Der K-Tipp hat zusammen mit der TV-Sendung «Kassensturz» neun Verschlusssysteme für Weinflaschen getestet. Diese sollen verhindern, dass der Wein allzu schnell Sauerstoff aufnimmt und dadurch altert (siehe Kasten «So wurde getestet»). Nicht alle funktionieren mit dem gleichen System. Einige Modelle verschliessen die Flaschen, andere versiegeln sie mit einem Vakuum oder ein Verschlusssystem füllt den Hohlraum in der Flasche mit Gas. Zum Vergleich testete das Labor auch eine Flasche, in die der Korken einfach wieder reingesteckt wurde.
Im Labortest zeigte sich: Viele Produkte sind nur wenig besser als ein normaler Korken. Sie können also die Alterung des Weins nicht verhindern. Wichtiger als der Verschluss der Flasche sind andere Faktoren (siehe Kasten «Wein braucht eine tiefe Temperatur und wenig Bewegung»).
Wirklich gut funktioniert nur das Gas-System «Coravin». Sowohl nach drei als auch nach sieben Tagen wiesen die Tester keinen Sauerstoff im Wein nach. Dafür erhielt «Coravin» die Bestnote 6. Bei diesem System müssen Weintrinker die Flasche nicht öffnen, sondern nur eine dünne Nadel durch den Korken stechen. Dann wird Gas in die Flasche gepumpt. Dank dem dabei entstehenden Druck lässt sich der Wein durch die Nadel einschenken.
Das System eignet sich aber vor allem für Restaurants oder Haushalte, die eher teuren Wein trinken. Denn der «Coravin» kostet satte 359 Franken. Zusätzlich benötigt er Gaskartuschen. Jedes Glas, das man trinkt, kostet so etwa 70 Rappen zusätzlich.
Eine Vakuumpumpe mit guter Note
Am zweitbesten schnitt der «Wine Saver concerto» von Vacu Vin ab. Bei diesem System wird die Luft aus dem Flaschenhals herausgezogen, wodurch ein Vakuum entsteht. Nach drei und sieben Tagen enthielt der Wein deutlich weniger Sauerstoff als bei den anderen Produkten. Er bekam dafür eine gute Note. Mit rund 22 Franken ist dieser Verschluss auch massiv günstiger als der Testsieger «Coravin».
Immerhin noch mit der Gesamtnote «genügend» schnitt der günstigere «Ausgiesser» von Manor für knapp 13 Franken ab. Dieser ist Verschlusssystem und Ausgiesser. Sobald man den Wein eingeschenkt hat, senkt sich eine kleine Kugel und verschliesst die Öffnung der Weinflasche. Nach drei Tagen hatte der Wein relativ wenig Sauerstoff aufgenommen. Nach sieben Tagen war das Resultat aber kaum besser als mit einem Korken.
Vier Verschlüsse bringen nichts
Der Verschluss von Coop für Fr. 6.95 war kaum besser als ein Korken. Genau wie der «AntiOx Wine Stopper» von Pulltex. Die Vakuumpumpe von Zyliss schien im Labor nicht ganz dicht zu sein. Und mit dem «Wine Protector», der ebenfalls mit Gas funktioniert, nahm der Wein noch deutlich mehr Sauerstoff auf als mit einem Korken. Das Labor vermutet, dass beim Einfüllen des Gases zusätzlicher Sauerstoff mit dem Wein vermischt wurde. Der Schweizer Vertrieb des «Wine Protector» schreibt, dass das Produkt in der Schweiz nicht mehr verkauft werde. Es gebe nur noch Restposten. Coop teilt mit, dass sich der «Weinflaschenverschluss» nur dazu eignen würde, Fruchtfliegen fernzuhalten. Laut Pulltex haben viele Restaurants gute Erfahrungen gemacht mit ihrem System.
Wein braucht eine tiefe Temperatur und wenig Bewegung
Wird eine Weinflasche entkorkt, kommt der Wein mit Luft in Berührung. Ab diesem Zeitpunkt sind es drei Faktoren, die entscheiden, ob er sich mit Sauerstoff verbindet und die Alterung beginnt: Temperatur, Bewegung und Druck.
Am Druck der Umgebung lässt sich kaum etwas ändern, deshalb sind die beiden anderen Faktoren entscheidend.
Temperatur: Im Test wurde jeweils eine Weinflasche im Kühlschrank gelagert und eine bei Raumtemperatur. Schon nach drei Tagen zeigte sich, dass der Wein bei Raumtemperatur viel stärker «arbeiten» musste.
Das heisst: Er enthielt fast nur noch halb so viele schweflige Säuren wie zu Beginn. Das im Kühlschrank gelagerte Produkt hingegen verlor weniger als einen Fünftel. Tipp: Offene Weine unbedingt im Kühlschrank lagern. Wichtig ist aber auch, den (Rot-)Wein rechtzeitig vor dem Trinken wieder herauszunehmen, damit er dann bei Raumtemperatur getrunken werden kann.
Bewegung: Man sollte die Flasche möglichst wenig schwenken. Bei jeder Bewegung gelangt wieder Sauerstoff in den Wein, was den Alterungsprozess anregt.
So wurde getestet
Das spezialisierte Labor Vinalytik in Seewen SZ hat für den K-Tipp neun Weinverschlusssysteme untersucht. Zum Vergleich prüften sie auch eine Flasche, in die der Korken wieder hineingesteckt wurde. Alle Messungen führten die Tester nach dem Öffnen, nach drei sowie nach sieben Tagen durch:
Gelöster Sauerstoff: Wie viel Sauerstoff enthält der Wein?
Schweflige Säure (SO2): Damit ein Wein möglichst lange stabil bleibt, wird ihm in der Regel Schwefel zugesetzt («Enthält Sulfit»). Das Testlabor mass die Gesamtmenge an SO2 sowie das freie SO2. Dieses freie SO2 verhindert, dass der Sauerstoff mit dem Wein reagieren kann. Sinkt dieser Anteil, bedeutet das, dass es im Wein eine Reaktion gegeben hat.
Essigsäure: Wie viel Essigsäure steckt im Wein? Sie kommt im Wein natürlich vor und entsteht bei der Gärung von Wein durch die Hefe. Allerdings darf ein Wein nicht zu viel davon enthalten, sonst wird der Geschmack schlechter. Im Test wurde keine Zunahme der Essigsäure nach drei und sieben Tagen registriert.
Farbe: Das Labor analysierte das Farbspektrum des Weines. Dieses veränderte sich in der Untersuchung aber nur minimal. Grundsätzlich gilt: Eine Farbe in Richtung Orange deutet auf eine fortgeschrittene Alterung hin.