So sicher wars noch nie
Kondome sind sicher, zeigt ein Test der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). Aber zwei mit dem Ok-Gütesiegel ausgezeichnete Produkte schafften die entsprechenden Anforderungen nicht.
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K-Tipp 8/2005
20.04.2005
Rolf Muntwyler - rom@ktipp.ch
Wer sich mit Kondomen vor Krankheiten schützen will oder damit verhütet, hat nichts zu befürchten. «Pariser sind so gut wie noch nie!», sagt Johannes Gauglhofer, Testexperte für Präservative der Schweizerischen Normenvereinigung.
Grund für die positive Feststellung ist ein Test der Stiftung Konsumentenschutz Schweiz (SKS) und ihrer Westschweizer Schwesterorganisation, der Fédération romande des Consommateurs. Sie haben 23 Präservative eingekauft und in der Materialprüf...
Wer sich mit Kondomen vor Krankheiten schützen will oder damit verhütet, hat nichts zu befürchten. «Pariser sind so gut wie noch nie!», sagt Johannes Gauglhofer, Testexperte für Präservative der Schweizerischen Normenvereinigung.
Grund für die positive Feststellung ist ein Test der Stiftung Konsumentenschutz Schweiz (SKS) und ihrer Westschweizer Schwesterorganisation, der Fédération romande des Consommateurs. Sie haben 23 Präservative eingekauft und in der Materialprüfungsanstalt Darmstadt (D) testen lassen.
Das Labor prüfte die Reissfestigkeit der Kondome mit zwei Tests. Gemessen wurde:
- Welchen Druck hält ein Pariser aus, bis er platzt?
- Wie viele Liter Luft können in den Pariser gepumpt werden?
Bewertungsmassstab beim ersten Test war die europäische Norm EN ISO 4074:2002. Sie gilt auch in der Schweiz. Laut dieser Norm dürfen von 200 getesteten Kondomen nicht mehr als 7 versagen. «Versagen» heisst, dass ein Kondom bei einem geringeren Druck, als die Norm vorschreibt, platzt.
Für das besonders anspruchsvolle Ok-Gütesiegel wurde zusätzlich bewertet, mit wie vielen Litern Luft sich ein Pariser aufblasen lässt. Deshalb war die Anzahl «Versager» beim Testergebnis nach Gütesiegel höher oder zumindest gleich hoch wie bei der ISO-Norm.
Weiteres Kriterium: Fehlten die gesetzlich vorgeschriebenen Landessprachen auf der Verpackung, gabs eine Abwertung.
Alle 23 geprüften Präservative erfüllten die Qualitäts-Anforderungen der EN-Norm. Dennoch gibt es klare Qualitätsunterschiede.
- Das Gesamturteil «sehr gut» erreichten 8 Pariser: Höchstens 2 von 200 getesteten Exemplaren durften die Anforderungen der Norm, höchstens eines jene des Gütesiegels nicht erfüllen.
- «Gut» waren 10: Höchstens 2 von 200 Kondomen durften die Anforderungen der Norm verpassen, 7 die härteren Bestimmungen des Ok-Gütesiegels.
- «Befriedigend» waren 4 Kondome: Mehr als 7 von 200 schafften die Anforderungen des Gütesiegels nicht.
- Nur ein «ausreichend» gab es für Crest Feel-it: Es erfüllte die Norm zwar mit 4 «Versagern» in der Berstprüfung, zu viele aber warens bei den Vorgaben fürs Gütesiegel.
Doetsch-Grether, die Vertreiberin von Crest, betont, Crest Feel-it sei gesetzeskonform, räumt aber ein: «Wir haben mit dem Verein Gütesiegel für Präservative vereinbart, dass in Zukunft mehr Kondome pro Charge getestet werden.» Johannes Gauglhofer von der Normenvereinigung bestätigt diese Aussage.
Nicht einverstanden mit den Testresultaten sind die Vertreiber von Ceylor Blauband quick & easy - die Lamprecht AG - und von Durex Emotions - die Firma SSL-International. Beide betonen, ihre Präservative hätten in früheren Tests deutlich bessere Resultate erzielt.
Crest Feel-it schnitt am schlechtesten ab
Sind Produkte mit dem pinkfarbenen Ok-Gütesiegel auch wirklich o.k.? Ja, in den meisten Fällen: 8 Ok-Kondome sind «sehr gut», weitere 8 «gut». Auf der anderen Seite ist Crest Feel-it trotz Ok-Siegel das schlechteste Kondom im Test.
Hot Rubber Classic hat die Vorgaben des Labels knapp verpasst (8 statt 7 geplatzte Kondome), Ceylor Blauband hat sie nur knapp erreicht. «Ceylor Blauband quick & easy und Hot Rubber Classic erfüllen in unseren Stichproben regelmässig die Bestimmungen», sagt Roger Staub, Präsident des Vereins Gütesiegel. «Wir werden deshalb nichts unternehmen.»
Neben den Kondomen aus Latex wurden auch 2 ohne getestet: Durex Avanti (Fr. 3.85/Stück) und Ceylor Original (Fr. 3.25/Stück). Beide - fast nur von Latex-Allergikern verwendeten Produkte - schneiden deutlich schlechter ab, aber: «Da sie andere Materialeigenschaften haben, kann man die Testresultate nicht mit jenen von Latex-Kondomen vergleichen», sagt Johannes Gauglhofer. Der Verein beurteilt die Spezialkondome als qualitativ gut. Deshalb wurde das Ok-Gütesiegel provisorisch an beide Produkte vergeben.
Nicht untersucht wurde der Gehalt an krebserregenden Nitrosaminen. Siehe dazu K-Tipp 13/04.
Kondome geschützt aufbewahren
- Kondome nicht grosser Kälte, Wärme oder direkter Sonnenstrahlung aussetzen. Sie gehören deshalb auch nicht ins Handschuhfach des Autos.
- Kondome in einem Schutzbehälter aufbewahren: Sie sind empfindlich auf Druck und Reibung.
- Verfalldatum unbedingt beachten.
- Ein gut sitzendes Präservativ lässt sich leicht mit Daumen und Zeigefinger abrollen. Bei zu weiten Kondomen droht Faltenbildung und Gefahr des Abgleitens, bei zu engen Reissgefahr.
- Gleitmittel vermindern die Beanspruchung und damit das Risiko des Reissens. Nur wasserlösliche Gleitmittel oder solche auf Silikonöl-Basis verwenden. Mittel auf Fett- oder Ölbasis können die Kondome schädigen.
- Kondome mit empfängnisverhütenden Eigenschaften können die Schleimhäute irritieren, allergische Reaktionen auslösen und den Aids-Schutz gefährden.
- Latex oder Zusatzstoffe können allergische Reaktionen hervorrufen: Ein Markenwechsel kann das Problem lösen.
- Juxpräservative und Präservative aus Tierdärmen bieten keinen sicheren Schutz.
(ub/rom)
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