Schon für wenig Geld gibts viel Weihnachtsstimmung
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K-Tipp 20/2001
28.11.2001
Christbaumkerzen im K-Tipp-Test Teure Kerzen brennen nicht länger
Sie sollen lange brennen, nicht tropfen und nicht russen: Von 17 getesteten Christbaumkerzen erfüllen fast alle die Wünsche der Käufer. Bei der Qualität gibt es kaum grosse Unterschiede - beim Preis hingegen schon.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Seit dem 17. Jahrhundert brennen am Weihnachtsbaum Lichter. Zuerst waren es noch selbst gebastelte Öllampen aus Nussschalen. Doch bereits i...
Christbaumkerzen im K-Tipp-Test Teure Kerzen brennen nicht länger
Sie sollen lange brennen, nicht tropfen und nicht russen: Von 17 getesteten Christbaumkerzen erfüllen fast alle die Wünsche der Käufer. Bei der Qualität gibt es kaum grosse Unterschiede - beim Preis hingegen schon.
Thomas Vogel tvogel@ktipp.ch
Seit dem 17. Jahrhundert brennen am Weihnachtsbaum Lichter. Zuerst waren es noch selbst gebastelte Öllampen aus Nussschalen. Doch bereits im 19. Jahrhundert setzte sich Kerzenschein am Weihnachtsbaum durch. Vor allem der Adel konnte sich die damals erhältlichen teuren Bienenwachskerzen leisten.
Erst mit der Erfindung von Stearin und Paraffin - heute der meistgebrauchte Kerzenrohstoff - konnten auch weniger Begüterte ihren Baum im Kerzenlicht erstrahlen lassen.
Zwei Drittel aller Kerzen werden in der Adventszeit gekauft
Heute ist der kerzengeschmückte Weihnachtsbaum aus der guten Stube nicht mehr wegzudenken. Kein Wunder machen die Kerzenhersteller rund zwei Drittel ihres Umsatzes in der Adventszeit.
Klassiker sind neben den roten, blauen und weissen auch die goldenen Kerzen. Gefragt sind eine saubere, russarme Flamme sowie Tropffestigkeit. Doch wie erfüllen Weihnachtsbaumkerzen diese Wünsche?
Der K-Tipp machte die Probe aufs Exempel. Die Redaktion kaufte im Dezember 2000 17 verschiedene Kerzenmuster aus den Gestellen der Grossverteiler ein und lagerte sie bis im Sommer 2001. Dann kamen die Kerzen zur Prüfung ins deutsche Ipi-Institut für Produktforschung und Information.
Testkriterien waren (in Klammer das dazugehörende Teilkriterium in der Tabelle):
- Was kostet eine Stunde Weihnachtszauber am Baum (Kosten pro Stunde)?
- Flackert und russt die Flamme bei stehender Luft oder bei Durchzug (Brennverhalten)?
- Ist die Kerze selbst bei Schieflage tropffest (Brennverhalten)?
- Überstehen die Kerzen auch einen Sturz vom Tisch oder gar vom Baum (Widerstandsfähigkeit der Kerze)?
- Verbiegt sich die Kerze, wenn sie zum Beispiel durch die Sonnenstrahlen erwärmt wird (Widerstandsfähigkeit)?
- Wie lange glüht und raucht die Kerze nach dem Löschen weiter (Verhalten nach Auslöschen bzw. Erlöschen)?
Wer denkt, dass teure Kerzen länger brennen, irrt. Das beauftragte Prüfinstitut stellte nämlich fest: Bis auf wenige Ausnahmen brennen alle Kerzen rund zwei Stunden. Die längste Brennzeit erreichten dabei Gala-Kerzen Weiss von Epa: 2 Stunden und 20 Minuten (2:20) verströmt diese Kerze heimeliges Licht. Immerhin noch 2:18 Stunden brennt der Testsieger Natale-Baumkerzen.
Abgeschlagen auf dem letzten Rang landet in diesem Teilkriterium die Steinhart-Baumkerze Edelglanz Gold; sie erlosch bereits nach 1:05 Stunden. Nach 1:36 respektive 1:40 Stunden geht bei den Baumkerzen Silber von Jumbo und bei den Epa-Baumkerzen das Licht aus.
Gesamthaft betrachtet sind die Unterschiede bei der Brenndauer also nicht riesig. Gross werden die Differenzen erst, wenn man die Brenndauer mit den Kosten pro Kerze hochrechnet; der Einzelpreis bewegt sich nämlich zwischen 3 und 49 Rappen.
