Schnell auf dem Siedepunkt
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K-Tipp 3/2001
14.02.2001
15 Wasserkocher im Test: 8 sind empfehlenswert
Bei den meisten Wasserkochern siedet das Wasser für einen Krug voll Tee schon in weniger als drei Minuten. Und die Geräte benötigen nur 60 Prozent der Energie einer Herdplatte.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Ex-Bundesrat Adolf Ogi machte das Energiesparen populär. Wie er in seiner unnachahmlichen Art vor laufender Kamera ein Ei hart kochte - das ist legendär. Sein Trick: Er benötigte nur einen Fingerb...
15 Wasserkocher im Test: 8 sind empfehlenswert
Bei den meisten Wasserkochern siedet das Wasser für einen Krug voll Tee schon in weniger als drei Minuten. Und die Geräte benötigen nur 60 Prozent der Energie einer Herdplatte.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Ex-Bundesrat Adolf Ogi machte das Energiesparen populär. Wie er in seiner unnachahmlichen Art vor laufender Kamera ein Ei hart kochte - das ist legendär. Sein Trick: Er benötigte nur einen Fingerbreit Wasser in der zugedeckten Pfanne.
Ogis Botschaft kam beim Publikum an: Energie ist ein kostbares Gut und wir müssen damit sorgsamer umgehen.
Energie sparen kann man jedoch nicht nur beim Eierkochen. Wer beispielsweise Teewasser auf dem Kochherd erhitzt, verschwendet unnötig Energie und damit Geld. Die Variante dazu: Ein elektrischer Wasserkocher schafft dieselbe Übung in kürzerer Zeit, braucht weniger Strom und spart dadurch bares Geld. Rund 180 000 dieser Geräte gehen pro Jahr über den Ladentisch.
Der K-Tipp wollte genau wissen, wie viel Strom man konkret sparen kann, und liess 15 der meistverkauften Wasserkocher bei der Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA) auf ihren Stromverbrauch hin prüfen. Im Test waren ausschliesslich so genannte kabellose Geräte; bei ihnen hängt in der Regel nur der Sockel am Strom, während man den Krug frei herumtragen kann.
Der K-Tipp untersuchte nicht nur die Energiesparmöglichkeit. Weitere Testpunkte waren:
- Wie lange dauert es, um 0,75 Liter Wasser (17 Grad warm) zu erhitzen, bis die Kochstopp-Automatik das Gerät abschaltet?
- Wie viel Energie benötigt das Gerät für diesen Vorgang?
- Wie heiss sind der Griff und der Deckel des Kochers zwei Minuten nach dem Ausschalten?
- Wie lange bleibt das Gerät in Betrieb, wenn Sie den Kocher versehentlich ohne Wasser einschalten?
- Wie stark verkalkt das Heizelement?
- Wie einfach ist das Gerät zu bedienen?
- Bietet es Probleme in der Handhabung?
Die grösste Hürde hatten die Kocher gleich beim ersten Prüfpunkt zu überwinden: Während das schnellste Modell im Test, der Rotel Rapid X, bereits nach 2 Minuten und 21 Sekunden kochendes Wasser liefert, wartet der Teegeniesser beim Trisa Express Water geschlagene 5 Minuten und 42 Sekunden.
Damit alle Geräte gleich lange Spiesse hatten, brachten die Tester übrigens in allen Kochern die gleiche Menge zum Sieden, nämlich 0,75 Liter Wasser; das ist etwa die Portion für einen mittleren Teekrug.
Vitus Studer, Geschäftsführer von Trisa, gibt zu bedenken, sein Gerät habe nur 900 Watt und sei deshalb etwas langsamer. «Dafür ist es mit einem speziellen Blockheizelement ausgestattet, das den Vorteil bietet, dass es bedeutend weniger verkalkt, keine Schadstoffe wie Nickel abgibt und auch bei wenig Pflege keinen Grünspan ansetzt.»
