Rundum überzeugt hat nur ein Produkt
K-Tipp testete Pelati. Die meisten schnitten im Labor gut ab. Aber: Es fand bei einigen Marken qualitativ ungenügende Tomaten in der Dose.
Inhalt
K-Tipp 15/2008
15.09.2008
Letzte Aktualisierung:
16.09.2008
Jeannette Büchel
Pelati sind eine gute Alternative, wenn im Handel nur Treibhaus-Tomaten erhältlich sind. Sie werden meist in Italien reif geerntet und verarbeitet. Letztes Jahr wurden über 18 000 Tonnen importiert, das entspricht 45 Millionen 400-Gramm-Dosen. Der K-Tipp wollte wissen, wie es um die Qualität der beliebten Konserven bestellt ist, und liess 15 Produkte im Labor prüfen. Getestet wurden ganze geschälte Tomaten (Pelati) sowie gehackte Tomaten. Eingekauft wurden die D...
Pelati sind eine gute Alternative, wenn im Handel nur Treibhaus-Tomaten erhältlich sind. Sie werden meist in Italien reif geerntet und verarbeitet. Letztes Jahr wurden über 18 000 Tonnen importiert, das entspricht 45 Millionen 400-Gramm-Dosen. Der K-Tipp wollte wissen, wie es um die Qualität der beliebten Konserven bestellt ist, und liess 15 Produkte im Labor prüfen. Getestet wurden ganze geschälte Tomaten (Pelati) sowie gehackte Tomaten. Eingekauft wurden die Dosentomaten im Detailhandel, bei Grossverteilern, bei Discountern und im Biofachgeschäft.
Die deutsche Gesellschaft für Lebensmittel-Forschung analysierte verschiedene Inhaltsstoffe und beurteilte Geruch und Geschmack der Dosentomaten (siehe «So wurde getestet» unten).
Von den 15 Produkten schnitt nur eines mit der Note «sehr gut» ab: die geschälten Tomaten der Coop-Eigenmarke. Diese Tomaten sind bereits zum zweiten Mal auf Platz 1. Als der K-Tipp vor drei Jahren Pelati degustieren liess, waren die Jurymitglieder von diesem Produkt begeistert (K-Tipp 14/2005).
Geschmack: «Sehr gut» für zwei Produkte
Im aktuellen Test beurteilten die Laborexperten Geruch, Geschmack und Aussehen der Pelati. Nur zwei Produkte erhielten bei der Sensorikprüfung sehr gute Noten: der Testsieger von Coop sowie die Tomaten von La Bella San Marzano, eingekauft bei Manor. «Ausgeprägt fruchtig und aromatisch», notierten die Tester bei diesen beiden Produkten. Cirio, De Rica, Via Verde, Coop Prix Garantie und Baja mussten sich mit «genügend» zufriedengeben.
Neben den sensorischen Eigenschaften wollte der K-Tipp auch wissen, welche Inhaltsstoffe in den Tomaten stecken. Unter anderem enthalten sie den natürlichen Farbstoff Lycopin. Er gilt als sehr gesund, denn er schützt vor Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Pelati enthalten mehr Lycopin als frische Tomaten, weil sich der Stoff beim Verarbeiten und Erhitzen aus den Zellwänden löst. Besonders viel von diesem Stoff steckt in sonnengereiften Tomaten: Er schützt die Zellen der Pflanze vor Sonneneinstrahlung und Hitze. Ein sehr tiefer Gehalt an Lycopin kann deshalb ein Hinweis darauf sein, dass die Tomaten bei der Ernte nicht voll ausgereift waren.
Am meisten Lycopin fand das Labor in den Tomaten von De Rica, gefolgt von den Spar- und Cirio-Produkten. Sie alle enthielten 130 Milligramm Lycopin pro Kilo (mg/kg) und mehr. Zum Vergleich: Frische Tomaten enthalten knapp 60 mg/kg.
Mit 81 mg/kg am wenigsten Lycopin enthielten die gehackten und geschälten Tomaten Longobardi (Migros). Lycopin kann vom Körper am besten aufgenommen werden, wenn es mit Fett kombiniert wird – etwa wenn die Tomatensauce mit etwas Olivenöl zubereitet wird.
