Scharfe Messer für wenig Geld
Wie gut schleifen Messerschärfer Küchenmesser? Der Test zeigte: Brauchbar sind sie alle. Doch einige schärfen besser und schonender als andere. Und: Der «sehr gute» Schärfer Gnistra kostet gerade mal 15 Franken.
Inhalt
K-Tipp 09/2013
08.05.2013
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Das Prinzip ist bei bei allen Messerschärfern für den Hausgebrauch ähnlich: Man zieht das Messer mehrere Male gleichmässig im vorgegebenen Winkel durch zwei Rollen aus Keramik oder einem anderen Material. Dabei wird Metall abgetragen – und die Schneide ist wieder scharf geschliffen.
Doch welches Gerät funktioniert am besten? Und welches schont gleichzeitig die Messerklingen? Der K-Tipp schickte zehn Messerschärfer, davon zwei elektrisch...
Das Prinzip ist bei bei allen Messerschärfern für den Hausgebrauch ähnlich: Man zieht das Messer mehrere Male gleichmässig im vorgegebenen Winkel durch zwei Rollen aus Keramik oder einem anderen Material. Dabei wird Metall abgetragen – und die Schneide ist wieder scharf geschliffen.
Doch welches Gerät funktioniert am besten? Und welches schont gleichzeitig die Messerklingen? Der K-Tipp schickte zehn Messerschärfer, davon zwei elektrische, in ein spezialisiertes Prüfinstitut. Preisspanne: Fr. 9.95 bis Fr. 156.–.
Jedes Gerät musste sich dreimal an klassischen Küchenmessern und einmal an einem japanischen Santoku beweisen (siehe Kasten). Auf einem genormten Prüfstand wurde zuerst die Schärfe der Testmesser im Neuzustand bestimmt. Danach stumpfte man die Klingen einheitlich ab, um sie anschliessend nachzuschärfen und das Resultat zu messen.
Die Fachleute im Labor stellten auch die Robustheit der Geräte auf die Probe, indem sie Messer aus extra zähem Stahl je 250-mal durch die Schärfer zogen. Zudem beurteilten die Experten unter dem Mikroskop die Schäden an den Klingen und die Handhabung der Geräte (Details: «So wurde getestet», Seite 16).
Das positive Fazit vorweg: Alle getesteten Geräte schärfen stumpfe Messer spürbar nach. Ein einfaches manuelles Modell erhielt das Gesamturteil «sehr gut». Vier Messerschärfer schnitten insgesamt «gut» ab, fünf waren immerhin noch «genügend».
Verblüffend: Der zweitgünstigste Schärfer ist Testsieger – der 365+ Gnistra von Ikea. Er schärfte die Messer «sehr gut» und schonte dabei auch die Klingen. Dies alles für nur knapp 15 Franken. Das teuerste Gerät im Test für fast 156 Franken hingegen ist nur «genügend» (siehe Tabelle).
Die Details: Testsieger Gnistra zeigte kaum Schwächen und erhielt dafür die herausragende Gesamtnote 5,7. Die Fachleute monierten einzig einen leichten Abrieb an den Rollenlagern und eine etwas unnatürliche Handhaltung beim Schärfen. Das Gerät wird in China hergestellt.
Mino Sharp verpasste «sehr gut» nur knapp
Ebenfalls eine Topnote bei der Nachschärfeleistung schaffte das in Japan produzierte Modell Mino Sharp von Master Cutlery (Gesamtnote 5,4). Dieser Messerschärfer für 69 Franken verpasste die Note «sehr gut» nur, weil er die Klingen etwas ruppiger behandelt als der Testsieger: Unter dem Mikroskop waren Scharten sichtbar.
Einige Geräte beschädigen Klinge
Der elektrische Messerschärfer AP 118 von Kai erzielte die Gesamtnote 5,2. Mit einem Preis von 139 Franken war er allerdings das zweitteuerste Gerät im Test. Betrachtet man nur die Schärfeleistung, kann Kai mit den Besten mithalten. Unter dem Mikroskop stellten die Experten jedoch fest, dass das Gerät die Schneide ramponiert. Scharten, Ausbrüche und Späne sorgen für einen unerwünschten Sägeeffekt.