Beim nächsten Prüfpunkt, dem Energieverbrauch, müssten physikalisch bewanderte Zeitgenossen eigentlich aufhorchen. Denn sie wissen: Egal ob der Kocher 2000 oder 900 Watt Leistung hat - um die gleiche Menge Wasser zu kochen, benötigen alle Geräte grundsätzlich gleich viel Energie. Die Wattzahl hat nur einen Einfluss auf die Zeit und nicht auf den Stromverbrauch. Genauer: Um 0,75 Liter Wasser (Temperatur 17 Grad) zum Sieden zu bringen, ist rein physikalisch immer ein Energieaufwand von 72 Wattstunden (Wh) erforderlich.
Stromverbrauch: Einige Geräte verpuffen unnötig viel Energie
Doch das ist Theorie. Die Praxis sieht anders aus, weil die Geräte auch Energie verpuffen. Ein Beispiel: Ein Glaskeramikkochherd verbraucht rund 130 Wh, um das Wasser zu erhitzen. Der Kochherd «verschwendet» also etwa 58 Wh; diese zusätzliche Energie benötigt er, um das Heizelement und die Pfanne aufzuheizen.
Die Wasserkocher stehen - als Gruppe betrachtet - viel besser da. Das sparsamste Gerät im Test, der Mio Star Junior, verbraucht 82,1 Wh, bis das Wasser siedet und das Gerät sich selber ausschaltet. Oder anders ausgedrückt: Der Kocher verpufft lediglich 10 Wh Energie ins Leere.
Anders der Solis Compact: Er benötigt 92,6 Wh für denselben Vorgang. Damit «verschwendet» dieses Gerät 20 Wh oder doppelt so viel wie der Mio Star.
Das Hauptproblem des Solis-Kochers ist seine träge Reaktionszeit. Ganze 24 Sekunden kocht das Wasser auf dem Siedepunkt noch weiter und verbraucht Strom, bevor sich das Gerät automatisch ausschaltet. Dasselbe Handicap hat auch der Kenwood Vision. Bei diesem Gerät dauert es 26 Sekunden, bis es abschaltet. In dieser Zeit schlucken die beiden diesbezüglich schlechtesten Prüflinge 11,5 respektive 12,8 Wh.
Schade vor allem für den Ken-wood-Kocher: Würde man nämlich nur bis zu dem Zeitpunkt rechnen, an dem das Wasser kocht, wäre der Kenwood das sparsamste aller Testgeräte. Dazu Hans Rohrer, technischer Direktor von Kenwood Schweiz: «Unsere eigenen Messungen ergaben im Schnitt 15 bis 19 Sekunden.» Auch Solis verweist auf eigene Messungen, gemäss denen das Gerät nach maximal 10 Sekunden ausschaltet.
Ein Kocher mit kleiner Wattzahl empfiehlt sich nur für Haushalte in alten Häusern. Alte Häuser haben meist den Stromkreislauf nicht so hoch abgesichert. Beim Benutzen eines 2000-Watt-Wasserkochers kann deshalb die Sicherung durchbrennen.
Vorsicht, heiss! Bei drei Geräten gabs Punkte-Abzug
Einige Hersteller scheiterten am nächsten Prüfpunkt. Philips Essence, Rotel Rapid X und Kenwood Vision sind so konstruiert, dass auch zwei Minuten nach Ende des Kochvorgangs der Griff noch über 60 Grad heiss ist. Dass es auch anders geht, beweisen:
- Siemens TW91100
- Braun Aqua Express
- Trisa Quick Water
- Tefal Express
- Tefal Speedy
- Mio Star Junior
Bei allen diesen Geräten ist der Griff zwei Minuten nach dem Kochen weniger als 37 Grad warm, also weniger als die eigene Körpertemperatur. Stellen Sie den Kocher versehentlich einmal ohne Wasser ein, sollte das Gerät möglichst schnell automatisch ausschalten. Das verhindert, dass ein Gerät überhitzt und im extremsten Fall in Flammen aufgeht.
