Koffer schleppen – das war einmal. Reisende rollen heute ihr Gepäck bequem von der Haustür ins Ferienresort und zurück – in Rollkoffer verpackt. Was sich nicht verändert hat, ist die wichtigste Anforderung an die Koffer: Sie müssen robust sein und den einen oder anderen Sturz aushalten. Bei den Trolleys sollten auch die Räder stabil sein.
saldo hat zehn Rollkoffer mit Preisen zwischen 140 und 570 Franken getestet. Die Modelle haben alle eine Schale aus Kunststoff, mit einer Ausnahme vier Räder, einen Teleskopgriff und einen Reissverschluss. Ihr Volumen beträgt zwischen 57 und 70 Liter. In einem Labor- und Praxistest wurden die Koffer auf Abnutzung der Rollen, Robustheit von Schale, Rollen, Griffen und Reissverschlüssen sowie auf Handhabung geprüft (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Packeasy-Modell: Rad brach schon beim ersten Falltest ab
Sieben Koffer schnitten gut ab. Darunter befindet sich das teuerste (Samsonite Cosmolite Spinner für 570 Franken), aber auch das günstigste Produkt im Test (Uccelli Trolley für 139 Franken). Zwei Koffer waren genügend: Samsonite Brite Lite und Rimowa Salsa Multiwheel. Ein Modell erhielt die Note «ungenügend»: Der Cubo Diamant von Packeasy.
Diesem Modell wurden die Falltests zum Verhängnis. Schon beim ersten Sturz aus 60 Zentimetern Höhe auf ein Rad brach dieses mitsamt der Verankerung ab. Ein zweites Rad löste sich beim dritten Sturz. Grund dafür: Plastikscheiben halten Rad und Aufhängung an der Kofferschale fest. Und diese Plastikscheiben brachen beim Test entzwei.
Wer mit dem Cubo-Diamant-Koffer unterwegs ist, muss damit rechnen, dass er ihn früher oder später schleppen muss. Denn ein solcher Sturz passiert schnell – beim Verladen ins Auto, ins Flugzeug oder in den Reisebus. Herstellerin Packeasy ist vom Testergebnis «sehr überrascht». Es müsse sich um einen «Ausnahmefall» handeln, der «eindeutig» von der Packeasy-Garantieleistung gedeckt werde. Die Firma will den Mangel in der Produktion beheben.
Auch der Salsa Multiwheel von Rimowa zeigte Schwächen beim Falltest. Bei einem Rad war nach dem ersten Aufprall die Achse verbogen. Das Rad konnte sich nicht mehr frei drehen. Im Notfall lässt sich die Achse allenfalls zurückbiegen. Deshalb schaffte der Koffer knapp das Urteil «genügend». Bei Rimowa staunt man über die verbogene Radachse, denn die Produkte würden «ständig» getestet und Mängel «sofort korrigiert».
Die anderen Koffer überstanden den Falltest mit leichten Kratzern, Farbschäden und Dellen an der Schale. Doch diese ist bei allen Modellen elastisch: Die Beulen liessen sich mit einem Handgriff wieder herausdrücken.
Insgesamt schnitten die Koffer beim Dauertest der Rollen besser ab. Alle Produkte waren nach dem Test funktionstüchtig. Kein Rad fiel ab, einzig die Laufflächen der Räder waren abgenützt. Allerdings: Beim Bright Lite von Samsonite fransten die Räder derart stark aus, dass sie bald ersetzt werden müssen. Deshalb erhielt der Koffer bei diesem Punkt eine ungenügende Note.
Die meisten Koffer sind nicht für Treppen geeignet
Keine Blösse gaben sich die Trolleys hingegen bei den Dauertests der Griffe und Reissverschlüsse. Zwei Modelle (Titan und Stratic) zeigten nach 5000 Bewegungen mit dem Verschluss einzig leichte Scheuerspuren. Beim Titan begann sich nach 3800 Mal auf und ab des Teleskopgriffes eine Schraube zu lösen. Nach dem Festschrauben blieb sie drin.
Im Praxistest bewerteten drei Testpersonen die Koffer im alltäglichen Gebrauch. Schon beim Beladen des Koffers zeigten sich einige Unterschiede. Da gab es Spanngurte, die sich nicht verstellen liessen (Samsonite-Modelle), Koffer mit sehr wenig Unterteilungen (Samsonite Bright Lite) oder verwirrend vielen (Victorinox).
Tipp: Öffnen Sie vor dem Kauf den Koffer und überlegen Sie, ob die Unterteilung für Sie sinnvoll sind. Im Koffer sollten mindestens Fächer oder Netze mit Reissverschluss für Necessaire, Schuhe und Bücher vorhanden sein, damit diese nicht im Koffer herumpurzeln.
