Sonnenschutz mit Schattenseiten
Sonnenschutzmittel verlieren nach einem Bad an Wirkung - auch wasserfeste. Der Migros-Spray schützt nur halb so gut vor der Sonne wie deklariert.
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K-Tipp 12/2006
14.06.2006
Rolf Muntwyler - rolf.muntwyler@ktipp.ch
Die dunklen Seiten der Sonne sind hinlänglich bekannt. Grössere Anfälligkeit für Krankheiten wie Masern, Herpes, Tuberkulose und Aids. Neben der Gefahr für das Immunsystem steht vor allem das Hautkrebsrisiko im Mittelpunkt.
Die Schweiz gehört mit 13000 Betroffenen pro Jahr international zur «Spitzengruppe». Und es werden immer mehr, denn mit jedem Sonnenbrand steigt das Hautkrebsrisiko weiter. Dank Sonnenschutz lässt sich die Zeit verlängern, die man gefahrlos an der Son...
Die dunklen Seiten der Sonne sind hinlänglich bekannt. Grössere Anfälligkeit für Krankheiten wie Masern, Herpes, Tuberkulose und Aids. Neben der Gefahr für das Immunsystem steht vor allem das Hautkrebsrisiko im Mittelpunkt.
Die Schweiz gehört mit 13000 Betroffenen pro Jahr international zur «Spitzengruppe». Und es werden immer mehr, denn mit jedem Sonnenbrand steigt das Hautkrebsrisiko weiter. Dank Sonnenschutz lässt sich die Zeit verlängern, die man gefahrlos an der Sonne verbringen kann. K-Tipp und Kassensturz wollten wissen, ob sich die Käufer auf den angegebenen Lichtschutzfaktor - meist als SPF oder SF abgekürzt - verlassen können, und liessen acht Produkte am Institut Schrader in Holzminden (D) untersuchen.
Neben sechs der meistverkauften Sonnenschutzmittel wurden zwei weitere im Reformhaus eingekauft: Sprays mit Faktor 20 oder möglichst ähnliche Produkte (Milch, Faktor 15 oder 25). In einem zweiten Test beurteilte das Labor, ob der Sonnenschutz nach dem Baden noch gewährleistet ist.
Die Abweichungen vom deklarierten Lichtschutzfaktor sind sehr unterschiedlich. So mass das Labor im besten Fall, bei Sherpa Tensing, einen Schutzfaktor von 23 (16 Prozent höher als angegeben). Beim Sun Look Sun Spray hingegen nur 10,4 - also etwa die Hälfte des deklarierten Faktors. Die Migros zeigt sich von diesem Ergebnis überrascht. Bei der internen Prüfung habe man «keine Auffälligkeiten festgestellt». Der Grossverteiler hat aber nach eigenen Angaben weitere Abklärungen eingeleitet.
Bei den restlichen geprüften Sprays betrug die Abweichung maximal 16,3 Prozent. Weil das aber innerhalb der Toleranz dieser Messmethode liegt, erreichte der Spray von Ambre Solaire in diesem Kriterium knapp ein «gut».
Auch punkto Wasserfestigkeit war die Streuung gross. Hier wurde nach einem international genormten Duschtest bewertet, wie hoch der Lichtschutzfaktor nach Dusche oder Bad ist. Der vom Labor berechnete Faktor «Water Resistance Retention» (WRR) gibt an, wie beständig der Sonnenschutz unter Wassereinfluss ist. Liegt dieser Faktor unter 50 Prozent, kann ein Sonnenschutzmittel nicht als wasserfest gelten.
Sherpa Tensing blieb als einziges Produkt unter dieser Anforderung. Umso störender, dass dieses Sonnenschutzmittel auf der Verpackung als «wasserresistente Sonnenmilch» angepriesen wird. In der Stellungnahme im Namen seiner Tochterfirma, der Herstellerin CWK, führt Coop «die vermeintlich schlechte Wasserfestigkeit auf die sehr grossen Schwankungen dieses Testverfahrens» zurück und sagt:
«Unser Produkt ist auf jeden Fall wasserfest.» Interne Tests hätten gezeigt, dass «die Wasserfestigkeit immer zwischen 55 und 65 Prozent liegt». Tatsache ist, dass die Sonnenmilch von Sherpa Tensing aufgrund der K-Tipp-Resultate nicht wasserfest ist.
