Stabil, sicher, bequem: So muss ein Kindersitz sein
Ein Velo-Kindersitz muss sicher, einfach zu montieren und bequem zum Sitzen sein. Ein Test zeigt: Die grössten Unterschiede gibt es bei der Handhabung der Sitze.
Inhalt
- Zusatzinformationen zum Test «Velokindersitze»
K-Tipp 06/2010
20.03.2010
Letzte Aktualisierung:
24.03.2010
Susanne Rufer
Die meisten kleinen Kinder fahren gerne mit dem Velo mit. In den richtigen Sitzen können sie auch problemlos überallhin mitgenommen werden – ins Hallenbad, auf die gemütliche sonntägliche Velotour oder in den Kinderhort. Das Fahren mit dem zusätzlichen Gewicht erfordert jedoch Übung, Konzentration und einen gut konstruierten Sitz.
K-Tipp, «Kassensturz» und «Velojournal» wollten wissen, wie es um die Qualität der Kind...
Die meisten kleinen Kinder fahren gerne mit dem Velo mit. In den richtigen Sitzen können sie auch problemlos überallhin mitgenommen werden – ins Hallenbad, auf die gemütliche sonntägliche Velotour oder in den Kinderhort. Das Fahren mit dem zusätzlichen Gewicht erfordert jedoch Übung, Konzentration und einen gut konstruierten Sitz.
K-Tipp, «Kassensturz» und «Velojournal» wollten wissen, wie es um die Qualität der Kindersitze bestellt ist, und liessen neun der häufig verkauften Kindersitze testen. Sechs Modelle lassen sich mit einer Halterung am Velorahmen befestigen, drei können direkt auf dem Gepäckträger montiert werden. Geprüft wurden die Sitze sowohl im Labor als auch in der Praxis. Die Kriterien: Sicherheit, Handhabung, Sitzkomfort und Konstruktion (siehe unten «So wurde getestet»).
Das Ergebnis: Insgesamt vier Modelle haben in jeder Beziehung einen guten Eindruck hinterlassen – und somit das Gesamturteil «gut» erhalten. Vier haben bei der Handhabung und beim Sitzkomfort den einen oder anderen Schwachpunkt, sodass ihre Gesamtbewertung lediglich «genügend» ausfällt. Der günstigste Sitz im Test, das Modell Meyster Bike GP, gekauft bei Jumbo, ist nicht empfehlenswert. Die Gründe: Beim Fahren können sich die Füsse des Erwachsenen und jene des Kindes in die Quere kommen.
Hinzu kommen: wackeliges Fahrverhalten, mühsame Handhabung, dürftige Bedienungsanleitung. Und die Gurten können aufgrund fehlerhafter Konstruktion über die Schultern der Kinder rutschen. Jumbo ist erstaunt über das schlechte Abschneiden, schreibt dann aber: «Dieses Modell in dieser Ausführung ist nicht für den alltäglichen Gebrauch und nicht für eine starke Beanspruchung gedacht.»
Die stabilsten sind die sichersten
Beim Prüfpunkt Sicherheit am besten abgeschnitten haben die drei Gepäckträger-Modelle. Sie sind sehr stabil. Ebenfalls gute Werte punkto Stabilität erhielt das Sattelrohr-Modell von Römer. Die Resultate des Praxisfahrtests bestätigten die Labormessungen des Dynamic Test-Center in Biel: Eine hohe Festigkeit des Sitzes führt zu einem sicheren Fahrverhalten. Die Gewichtsverlagerungen der Kinder wirken sich beim Fahren bei diesen vier Modellen viel weniger aus als bei den anderen.
Einen weiteren wichtigen Sicherheitsaspekt bilden die Schulterträger. Ideal ist, wenn die beiden Gurten ein «Y» bilden – also bereits beim Rumpf des Kindes zusammentreffen und nicht erst zwischen den Beinen. Überzeugt haben hier die Modelle von Hamax, Polisport und Pletscher.
