Sieg nach Punkten für die Reiniger mit Tuch
Moderne Bodenreiniger mit Einweg- oder Mehrwegtuch entfernen nicht nur Staub und Haare besser als Besen, sie beseitigen auch groben Schmutz erstaunlich gut.
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K-Tipp 18/2002
30.10.2002
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Der Putzkasten quillt über: Der Staubsauger ist aus dem Haushalt längst nicht mehr wegzudenken, der Borstenbesen hat seinen Platz als Reiniger fürs Grobe behauptet, und seit ein paar Jahren drängen moderne Bodenreiniger wie der Swiffer in den Schrank.
Die Hersteller loben ihre modernen Reiniger in den höchsten Tönen: Die Tücher «ziehen Staub, Schmutz und Haare wie ein Magnet an», steht auf der Verpackung des Swiffer, dem Pionier unter den modernen Bodenreinigern. Ähnlich...
Der Putzkasten quillt über: Der Staubsauger ist aus dem Haushalt längst nicht mehr wegzudenken, der Borstenbesen hat seinen Platz als Reiniger fürs Grobe behauptet, und seit ein paar Jahren drängen moderne Bodenreiniger wie der Swiffer in den Schrank.
Die Hersteller loben ihre modernen Reiniger in den höchsten Tönen: Die Tücher «ziehen Staub, Schmutz und Haare wie ein Magnet an», steht auf der Verpackung des Swiffer, dem Pionier unter den modernen Bodenreinigern. Ähnliches verspricht Leifheit auf der Schachtel von Magneto, dem Erweiterungsset mit Tüchern zum Trockenwischen. «Staubanziehend und hygienisch» dank «elektrostatischer Staubanziehung» sollen die Tücher von Vileda AttrActive sein.
Ob solch gehäuftem Selbstlob darf man eine tolle Reinigungsleistung erwarten. Können die modernen Bodenwischer ihre kühnen Versprechen aber halten? Können sie mehr als der Borstenbesen? Und welches dieser teils deutlich teureren Geräte ist seinen Preis wert?
Das deutsche Ipi-Institut für Produktforschung und Information hat im Auftrag des K-Tipp 13 Bodenreiniger für die Trockenanwendung getestet. Darunter waren 7 moderne Reinigungssysteme und 6 traditionelle Besen.
Das Labor hat die Produkte auf glatten Bodenbelägen getestet: PVC, Plättli und Parkett. Nicht getestet wurden die Prüflinge auf Beton- und rauen Steinunterlagen, wie sie auf Balkons oder im Treppenhaus üblich sind.
Die Bodenreiniger mussten ihre Leistungsfähigkeit bei drei unterschiedlichen Schmutzarten beweisen: bei eher körnigem Schmutz wie Kaffee, Zucker und Mehl, anschliessend bei Hausstaub und - als schwierigste Aufgabe - bei etwas hartnäckigerem, leicht öligem Schmutz, wie er etwa nach dem Essen unter dem Kinderstuhl anfallen kann.
Die Prüfer kehrten jeweils eine präzise abgemessene Schmutzmenge zusammen. Nach der Reinigung massen sie, wie viel auf der gereinigten Fläche zurückblieb, wie viel sie auf ein Häufchen gekehrt hatten und wie viel in Tuch oder Borsten hängen geblieben war.
Zudem beurteilte das Labor, wie sich die Bodenreiniger bedienen lassen. Dabei wollten die Tester wissen, wie schnell und einfach sich ein Bodenreiniger einsatzbereit machen lässt, wie angenehm die Bedienung beim Wischen ist und ob sich das Gerät nach dem Gebrauch leicht reinigen und verstauen lässt.
Wischtücher entfernen auch groben Dreck
Die Resultate zeigen klare Unterschiede zwischen althergebrachten und modernen Bodenreinigern: Die modernen kamen mit den Verschmutzungen deutlich besser zurecht als die Borstenbesen. Der Testsieger, das Scotch-Brite-Schmutzfangsystem von 3M, erhielt sogar das Gesamturteil «sehr gut», alle weiteren das Urteil «gut».
Dass die Systeme mit den Tüchlein bei grobem Dreck so gut abschnitten, ist eine Überraschung.
Sie sind nämlich in erster Linie darauf ausgerichtet, Staub, Haare und Krümel wegzuwischen - Partikel also, die klein genug sind, um im Tuch hängen zu bleiben. Im Prüfpunkt «Hausstaub» erhielten denn auch alle Produkte mit Tüchlein ausgezeichnete Noten.
Diese Reiniger sind gemäss Packungstexten nicht konzipiert für das Entfernen von körnigem Dreck oder leicht klebrigem Schmutz. Trotzdem erreichten alle Produkte bei diesen Prüfpunkten zumindest genügende Noten. Allerdings zeigen sich hier deutliche Unterschiede in der Reinigungsleistung.
Der Testsieger Scotch Brite entfernte sowohl Kaffee, Zucker und Mehl wie auch den Schmutz auf Parkett nahezu perfekt. Dieses Modell wurde aber nicht nur mit Wegwerftüchern getestet, sondern auch mit mehrmals verwendbaren Mikrofasertüchern. So ausgestattet landete es auf dem zweiten Platz. Die Resultate waren nahezu identisch.