Daylong: Spitze - aber nicht im Wasser
Positiv abheben kann sich in diesem Test vor allem der Sonnenspray Daylong. Er übertraf den deklarierten Sonnenschutzfaktor, die Wasserresistenz ist allerdings mässig. Hersteller Spirig macht die Prüfmethode für dieses Resultat verantwortlich. Im Wasser am besten geschützt sind Badende mit dem Ambre- Solaire-Spray und der Edelweiss Sonnenmilch von Weleda.
Testsieger wäre eigentlich das achte Produkt im Test mit einem «sehr guten» Gesamturteil geworden (nicht in der Tabelle): Dr. Hauschka «Sonnenspray für Gross und Klein». Doch Hersteller Wala schreibt, dieser Spray werde nicht mehr ausgeliefert. «Die Sprühbarkeit und damit die Anwendbarkeit kann beeinträchtigt sein», was dem Qualitätsanspruch der Firma widerspreche.
Weleda und Dr. Hauschka verwenden in ihren Sonnenschutzmitteln keine chemischen, sondern nur mineralische Schutzfilter, die keinen Einfluss auf den Hormonhaushalt haben können. Laut Deklaration enthält immerhin keines der getesteten Produkte den bedenklichen Schutzfilter 4-MBC.
Anders siehts beim Filter OMC - meist als Ethylhexyl Methoxycinnamate angegeben - aus: Der Filter, der im Tierversuch hormonelle Auswirkungen zeigt, ist bei Daylong, Nivea, Sherpa Tensing und Sun Look als Inhaltsstoff deklariert.
Gute und sehr gute Produkte
Die Stiftung Warentest hat Sonnenschutzmittel für Kinder getestet, unter anderem auf Einhaltung des Lichtschutzes und Gehalt am umstrittenen Schutzfilter 4-MBC.
Zwei Produkte waren «gut» (Preise pro 100 ml):
- Penaten Baby Sonnencreme SPF 40 (Fr. 10.-)
- Nivea Sonnenmilch für Kinder 50+ (Fr. 11.-)
«Sehr gut» in einem Test auf Inhaltsstoffe der Zeitschrift «Öko-Test»:
- Ombia Sonnenmilch für Kinder 30 (Fr. 2.70)
- Garnier Ambre Solaire Kinder Sonnenspray 30 (Fr. 10.-)
- Lavera Sun Sensitiv Kids Sunspray farbig 25 (Fr. 14.50)
- Ultrasun Reflex for Kids 30 (Fr. 29.-)
(rom)
Richtiges Verhalten in der Sonne
- Je nach Hauttyp und Strahlungsintensität verträgt ungeschützte, nicht angewöhnte Haut 5 bis 20 Minuten Sonne. Deshalb: Langsam angewöhnen, Mittagssonne vermeiden.
- Sonnenschutzmittel verlängern diese Zeit. Faustregel: Lichtschutzfaktor mal maximal verträgliche Zeit an der Sonne (je nach Hauttyp). Dennoch: Nach zwei Dritteln der errechneten Zeit den Schatten aufsuchen!
- Auch im Schatten und bei bewölktem Himmel die Haut eincremen.
- Lichtschutzfaktor 20 filtert 95 Prozent der Strahlung, höhere Schutzfaktoren bringen also relativ wenig.
- Wasserfeste Mittel können während des Badens besser schützen. Aber auch sie müssen danach neu aufgetragen werden.
- Kleine Kinder gehören nicht an die pralle Sonne. Und auch im Schatten muss man sie gut eincremen, ihnen leichte Kleidung und Hut anziehen.
- Nachcremen erhält den Schutz, verlängert ihn aber nicht.
(rom)
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