zähnen ab, wird nur langsam wieder ausgeschieden, kann die Nieren schädigen. Tierversuche zeigten, dass Blei Krebs verursacht.
Viel Chips knabbern ist für Kinder ungesund
Selbst der Testsieger «Bio Chips Paprika» von Zweifel ist in grossen Mengen für Kinder ungesund. Denn Chips enthalten viel Fett – gemäss Hersteller zwischen 30 und 40 Prozent. Zudem sind sie sehr salzig. Ab und zu als Snack sind Chips kein Problem. Aber eine gute Basis für eine ausgewogene Ernährung sind sie nicht. Schon 30 Gramm enthalten etwa einen Drittel der Fettmenge, die ein vierjähriges Kind täglich maximal zu sich nehmen sollte.