Die Messerschärfer von Victorinox, Vulkanus, das Modell Aspekt von Ikea und der WMF-Messerschärfer aus Edelstahl behandeln die Klingen noch unzimperlicher. Aspekt bietet für den Preis aber eine gute Leistung. Das Gerät war mit rund 10 Franken das günstigste im Test. Ebenfalls ein «gut» schaffte das zweistufige Modell von WMF. Es ist jedoch mehr als dreimal so teuer wie Aspekt.
Die Hälfte der Geräte erreichte jedoch nur das Gesamturteil «genügend». Das rote Gerät von Kuhn Rikon und der WMF-Schärfer aus Edelstahl schärfen stumpfe Messer deutlich weniger effektiv nach als alle anderen getesteten Modelle. Darum erzielen sie mit je nur 4,2 die klar tiefsten Gesamtnoten.
WMF und Kuhn Rikon wollten die Testergebnisse nicht kommentieren. Astavel, der Vertreiber von Chef’s Choice, verweist auf die Testergebnisse eines Kochmagazins, die positiver ausgefallen seien. Wenn man die Messer häufiger durch das Gerät ziehe, verbessere sich das Schärfeergebnis, betont Astavel.
Victorinox teilt mit, dass man die Klinge in der Praxis so lange nachschärfen sollte, bis sie wieder optimal schneidet.
Übrigens: Profis halten ihre Messer mit Wetzstäben und Schleifsteinen scharf. Bei stark abgenutzten Klingen hilft das Wetzen allein jedoch nicht mehr weiter. Dann leistet ein Messerschärfgerät gute Dienste.
Einige Messerschärfer haben mit «Japanern» Probleme
Santoku-Messer stammen aus Japan. Sie sind spitzer als europäische Kochmesser. Deshalb haben Santokus meist schärfere Klingen – das Schnittgut wird dadurch weniger zerrissen. Denn reisst die Oberfläche, etwa von Fisch für Sushi, so oxidiert das Lebensmittel schneller. Dies kann Haltbarkeit und Geschmack beeinträchtigen. Im Test hatten zwei Messerschärfer Mühe mit dem Winkel der Santoku-Klingen: Das Gerät von Kuhn Rikon und der WMF-Edelstahl-Messerschärfer schliffen die zuvor abgestumpften Klingen «ungenügend» nach.
Mit den japanischen Klingen am besten zurecht kamen der elektrische Schärfer von Kai und das Modell Gnistra von Ikea – nämlich «sehr gut». Alle anderen Geräte im Test schärften Santoku-Klingen immerhin noch «gut» .
So wurde getestet
Die Remscheider Versuchs- und Prüfanstalt VPA prüfte im Auftrag des K-Tipp acht manuelle und zwei elektrische Messerschärfer. Kriterien:
- Schärfen: Zehn identische konventionelle Kochmesser und zehn Santoku-Messer wurden auf einem Prüfstand gleichmässig abgestumpft. Dann musste jeder Messerschärfer dreimal an einem Kochmesser und einmal an einem Santoku zeigen, wie gut er die Klingen schärft. Jedes Messer wurde zehnmal abgezogen. Nach jedem Schärfen wurde die Schneidleistung laut EU-Norm gemessen: Die Messer werden mit einer definierten Belastung durch standardisierte Papierblöcke gezogen. So stellt man die Schnitttiefe fest. Je tiefer der Schnitt, desto schärfer das Messer. Auf dieselbe Weise wurde vor Testbeginn die Schärfe der Klingen im Neuzustand ermittelt.
- Klingen: Messerschärfer sollen die Klinge möglichst wenig beschädigen. Unter einem Messmikroskop untersuchten die Experten die Höhe vorhandener Grate, die Länge abstehende Späne und Schäden an der Schneidefläche.
- Robustheit: Ein sehr zähes Messer aus VG10-Stahl wurde 250-mal durch jedes Gerät gezogen. Danach beurteilte man Schneidplatten und Führungen auf Verschleissspuren.
- Handhabung: Liegt das Gerät gut in der Hand? Lässt es sich einfach bedienen?