Tomaten in der Dose enthalten leider nicht nur gesunde Substanzen, sondern manchmal auch unerwünschte Stoffe. Das Labor suchte unter anderem nach Ergosterin. Diese Substanz ist zwar nicht gesundheitsschädigend, liefert aber einen Hinweis, dass schimmlige Tomaten verarbeitet wurden. Die Pelati werden beim Abfüllen in Dosen erhitzt. Dadurch werden die Schimmelpilze zerstört. Ergosterin hingegen ist hitzebeständig, es kann noch im fertigen Produkt nachgewiesen werden.
Ergosterin: Schlechte Note für Hero-Produkt
Die Schweiz kennt keine gesetzlichen Vorgaben oder anderen Richtlinien zu Ergosterin. In Italien und in der Türkei gibt es einen Qualitätsindex, der besagt, dass Tomatenprodukte maximal 0,75 mg/kg Ergosterin enthalten sollten. Mit 2,98 mg/kg lagen die Hero-Pelati Parma Doro deutlich über dem Wert. Leicht über der Richtlinie war der Gehalt in den Baja-Tomaten von Volg – das Labor mass 0,87 mg/kg.
Hero hat eigene Analysen in Auftrag gegeben und tiefere Werte als der K-Tipp festgestellt. Laut der Hero-Sprecherin liegen die Ergebnisse zum Teil unter dem italienischen Qualitätsindex, zum Teil darüber: «Wir vermuten, dass dem K-Tipp eine Dose mit sehr reifen Tomaten vorgelegen hat.» Man werde aber zusammen mit dem Lieferanten Massnahmen ergreifen, um auch den eigenen hohen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden.
Das Labor hat auch nach den beiden Schwermetallen Blei und Zinn gesucht. Blei kann aus der Umwelt, z. B. aus den Böden oder dem Wasser, in die Tomaten gelangen. Weil Blei sehr giftig ist, existieren dafür gesetzliche Grenzwerte. Für Gemüsekonserven beträgt der Grenzwert 0,5 mg/kg. Das Labor konnte in allen Tomaten Blei nachweisen, allerdings nur in unbedenklichen Mengen weit unter dem Grenzwert.
Gut: Wenig Zinn und Pestizide gefunden
Zinn gelangt aus den Konservendosen, die aus verzinntem Eisenblech hergestellt werden, in die Tomaten. Die Substanz kann Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung sind keine dauerhaften Schäden zu erwarten. Dennoch empfiehlt die Behörde, «Zinngehalte in Lebensmitteln auf ein möglichst niedriges Mass zu beschränken».
In der Schweiz sind in Gemüsekonserven maximal 200 mg Zinn pro Kilo erlaubt. Erfreulicherweise stellte das Labor bei den meisten Pelati sehr tiefe Werte fest. Mehr als 100 mg/kg enthielten nur die Baja-Tomaten. Reinhard Wolfensberger von Volg schreibt dazu: «Unsere Laborproben haben bisher immer geringere Mengen ergeben.»
Erfreulich ist die Bilanz in Sachen Pestizid-Rückstände. Zwar fand das Labor in einigen Tomatenkonserven Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, allerdings so wenig, dass keine Gefahr für die Gesundheit zu befürchten ist.
So wurde getestet
Die Gesellschaft für Lebensmittel-Forschung in Berlin hat im Auftrag von K-Tipp 15 Pelati-Produkte analysiert. Geprüft wurden sechs Kriterien.
- Sensorik: Die Experten beurteilten Geruch, Geschmack und Aussehen der Tomaten.
- Lycopin: Dem Pflanzenfarbstoff wird eine präventive Wirkung bei bestimmten Krebsarten nachgesagt. Lycopin soll auch vor Herz-Kreislauf-Krankheiten schützen.
- Ergosterin: Kommt in der Zellmembran von Schimmelpilzen vor. Ist ein Hinweis darauf, dass schimmlige Tomaten verwendet wurden.
- Blei: Giftiges Schwermetall, gelangt via Boden und Wasser in die Tomaten. Reichert sich im Körper an, schädigt das Nervensystem und die Fortpflanzungsorgane. Einige Bleiverbindungen können sogar Krebs verursachen. Für Pelati und andere Gemüsekonserven gilt der Grenzwert 0,5 Milligramm pro Kilo (mg/kg).
- Zinn: Gelangt aus den Dosen in die Tomaten. Verursacht bei manchen Menschen Magen-Darm-Beschwerden. Für Konserven ist ein Grenzwert von 200 mg/kg festgelegt.
- Pestizide: Das Labor prüfte, ob die Pelati Rückstände von Pflanzenschutzmitteln enthalten.