Siegermodell einfach zu montieren
Gurten, Verschlussschnallen, Fussrasten und Sitzposition sollten einfach verstellbar sein. Eine unkomplizierte Montage der Sitze schont überdies die Nerven der Eltern. Römer hat bei diesem Prüfpunkt die Nase vorn. Kritisiert wurde lediglich die Länge des Gurtes. Für grössere Kinder mit Jacken ist sie zu knapp. Daher ist es empfehlenswert, die Sitze vor dem Kauf zu testen.
Beim Kauf unbedingt das Velo mitnehmen
Während die Kupplung der Hamax-Modelle ebenfalls problemlos funktioniert und das Einrasten des Sitzes gar optisch angezeigt wird, muss das System von Meyster noch speziell gesichert werden. Das birgt ein Sicherheitsrisiko. Aufwendig zu handhaben sind in diesem Bereich die Gepäckträgermodelle: Sie müssen zusätzlich mit einem Riemen gesichert werden. Für Familien, die den Sitz oft von Velo zu Velo wechseln, sind sie daher weniger zu empfehlen.
Auch die Bequemlichkeit des Velositzes spielt eine wichtige Rolle. Nur wenn das Kind gemütlich sitzt und ihm wohl ist, bleibt es auch ruhig. Für einen guten Komfort sollte der Sitz über eine Federung verfügen. Wesentlich zum Sitzkomfort trägt die Neigung der Rückenlehne bei. Ist diese zu steil, ist es für kleine Kinder mit Helm unangenehm. Positiv aufgefallen ist Hamax Siesta. Dank verstellbarer Sitzneigung kann verhindert werden, dass der Kopf schlafender Kinder nach vorne baumelt. Nicht jeder Sitz passt übrigens auf jedes Velo. Daher ist es sinnvoll, beim Kauf eines Sitzes das Velo mitzunehmen.
Warum Velo-Anhänger für Kinder sicherer sind
Anhänger sind neben den Kindersitzen eine weitere Möglichkeit, Kinder mit dem Velo zu transportieren. Anhänger bieten mehr Sicherheit, wie der Test des Dynamic Test-Center in Biel zeigt. Beide Transportmittel mussten je zwei Crashtests mit Puppen bestehen. Beim ersten Test fuhr ein Auto seitlich in das Velo respektive in den Kinderanhänger. Dieser Aufprall wäre für beide Kinder tödlich gewesen.
Beim zweiten Test – das Auto drängte das Velo ab – wären die Kinder im Anhänger deutlich besser geschützt: Das Gefährt war nach dem Unfall zwar beschädigt, die Kinder wären jedoch fast unversehrt geblieben. Jene im Velokindersitz wären hingegen erheblich verletzt worden, weil sie mit dem Velo zu Boden gefallen wären. Ein Anhänger wird im Strassenverkehr überdies besser wahrgenommen – die Autofahrer halten mehr Abstand. Anhänger bieten zudem besseres Fahrverhalten, einfaches Handling, Wetterschutz und Gepäcktransport.
So wurde getestet
Das Dynamic Test-Center (DTC) in Biel testete neun Velo-Kindersitze. Das «Velojournal» führte mit sechs Eltern und deren Kindern einen Praxistest durch. Die Kriterien:
- Sicherheit: Das Labor prüfte in Anlehnung an die gültige Norm, wie robust die Halterungen am Velo und wie steif die Sitze sind. Experten beurteilten die Konstruktion des Sicherheitsgurts und den Speichenschutz – die Eltern das Fahrverhalten und die Stabilität.
- Handling: Eltern und Experten bewerteten Schultergurten, Verschlussschnallen, Fussstützen und Fussfixierungs-Riemen. Weiter testeten sie, wie einfach die Sitze montiert und entfernt werden können und wie leicht sich die Rückenlehnen verstellen lassen. Zusätzlich bewerteten die Experten, ob eine ausreichende Fussfreiheit für die Eltern gewährleistet ist.
- Sitzkomfort: Stossdämpfung und Federung wurden im Labor getestet. Experten und Eltern benoteten den Sitzkomfort für das Kind, wie etwa Polsterung, Gurten – und ob sich die Sitze für helmtragende Kinder eignen.
- Konstruktion: Beurteilt wurden Gewicht, Verarbeitung, Gebrauchsanleitung und Kompatibilität der Kupplung mit verschiedenen Velo-Rahmenformen.
Die Detailresultate finden Sie hier.