Die Auswahl an Zahnbürsten in den Läden ist gross. Eines aber haben alle Modelle gemeinsam: Auf den Verpackungen wird eine gründliche und schonende Reinigung versprochen. Der K-Tipp wollte wissen, ob diese Versprechen eingehalten werden, und hat 15 Modelle (soft und medium) ins Labor geschickt. Harte Zahnbürsten wurden hingegen nicht geprüft. Der Grund: Bei Bürsten mit harten Borsten ist die Verletzungsgefahr beim Putzen am grössten.
Die Reinigungsleistung einer Bürste hängt vor allem mit der persönlichen Zahnputztechnik zusammen. Deshalb testete der K-Tipp diesen Punkt nicht. Ob eine Bürste schonend reinigt, hängt hingegen massgeblich davon ab, wie sauber und gleichmässig die einzelnen Nylon-Borsten abgerundet sind. Ausgefranste, spitze oder scharfkantige Borsten können bei zu viel Druck Zahnfleisch und Zähne schädigen.
Für den K-Tipp beurteilten Zahnmediziner die Borstenabrundung unter dem Elektronenrastermikroskop (siehe «So wurde getestet»). Dabei gilt: Je höher der Anteil schön abgerundeter Borsten, desto besser. Fanden sich bei einer Zahnbürste deutlich mehr unsauber verarbeitete Borsten als abgerundete, bewertete der K-Tipp das Modell als «ungenügend».
Vier «sehr gute» Modelle
Das erfreuliche Testergebnis: Die Qualität der Handzahnbürsten ist grundsätzlich hoch. Vier Modelle erreichten das Gesamturteil «sehr gut». Sieben weitere Bürsten waren immerhin noch «gut». Der Vergleich mit früheren Tests (K-Tipp 11/2007 und 9/2009) zeigt: Zahnbürsten weisen mittlerweile generell besser abgerundete Borsten auf.
Zwei Zahnbürsten erreichten nur ein ungenügendes respektive schlechtes Gesamturteil: Das Modell Signal «Interdental Expert» weist weniger als 40 Prozent abgerundete Borsten auf. Bei der Migros-Zahnbürste M-Budget waren es sogar nur knapp 7 Prozent. Zum Vergleich: Bei der bestplatzierten Oral B und auch bei Dentamed (Coop) sind hingegen über 95 Prozent aller Borsten schön abgerundet.
Sechswöchiger Einsatz simuliert
In der Hand liegen alle Zahnbürsten gut. Deshalb erreichten alle im Prüfpunkt «Ergonomie » hohe Noten. Grosse Unterschiede zeigten sich hingegen in der erstmals durchgeführten Abnützungsprüfung: In einer eigens konstruierten Zahnputzmaschine wurde ein sechswöchiger Einsatz simuliert. Dann prüften die Ingenieure, wie stark die Bürsten ausgefranst waren. Am wenigsten Verschleiss zeigten die günstige Prix-Garantie-Bürste von Coop, der Testsieger Oral B und die weiche Zahnbürste «Dr. Best». Interessant: Die meisten weichen Bürsten waren bezüglich Robustheit den Medium-Varianten ebenbürtig.
Die Preisunterschiede bei den einzelnen Produkten sind beträchtlich. Einmal mehr zeigt sich, dass gute Qualität nicht teuer sein muss: Die insgesamt guten Modelle von Prix Garantie und «Nevadent» (Lidl) kosten nur 43 Rappen. Die Zahnbürste von Elmex schneidet zwar ebenfalls «gut» ab, kostet aber rund das Zwölffache, nämlich Fr. 5.50. Die «sehr guten» Bürsten kosten Fr. 1.– (Aldi) bis Fr. 4.95 (Colgate).
Auch Soft-Modelle sind robust
Laut Trisa, Coop und Drogeriemarkt Müller hängt die Robustheit der Zahnbürsten nebst der Anordnung und den Borstenprofilen auch vom Härtegrad ab. Feinere Borsten würden sich bei konstantem Anpressdruck rascher abnützen oder schneller abknicken als dickere Borsten.
Nur: Die Ergebnisse des K-Tipp-Abnützungstests bestätigen diese Vermutung nicht. Insgesamt fünf von acht Soft-Modellen waren ebenso robust wie die Medium-Modelle.
Unilever sagt, man könne sich die schlechte Borstenabrundung der Signal «Interdental Expert» nicht erklären. Die Bürste werde intern nachgeprüft. Die Migros teilt in ihrer Stellungnahme mit, dass die eigene Nachprüfung mehrerer Chargen der M-Budget-Zahnbürste andere Abrundungswerte ergeben habe.
Gründliches Putzen wichtiger als Härtegrad
Zahnbürsten gibt es in den Härtegraden super soft, soft, medium und hard. Welcher Härtegrad am besten reinigt, ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Viel wichtiger ist eine gründliche Putztechnik: Das Gebiss soll systematisch, mit möglichst wenig Druck, geputzt werden. Je härter die Borsten, desto wahrscheinlicher sind Verletzungen am Zahnfleisch oder an freiliegenden Zahnhälsen. Laut Studien reinigen andererseits härtere Borsten bei korrekter Zahnputztechnik besser. Gemäss der deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde ist die Handhabung von elektrischen Zahnbürsten für viele Menschen einfacher als bei manuellen Bürsten.
Was Häufigkeit und Dauer des Zähneputzens betrifft, sind sich die Fachleute uneins. Die meisten empfehlen, die Zähne mindestens zweimal täglich zu putzen. Einmal pro Tag solle man auch Zunge und Zahnzwischenräume reinigen. Die schweizerische Zähnärztegesellschaft empfiehlt, die Zähne unmittelbar nach jeder Hauptmahlzeit und zusätzlich nach jeder süssen Zwischenmahlzeit zu putzen. Wenn sich sie Borsten verbogen haben, sollte man die Zahnbürste austauschen.
So wurde getestet
Spezialisten der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und präventive Zahnheilkunde der Justus-Liebig-Uni in Giessen (D) untersuchten für denK-Tipp die Ergonomie von Zahnbürsten sowie die Abrundung der Borsten.
- Borstenabrundung: Zuerst trennten die Experten die Bürstenköpfe schonend von den Griffen. Danach reinigte man die Köpfe im Ultraschallbad. In einem zweiten Schritt wurden alle Borsten mit einer hauchdünnen Goldschicht bedampft. Erst dann konnten die Borsten unter dem Elektronenrastermikroskop begutachtet werden. Bei guten Produkten sind mehr als 70 von 100 Borsten gleichmässig abgerundet. Gerade noch akzeptabel sind 50 Prozent.
- Ergonomie: Ist der Griff kompakt und handlich? Hat die Bürste einen in Längsrichtung abgewinkelten Bürstenkopf? Ist das Borstenfeld gross genug? Sind die Borsten dünn genug und fest im Bürstenkopf verankert?
- Robustheit/Verschleiss: Um herauszufinden, wie robust die Zahnbürsten sind, haben die Ingenieure des Prüfinstituts PZT in Wilhelmshaven die Bürsten in einer eigens aufgebauten Apparatur geprüft. Jede Zahnbürste musste 250 Minuten auf dem Dauertest-Prüfstand aushalten. Dies entspricht einer täglichen Zahnputzzeit von 6 Minuten innerhalb von zirka 6 Wochen. Die Bürsten strichen bei definiertem Anpressdruck und festgelegter Geschwindigkeit über ein künstliches Gebiss. Die Zahnbürste und das Gebiss befanden sich während des Testlaufes in einem Behälter, der mit einem Gemisch aus Wasser und Zahnpasta gefüllt war.