Beim Reinigen mit Mikrofasern muss man allerdings kleine Einbussen in Kauf nehmen, wenn man hartnäckigeren Schmutz wegwischen will.
Swiffer: Mühe mit körnigem Schmutz
Besonders aufgefallen ist bei den modernen Bodenreinigern: Trotz dem Gesamturteil «gut» hatte der Swiffer Mühe mit den körnigen und hartnäckigen Verschmutzungen.
Als Reaktion auf die Testergebnisse betont Swiffer-Hersteller Procter&Gamble denn auch, dass der Swiffer für die Beseitigung von «Staub, Fusseln, Haaren und Rückständen von Hausstaubmilben geeignet» sei, nicht aber für die getesteten Verschmutzungen. Auch seien im Test zu grosse Schmutzmengen verwendet worden, um eine realistische Situation im Haushalt zu simulieren.
Migros und Coop machten geltend, dass ihre modernen Bodenreiniger nicht auf Verschmutzungen wie Kaffee und Zucker ausgerichtet seien, sondern primär zum Entfernen von Staub und Haaren. Dennoch entfernen sowohl Miobrill Twist wie auch Leifheit von Coop diese körnigen Verunreinigungen gut.
Grössere Mengen an körnigem Schmutz können die Tücher aber nicht aufnehmen. Sie kehren den Dreck nur zusammen. Er muss separat mit Schaufel und Handbesen entfernt werden. Dieser Nachteil hat bei allen Produkten zu Punkteabzügen bei der Handhabung geführt.
Im Gegensatz zu den modernen Systemen liefern die traditionellen Besen im Test kaum Überraschungen. Mit ihnen kommt man feineren Verschmutzungen nicht bei. Edi Baur, Hersteller eines im Test mit der Note «ungenügend» beurteilten Borstenbesens, weist darauf hin, dass diese nur für groben Schmutz oder raue Unterlagen gedacht seien.
Im Test zeigten Borstenbesen aber nicht nur Mängel beim Aufwischen von feinem Schmutz. Auch bei Kaffee, Zucker und Mehl erreichten sie keine Bestnoten. Auch dieser Schmutz ist zu fein für die Besen.
Eine schlechte Falle machten die Besen beim Prüfpunkt «Handhabung nach dem Wischen»: Es ist unangenehm und umständlich, Dreck und Staubfetzen aus dem Reiniger zu entfernen.
Beim Prüfpunkt «Handhabung beim Wischen» wurden sie nur mit «genügend» beurteilt, weil sie dazu neigen, den Schmutz bloss zu verteilen: Je starrer die Borsten, desto stärker fällt dieser Makel ins Gewicht.
Kunstfaserborsten sind weniger gut
Diese Tatsache schlägt sich auch in den Testresultaten nieder: Die Borsten des letztplatzierten Produkts sind zu 100 Prozent aus Kunstfasern, die zwar billiger, aber auch steifer sind als Borsten aus Naturhaar. Die Borsten der besser klassierten Besen enthalten mindestens 20 Prozent Naturhaar.
Ebnat, der Hersteller des Letztplatzierten, erwähnt, dass er ebenfalls einen Besen aus reinem Naturhaar produziere und dieser im Test entsprechend besser abgeschnitten hätte.
Für den Kaufentscheid eines Bodenwischers dürften neben der Wischleistung auch der Preis und ökologische Überlegungen eine Rolle spielen. Auch unter Berücksichtigung dieser beiden Aspekte empfiehlt sich das Scotch-Brite-Produkt: Der Preis ist moderat und man hat die Wahl zwischen den im Set enthaltenen Wegwerftüchern oder Mehrweg-Mikrofasertüchern. Die Mehrwegtücher sind billiger und umweltfreundlicher: Sie verursachen weniger Abfall und ihre Produktion verbraucht weniger Energie.
Beim guten alten Borstenbesen bleibt alles beim Alten. Er ist geeignet für groben Schmutz und auf rauem Untergrund - für die Feinreinigung aber muss ein Staubsauger, ein Mikrofasertuch oder ein nasser Mopp her.
Besen gegen Reinigersysteme
Borstenbesen
+ eignen sich für groben Schmutz,
+ reinigen auch unebene Böden gleichmässig,
- können feinen Staub nicht aufnehmen,
- verspritzen und verstreuen das Kehrgut und wirbeln Staub auf,
- reinigen wegen fehlendem Gelenk schwer zugängliche Stellen nur schlecht,
- müssen nach dem Gebrauch gereinigt werden.
Systeme mit Tüchern
+ binden feinen Schmutz im Tuch,
+ binden Mikrostaub durch elektrostatische Aufladung,
+ wirbeln keinen Staub auf und verstreuen das Wischgut nicht,
+ wischen dank Gelenken Schmutz in Ecken und unter Möbeln auf,
+ sind hygienisch, weil der Schmutz zusammen mit dem Tuch weggeworfen wird,
- können nur glatte Oberflächen reinigen,
- sind teurer und weniger umweltfreundlich als die Borstenbesen.