Enorme Preisunterschiede bei fast gleicher Qualität
Ein Beispiel: Sie lassen an Ihrem Weihnachtsbaum vom 24. Dezember bis und mit 31. Dezember täglich 20 Kerzen zwei Stunden lang brennen. Dies kostet Sie mit den Natale- Baumkerzen keine 5 Franken. Verwenden Sie stattdessen Asp-Holmblad-Baumkerzen, müssen Sie dafür über 83 Franken ausgeben - also mehr als 16-mal so viel.
Ein solcher Preisunterschied liesse sich allenfalls durch massiv bessere Qualität rechtfertigen. Der Test zeigt aber klar: Punkto Eigenschaften sind keine grossen Abweichungen erkennbar.
Keines der Testprodukte russte zum Beispiel übermässig. Bei stehender Luft erzeugte gar keine Kerze Russ.
Durchzug hingegen fördert bei allen Produkten die Russbildung; hier zeigten sich Unterschiede. Am saubersten verbrennen bei Durchzug:
- Balthasar-Baumkerzen
- Noel-Baumkerzen aus Paraffin
- Gala-Kerzen Blau und Weiss
Nur ein Produkt versagt bei Durchzug und russt stark: Noel-Baumkerzen selbstlöschend. Migros sagt dazu: «Das Produkt ist in diesem Jahr nicht mehr im Verkauf.»
Übel sah früher nach den Festtagen der Teppich unter dem Weihnachtsbaum aus. Überall hatten sich Wachstropfen festgesetzt, da die Kerzen eben doch etwas schief am Baum hingen. Dieser nachweihnachtliche Frust gehört mit modernen Kerzen der Vergangenheit an. Selbst bei einer Neigung von 20 Grad sind keine Wachsflecken auf dem Teppich zu befürchten. Im Testversuch tropften nur noch die beiden Produkte von Gala.
Epa schreibt dem K-Tipp: «Ein Tropftest in Schräglage ist in der Norm nicht vorgesehen und auch nicht sinnvoll.»
Nur die Kerzen sollen brennen
Advents- oder Weihnachtsfeiern enden gelegentlich fatal. Jedes Jahr ist bei über 1000 Bränden eine Kerze der Auslöser. Kurt Steck von der Beratungsstelle für Brandverhütung (BfB) weiss: Die meisten Brände passieren in der Adventszeit; in dieser Zeit brennen etwa 90 Prozent der verkauften Kerzen.
Diese Brände verursachen nicht nur jährlich Sachschäden in der Höhe von 25 Millionen Franken, sondern sie kosten auch Menschenleben. Kurt Steck gibt Tipps, wie solche Brände durch einfache Massnahmen verhindert werden können:
- Löschen Sie brennende Kerzen vor dem Verlassen des Raumes.
- Stellen Sie den Weihnachtsbaum nach dem Kauf sofort in ein Wassergefäss und lagern Sie ihn an einem kühlen Ort. Er wird dadurch weniger schnell dürr und brandgefährlich.
- Sorgen Sie dafür, dass der Weihnachtsbaum sicher steht.
- Achten Sie auf einen ausreichenden Abstand der Kerzen zu brennbaren Materialien wie Zweige, Dekorationen, Vorhänge und Fernsehgerät.
- Bringen Sie die Kerzen nie unter einem Zweig an und halten Sie einen seitlichen Abstand von mindestens 25 cm ein.
- Verwenden Sie unbrennbare Kerzenhalter, in denen die Kerze sicher steht.
- Nach Silvester sind Weihnachtsbäume und Adventskränze meist sehr dürr und können sekundenschnell in Vollbrand geraten. Zünden Sie die Kerzen deshalb nicht mehr an.
- Lassen Sie Kinder nie unbeaufsichtigt in einem Raum mit einer brennenden Kerze. Bewahren Sie Zündhölzer unerreichbar für Kinder auf.
- Halten Sie einen Handfeuerlöscher oder einen Wassereimer bereit und berieseln Sie die kritische Stelle bereits bei Brandgeruch oder geringer Rauchentwicklung. Selbst ein kleiner Autofeuerlöscher für rund 30 Franken tut gute Dienste.
- Als vorbeugende Massnahme empfiehlt die BfB, stets eine Löschdecke in Griffnähe zu haben. Kostenpunkt für 1,8 x 1,25 Meter: 34 Franken.
- Im Brandfall handeln Sie nach dem Grundsatz «Alarmieren - Retten - Löschen». Feuerwehr: Telefon Nr. 118.
«Sorgen Kerzen bei Ihnen für Stimmung oder für Brandgefahr?» Unter diesem Titel kann bei der BfB gratis eine illustrierte Broschüre bezogen werden. Tel. 031 320 22 20 oder unter der Internetadresse: www.bfb-cipi.ch