So machen Mücken keinen Stich
Gute Mückenmittel wirken mehrere Stunden zuverlässig. An die deklarierte Wirkungsdauer von acht oder zwölf Stunden kommt aber im Test kein einziges Produkt heran.
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K-Tipp 08/2009
19.04.2009
Letzte Aktualisierung:
21.04.2009
Rolf Muntwyler
Mücken sind lästig – etwa beim abendlichen Glas Wein auf der Terrasse. Gar gesundheitsgefährdend sind sie auf Reisen: Jährlich kehren gegen 400 Reisende mit Malaria aus tropischen Ländern in die Schweiz zurück. Gegen Mücken wird seit über 50 Jahren der Wirkstoff DEET eingesetzt. Er ist wirksam, birgt aber bei übermässigem Gebrauch ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen. So kann er laut verschiedener Studien insbesondere die Sch...
Mücken sind lästig – etwa beim abendlichen Glas Wein auf der Terrasse. Gar gesundheitsgefährdend sind sie auf Reisen: Jährlich kehren gegen 400 Reisende mit Malaria aus tropischen Ländern in die Schweiz zurück. Gegen Mücken wird seit über 50 Jahren der Wirkstoff DEET eingesetzt. Er ist wirksam, birgt aber bei übermässigem Gebrauch ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen. So kann er laut verschiedener Studien insbesondere die Schleimhäute angreifen oder das Nervensystem beeinträchtigen.
In nördlichen Breitengraden ohne krankmachende Mücken ist das mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Denn auch viele sanfte Mittel schützen während mehrerer Stunden zuverlässig, wie der K-Tipp-Test zeigt. Das Schweizerische Tropeninstitut in Basel hat zwölf Mückensprays getestet. Die eine Hälfte der Sprays enthält künstlich hergestellte Wirkstoffe, die andere Hälfte natürliche Extrakte von Eukalyptus-Blättern (Citriodiol) oder anderen Pflanzen.
Testpersonen behandelten ihre Unterarme mit den Mitteln und hielten sie jede Stunde während zehn Minuten in einen Mückenkäfig. Stachen die Mücken innert diesen zehn Minuten dreimal, gilt die Wirkung dieses Mittels ab dieser Stunde als ungenügend. Das Prozedere wurde pro Produkt mit drei Personen durchgeführt. Die meisten Mittel mit synthetischen Wirkstoffen verhindern Mückenstiche während fünf bis sieben Stunden – wenn auch die versprochene Wirkungsdauer von acht oder gar zwölf Stunden bei keinem Spray auch nur annährend erreicht wurde. Und bei den Mitteln mit natürlichen Stoffen hält die Hälfte der Sprays die Blutsauger länger als dreieinhalb Stunden fern.
Auch natürliche Mittel bieten lange Schutz
Klarer Testsieger ist Anti-Brumm forte mit einer Wirkungsdauer von über sieben Stunden. Es enthält aber auch am meisten DEET. Das zweitplatzierte Autan Active ist eine gute Wahl, weil der verwendete Wirkstoff weniger aggressiv ist. Die weiteren DEET-Mittel Exopic 12 forte, Anti Insect forte und Kik Activ schützen wie Autan um die sechs Stunden.
Bei den Mitteln mit natürlichen Wirkstoffen ist Insectfree die beste Wahl. Es bietet deutlich über vier Stunden Schutz. Auch bei Anti Insect natural und Anti-Brumm naturel stürzten sich die Mücken erst nach über dreieinhalb Stunden auf die Arme der Testpersonen. Bei Noskito stachen sie nach drei Stunden wieder zu.
Schwach wirksam ist Exopic Kids, und fast wirkungslos sind Colibri und Aries: Die Mücken stachen im Test schon nach einer Stunde auf die eingesprayten Unterarme der Testpersonen ein. Bei den Mitteln mit ätherischen Ölen bestätigen die schwachen Testergebnisse frühere Untersuchungen. Das schlechte Tesultat von Exopic Kids hat Prüfleiter Werner Rudin hingegen überrascht. Das Problem sei wohl der empfindliche Wirkstoff EBAAP. «Andere Inhaltsstoffe können die Wirkung von EBAAP in einem Mückenmittel fast zunichte machen.»
Die Hersteller verteidigen ihre Produkte. So schreibt Spirig zum Abschneiden von Exopic Kids, EBAAP sei zwar schwächer, aber «besser für Kinder geeignet». Hersteller Aries ist der Meinung, «ein kurzzeitiger, aber unbedenklicher Schutz» sei sinnvoller. Aviva-Cosmetic schreibt, das Prüflabor habe eine zu geringe Menge Noskito angewendet. Die Martec Handels AG schliesslich akzepiert das schlechteste Resultat für Kik Aktiv nicht.
Mückensprays: Welches Mittel für wen geeignet ist
- Der Wirkstoff DEET wirkt am besten, ist aber gesundheitlich bedenklich. Deshalb: Nicht für Säuglinge, sparsam bei Kleinkindern und Schwangeren verwenden. Da DEET Kunststoff auflöst, nicht in Kontakt mit Brillen, Uhrenbändern und Kleidern aus Kunstfaser bringen. DEET-Sprays sind für Reisen in tropische Gebiete die richtige Wahl.
- Mittel mit Icaridin nicht bei Kindern unter zwei Jahren und nicht auf geschädigten Hautstellen (Sonnenbrand, Schürfungen) anwenden.
- Der Wirkstoff EBAAP ist harmlos und auch für Kleinkinder geeignet, ebenso der Wirkstoff Citriodiol.
- Schwitzen verkürzt die Wirkungsdauer: Mittel entsprechend häufiger auftragen.