Die Reissverschlüsse der Koffer sind beim Titan- und beim Travelite-Modell durch Gummiblenden geschützt. Die Testpersonen bemängelten das: Sie mussten die Verschlüsse mühsam hervorklauben und hatten Mühe, sie um die Ecken zu bringen. Tadellos waren hier einzig die Samsonite-Modelle.
Nach dem Testparcours monierten die Prüfer bei neun von zehn Modellen: «für Treppen nicht geeignet». Einzig der Titan-Koffer hat grosse, über die Kofferwand hinausstehende Rollen, die verhindern, dass der Koffer beim Ziehen über die Treppe schrammt. Zudem bemängelten die Tester die wackeligen Teleskopgriffe von Stratic, Titan und Uccelli.
Tipp: Fahren Sie den Bügelgriff einige Male aus und ein und prüfen Sie, ob das einfach geht und in wie viele Positionen das Teleskop verankert werden kann. Achten Sie zudem darauf, wie gut die Finger vor dem Einklemmen geschützt sind.
Nicht alle Trolleys lassen sich einfach auf die Längsseite stellen: Samsonite Bright Lite, Victorinox, Titan und Uccelli wackeln – und Samsonite Cosmolite fällt sehr leicht um.
Tipp: Stellen Sie den Koffer vor dem Kauf auf die Seite. Wenn er im Leerzustand von alleine steht, tut er das auch, wenn er voll ist – ausser er ist einseitig beladen.
Kleine Räder sind unpraktisch auf holprigen Strecken
Beim Stratic und beim Samsonite Cosmolite sorgten die Rollen für Stirnrunzeln: Wer die Koffer gekippt vor sich her schieben will, steht an, da die Räder blockieren. Auf der teilweise unebenen Teststrecke hatten zudem die Trolleys mit kleinen Rädern Mühe (Uccelli, Airline, Victorinox, Samsonite Bright Lite).
Tipp: Drehen Sie mit dem Koffer eine Proberunde, wenn möglich über Treppen und Unebenheiten. Koffer mit grossen Rädern werden besser damit fertig. Ziehen Sie den Koffer hinter sich her, machen Sie damit eine 180-Grad-Drehung. Ist er wendig? Blockieren die Räder?
Die Testpersonen achteten auch darauf, ob die Trolleys beim Ziehen am Boden schleifen. Titan, Samsonite Cosmolite und Uccelli erhielten bei diesem Punkt die tiefsten Noten. Aber: Das war nur vereinzelt der Fall und liess sich mit verkürztem Teleskopgriff beheben.
Tipp: Vor dem Kauf sollte der Koffer gekippt hinter sich hergezogen werden. Dabei ist darauf zu achten, ob er nicht mit der Kante am Boden scheuert. Zudem sollte geprüft werden, ob der Bügel lang genug ist. Sonst stösst man beim Laufen mit den Fersen am Koffer an.
So wurde getestet
Das ipi Institut für Produktforschung und -information in Stuttgart (D) hat die zehn Rollkoffer auf folgende Kriterien geprüft:
Belastungstests
- Rollen: Ein Auto zog die vollbeladenen Koffer mit einem Tempo von 5 Stundenkilometern 10 Kilometer weit. Die erste Hälfte der Teststrecke war eben, die zweite mit knapp 4 Zentimeter hohen Holzschwellen versehen. Die Tester beurteilten dann den Zustand der Rollen und des Rollengehäuses.
- Falltest: Die vollen Koffer wurden aus einer Höhe von 60 Zentimetern je vier Mal auf eine der Ecken fallen gelassen. Unterlage war ein Betonboden.
- Griffe: 5000 Mal hob eine Maschine die vollen Koffer am Griff an der kurzen Seite an. Zudem fuhr sie das Teleskop des entsprechenden Griffs 5000 Mal ein und aus. Dabei hob sie die Koffer auch leicht an.
- Reissverschluss: Der Reissverschluss des gefüllten Koffers wurde über eine kurze Distanz 5000 Mal hin und her gezogen. Hinterliess er Scheuerspuren? Blieben die Zähne ganz?
Handhabung
Drei Testpersonen unterschiedlicher Körpergrösse beurteilten die Koffer anhand von typischen Situationen im täglichen Gebrauch: Sie hatten die Koffer zu beladen und bewerteten die Unterteilungen, Fixierungen, Verschlüsse und Schlösser.
Danach zogen sie die Koffer durch einen Parcours mit engem Radius, Bordstein, Treppe und anderen Hindernissen. Dabei beurteilten sie Manövrierbarkeit und Standfestigkeit der Koffer, ob sie beim Ziehen am Boden schleifen, sowie Komfort und Handling der Griffe.