Vier Modelle sind hier ungenügend. Sie benötigen zwischen 23 und 33 Sekunden, bevor sie automatisch ausschalten:
- Braun Aqua Express (23 Sekunden)
- Trisa Quick Water (25 Sekunden)
- Solis Compact (31 Sekunden)
- Trisa Express Water (33 Sekunden).
Da einige Regionen der Schweiz stark kalkhaltiges Wasser haben, ist das Verkalkungsverhalten wichtig. Erfreulich: Nur der Philips Essence verkalkt schnell. Die restlichen Geräte sind in diesem Punkt zumindest akzeptabel.
In der Handhabung und im Bedienungskomfort haben alle Geräte kleinere Mängel. Beim Tefal Speedy aber summieren sich die Nachteile derart, dass hier die Teilnote «ungenügend» resultierte.
Normalerweise sitzen die Kocher auf einem Sockel. Der Sockel ist mit der Steckdose verbunden und hat im Fuss eine Kabelaufwicklung. Nur beim Tefal Speedy ist das nicht der Fall. Bei diesem Gerät müssen Sie das Kabel am Fuss des Krugs ausziehen, um ihn wegtragen zu können.
Der Tefal-Kocher hat aber noch weitere Punkte, die das Labor bemängelte: Die Bedienungsanleitung ist unübersichtlich; der Speedy bietet zu wenig sicheren Stand, weil das Gerät leicht rutscht, Benutzerinnen und Benutzer können schwer erkennen, ob der Apparat eingeschaltet ist, und auch die Füllmenge ist schwer ersichtlich.
Ein guter Wasserkocher muss nicht teuer sein
Fazit: Testsieger ist das Designgerät von Siemens. Es braucht zwar mit 20 Sekunden ziemlich lange, bis es sich ausschaltet, wenn kein Wasser eingefüllt ist, doch es überzeugte in allen anderen Punkten. Ob all das den vergleichsweise hohen Preis von 179 Franken rechtfertigt, sei dahingestellt.
Der Satrap Aqua Design kostet nur einen Drittel des Siemens-Gerätes, bringt aber fast die gleiche Leistung; der Satrap-Kocher verdient deshalb das Prädikat «Kauf-Tipp». Ausgeglichene Geräte ohne grössere Mängel sind der Moulinex Lagoon und der Tefal Express. Bei diesen Kochern überzeugt vor allem der Preis.
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Diese Details machen einen guten Kocher aus
- Sie sparen Strom und Zeit, wenn Sie immer nur so viel Wasser erhitzen, wie Sie gerade benötigen. Der Kocher sollte deshalb mit einer möglichst kleinen Mindestmenge funktionieren (ca. 2,5 Deziliter).
- Einige Kocher haben einen runden Sockel mit Stromanschluss in der Mitte. Dadurch ist der Kocher frei drehbar und sowohl für Rechts- wie auch Linkshänder gut zu gebrauchen. Der Kocher sollte sich ohne zu verkanten auf den Sockel aufsetzen lassen.
- Für Linkshänder: Achten Sie auf eine Wasserstandsanzeige auf beiden Seiten des Kochers.
- Wichtig ist eine grosse Öffnung. Sie sollten gut mit der Hand den Boden erreichen können. Das erleichtert das Reinigen, wenn der Kocher verkalkt ist.
- Zum einfachen Einfüllen von Wasser sollte entweder der Einfüllstutzen gross genug sein oder der Deckel automatisch offen bleiben.
- Jeder Kocher sollte eine helle, gut sichtbare Warnleuchte haben, die anzeigt, dass der Kessel eingeschaltet ist.
- Idealerweise lässt sich das Kabel im Sockel aufrollen. So liegt es nicht in der Küche herum.
- Kocher mit einer ebenen Heizplatte unten im Krug sind viel einfacher zu reinigen und zu entkalken als die Modelle mit eingebauter Tauchsieder-Heizspirale.