Sehr gute Lipgloss gibt es ab 3 Franken
Fast die Hälfte der getesteten Lippenstifte war frei von Schadstoffen. Bedenklich: In zwei Produkten fand das Labor Schwermetalle, in einem heikle Konservierungsstoffe.
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K-Tipp 08/2012
14.04.2012
Letzte Aktualisierung:
16.04.2012
Gertrud Rall
Sie tragen Namen wie «Wetslick», «Love Gloss» und «Bubble Babe»: Lipgloss findet sich im Schminktäschchen vieler Frauen. Er ist meist transparent oder leicht rosa und wird entweder direkt auf die Lippen oder über dem Lippenstift aufgetragen.
Der K-Tipp hat zwölf Lipgloss auf gesundheitsschädliche Substanzen testen lassen: Produkte von Grossverteilern, bekannte Markenprodukte sowie je einen Gloss aus der Naturkosmetik und aus ...
Sie tragen Namen wie «Wetslick», «Love Gloss» und «Bubble Babe»: Lipgloss findet sich im Schminktäschchen vieler Frauen. Er ist meist transparent oder leicht rosa und wird entweder direkt auf die Lippen oder über dem Lippenstift aufgetragen.
Der K-Tipp hat zwölf Lipgloss auf gesundheitsschädliche Substanzen testen lassen: Produkte von Grossverteilern, bekannte Markenprodukte sowie je einen Gloss aus der Naturkosmetik und aus dem Luxussegment. Das Hamburger Labor Eurofins untersuchte die Lipgloss auf Konservierungsstoffe (Parabene), Schwermetalle und allergene Duftstoffe.
Während Parabene das Hormonsystem beeinflussen können, können Schwermetalle und bestimmte Duftstoffe bei empfindlichen Menschen zu Allergien führen (siehe «So wurde getestet»).
Die gute Nachricht: In fünf der zwölf Produkte fanden sich keine der gesuchten schädlichen Stoffe. Wer also zu Allergien neigt, kann mit Lipgloss von Aldi, Lavera, The Body Shop, L’Oréal und Maybelline nichts falsch machen. Wer auch wenig ausgeben möchte, kauft den Testsieger. Im Lacura-Lipgloss von Aldi wurden keine Schadstoffe gefunden. Zudem ist er mit 27 Rappen pro Milliliter das günstigste Testprodukt.
Bedenklich: Im High Gloss von Estée Lauder wurden Chrom, Nickel und Blei gefunden – 2,2 bis 5,8 Milligramm pro Kilo. Beim Shine Deluxe Jewels Gloss von Astor stiess das Testlabor auf 5,5 mg/kg lösliches Barium.
Heikel: Schwermetalle in Lippenstiften
Schwermetalle dürften durch verunreinigte Farbstoffe in Kosmetika gelangt sein – je nach Menge kann das schädlich sein. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält fest: Gesundheitlich heikel sei, «wenn Schwermetalle vom Körper aufgenommen werden, wie es z. B. bei Lippenstiften der Fall ist». Auch Peter Schmid, Leiter der Allergiestation des Unispitals Zürich, sieht bei Schwermetallen in Kosmetika ein Allergierisiko, «sofern Werte von 1 Milligramm pro Kilo überschritten werden».
Vor diesem Hintergrund hat der K-Tipp das Vorhandensein solcher Stoffe mit einer Abwertung quittiert. Immerhin: Zehn der zwölf getesteten Lipgloss enthielten keine Schwermetalle (siehe Tabelle).
Zu den Testresultaten sagte Kay-Lütje Deter-Lüken von Estée Lauder Schweiz: «Wir verwenden keine Schwermetalle. Einige Inhaltsstoffe, die aus der Erde stammen, können allerdings kleinste Mengen natürlicher Elemente enthalten.» Astor hat den Lipgloss Shine Deluxe nach eigenen Angaben nun überprüft, allerdings kein lösliches Barium gefunden.
Bei der Hälfte der Produkte stellte das Labor Spuren von heiklen Konservierungsmitteln fest. Doch nur beim Lipgloss von Astor wurden das besonders heikle Isobutylparaben und Isopropylparaben festgestellt. Zwar liegen die Mengen auch hier unterhalb der gesetzlichen Grenzen. Beide Parabene gehören aber zu den Konservierungsstoffen, auf die man laut Institut für Risikobewertung grundsätzlich verzichten sollte. Denn zurzeit weiss man noch nicht, wie gesundheitsschädlich sie sind. Im K-Tipp-Test führte deren Vorhandensein daher zu einer Abwertung.
Allergene Duftstoffe nicht deklariert
Positiv: Kein Lipgloss enthielt stark allergene Duftstoffe. Allerdings fand das Labor schwach allergene Duftstoffe. Sie müssen je nach eingesetzter Menge deklariert werden. Den im High Gloss gefundenen Duftstoff Anisalkohol kann man sich bei Estée Lauder nicht erklären. Da er auf der Packung nicht deklariert ist, gab es wiederum eine Abwertung. Nach Abzug von total 4 Noten erhielt der High Gloss das Gesamturteil «schlecht».
Ein nicht deklarierter Duftstoff führte auch beim Lipgloss short von H&M und beim Color Sensational von Maybelline zur Abwertung. H&M nahm nicht Stellung. Maybelline-Herstellerin L’Oréal will den Fehler beheben.
So wurde getestet
Das Labor Eurofins Consumer Product Testing in Hamburg (D) testete die Lipgloss auf folgende bedenkliche Inhaltsstoffe:
- Konservierungsstoffe (Parabene): Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) können Konservierungsstoffe das Hormonsystem beeinflussen. Das Institut hat für Methyl-, Ethyl-, Butyl- und Propylparaben Höchstkonzentrationen bestimmt, die nicht überschritten werden sollten. Auf Isobutyl-, Isopropyl-, Pentyl- und Phenylparaben ist laut BfR zu verzichten, bis eine medizinische Einschätzung vorliegt. Der K-Tipp hat jeden Lipgloss abgewertet, der einen dieser Stoffe enthielt.
- Schwermetalle: Farbstoffe in Lippenstiften können mit Blei, Cadmium, Quecksilber, Chrom und Nickel verunreinigt sein. Höchstwerte für Schwermetalle sind über die eingesetzten Farbstoffe geregelt: Je nach Farbstoff darf ein Schwermetall enthalten sein oder auch nicht. BfR und Allergologen halten Schwermetalle in Lippenstiften grundsätzlich für heikel. Der K-Tipp hat deren Vorhandensein daher negativ bewertet.
- Allergene Duftstoffe: 26 Duftstoffe mit erhöhtem Allergiepotenzial müssen ab einer Menge von 10 mg/kg auf der Verpackung deklariert sein. Fehlende Deklaration oder das Vorhandensein stark allergener Duftstoffe führte zu einer Abwertung.