Gibt man einem Kind einen Quetschbeutel mit Fruchtpüree in den Kinderwagen, sind eine Zeit lang alle zufrieden. Das Kind nuckelt daran, und die Eltern können die Ruhepause geniessen. Viele glauben, ihrem Kind mit solchen «Quetschies» etwas Gutes zu tun. Doch die Pürees sind mit Vorsicht zu geniessen. Zum einen sind sie frischen Früchten nicht ebenbürtig. Bei der Herstellung gehen durch Schälen, Pressen, Pürieren und Erhitzen viele wertvolle Pflanzenstoffe verloren. Zum anderen stecken in Fruchtpürees im Beutel sehr viel Zucker und Säure. Das zeigt der Test des K-Tipp und der TV-Sendung «Kassensturz».
Am meisten Zucker im Migros-Produkt
Am schlechtesten schnitt im Test das «M-Classic Apfelmus» der Migros ab. Es enthielt 14 Gramm Zucker pro 100 Gramm Püree. Das entspricht mehr als 3 Würfelzuckern. Zum Vergleich: Coca-Cola enthält weniger als 11 Gramm pro 100 Milliliter. Ebenfalls einen hohen Zuckergehalt hatten die Quetschbeutel von Hero, Fruit & Go Squeezer, Hipp sowie Holle. Das beste Produkt im Test, der «Quetschie» von Freche Freunde, enthielt 8,3 Gramm Zucker pro 100 Gramm.
Die Hersteller sagen, sie würden den Produkten keinen Zucker hinzufügen. Das ist auch nicht notwendig: Denn die verwendeten Früchte enthalten von Natur aus viel Fruchtzucker. Diese Fruktose ist nicht gesünder als anderer Zucker. Forscher der ETH Zürich wiesen 2015 nach, dass Fruktose das unkontrollierte Wachstum des Herzmuskels fördern kann, was im schlimmsten Fall zu Herzversagen führt.
Laut der Weltgesundheitsorganisation sollten Kinder pro Tag maximal 25 Gramm Zucker konsumieren. Mit einem Quetschbeutel der Migros wird die Hälfte dieses Werts bereits überschritten – alle anderen Produkte enthalten mindestens einen Drittel davon.
Auch die Säure in den Fruchtpürees ist heikel. Sie kann den Zahnschmelz angreifen und zerstören. Am meisten Säure enthielten die Pürees von Freche Freunde, Beauty Baby, Naturaplan (Coop) sowie M-Classic.
Säure verstärkt Wirkung von Zucker
Problematisch ist zudem die Kombination von viel Zucker mit viel Säure. Denn diese verstärkt die schädliche Wirkung des Zuckers. Mundbakterien ernähren sich vom Süssstoff. Die Säure weicht den Zahnschmelz auf, was den Bakterien den Angriff auf die Zähne erleichtert.
Quetschbeutel können Kinderzähnen auch deshalb schaden, weil diese beim Nuckeln längere Zeit mit Zucker und Säure Kontakt haben. Besser wäre es, den Kindern die Nahrung mit dem Löffel zu geben. Fruchtpüree im Quetschbeutel sollte man Kindern also höchstens ab und zu als Dessert geben – aber nicht regelmässig. Die Produkte enthalten sehr viele Kalorien.
Aufgrund dieser Eigenschaften kommen Quetschbeutel allenfalls für Sportler infrage – diese können wegen des hohen Zuckergehalts der Fruchtpürees schnell Energie aufnehmen. Für Erwachsene ist die enthaltene Säure weniger problematisch als für Kinder. Denn sie konsumieren den Inhalt schneller und in grös- seren Schlucken.
Püree selber machen
Gemüse und Früchte in pürierter Form kann man mit einem Mixer gut selber zubereiten. Dabei empfiehlt es sich, reife Produkte zu verwenden. Durch die Zugabe von Gemüse wird das Püree deutlich weniger süss. Wichtig: Die Zutaten gründlich waschen. Das fertige Püree sollte man möglichst schnell konsumieren, damit wenig Vitamine verloren gehen. Zum Aufbewahren verwendet man am besten saubere Gläser. So gibts deutlich weniger Abfall als mit Quetschbeuteln aus Plastik.