Superglanz - das schaffte nur eine Pflegespülung
Im Praxistest überzeugen die meisten Haarspülungen. Doch bei manchen Produkten kauft man das Allergierisiko mit. Das muss aber nicht sein - was drei Hersteller belegen.
Inhalt
K-Tipp 5/2007
14.03.2007
Letzte Aktualisierung:
10.11.2009
Rolf Muntwyler
Pflegespülungen - auch Conditioner genannt - sollen bei glanzlosem, dünnem oder schwer zähmbarem Haar Abhilfe schaffen. Auf den Verpackungen werben die Hersteller mit «reichhaltiger Pflege» (Nivea), «Spiegel-Glanz und Kaschmir-Gefühl» (Elsève). Noch wichtiger als Pflege, Glanz und Volumen dürfte wohl sein, dass sich widerspenstige Haare einfach durchkämmen lassen. Auch das ist ein Punkt, den einige Hersteller hervorheben.
Pflegespülungen - auch Conditioner genannt - sollen bei glanzlosem, dünnem oder schwer zähmbarem Haar Abhilfe schaffen. Auf den Verpackungen werben die Hersteller mit «reichhaltiger Pflege» (Nivea), «Spiegel-Glanz und Kaschmir-Gefühl» (Elsève). Noch wichtiger als Pflege, Glanz und Volumen dürfte wohl sein, dass sich widerspenstige Haare einfach durchkämmen lassen. Auch das ist ein Punkt, den einige Hersteller hervorheben.
Die Kämmbarkeit wird dadurch verbessert, dass sich Inhaltsstoffe der Spülung als dünne Schicht um das Haar legen und so unebene und raue Stellen auf der Oberfläche ausgleichen.
Auskämmen der nassen Haare: Autsch!
Ob sich Versprechen und Wahrheit decken, liessen K-Tipp und Kassensturz untersuchen. Das Institut Schrader in Holzminden (D) testete die zehn Pflegespülungen in der Praxis, das Labor Eurofins WEJ in Hamburg untersuchte sie auf gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe (siehe Kasten Seite 22).
Ausgerechnet im wichtigsten Punkt, der Kämmbarkeit, überzeugten zwei Produkte nicht: die «Sensationsspülung» von Timotei und die Pantene-Pflegespülung Pro-V glatt & seidig. Zwar sind beide in diesem Kriterium «genügend» - aber nur, weil es sich aus zwei Noten zusammensetzt: Kämmen der nassen und der trockenen Haare. Beide Produkte schnitten bei nassen Haaren schlecht ab. Konsequenz: Abwertung um zehn Punkte. Ein zusätzlicher Abzug wegen gesundheitlich bedenklicher Stoffe katapultierte beide Spülungen an den Schwanz der Wertung.
Die Hersteller der zwei Conditioner sind überrascht: «Nach unseren Messungen zur Nasskämmbarkeit liegen gerade hier unsere Vorteile gegen unsere Wettbewerber», schreibt Hersteller Procter&Gamble. Auch Timotei-Herstellerin Unilever kann sich dieses Resultat nicht erklären: «Konsumententests haben gezeigt, dass die Timotei-Pflegespülung gerade auch wegen dieses Kriteriums sehr geschätzt wird.»
Abgesehen von Timotei und Pantene handelten sich verschiedene Spülungen bei einzelnen Kriterien knapp oder klar ungenügende Noten ein. Die Olana-Pflegespülung von Aldi war bei Fülle und Sprungkraft - zwei Beurteilungspunkten bezüglich Volumen - knapp ungenügend. Schwierig war das Herausdrücken der Spülung aus den Fläschchen von Dr. Hauschka und The Body Shop.
Heikle Stoffe kosteten einige das «gut»
Sieben der zehn Pflegespülungen erhalten im Anwendungstest ein «gut» (über 75 Punkte). Nach dem Abzug wegen unerwünschter Inhaltsstoffe sind es im Gesamturteil nur noch fünf.
Die Samt-Glanz-Spülung von Nivea ist Klassenbeste: Sie enthält keine bedenklichen Inhaltsstoffe und hat im Anwendungstest lauter Top-Bewertungen. Nur punkto Volumen könnte das Produkt deutlich verbessert werden. Das trifft aber für die meisten Conditioner zu.
Fructis: Moschus vertrieb es von Platz 1
Einzig die Fructis-Spülung Nutri-Repair hat hier die Nase vorn - das gilt übrigens auch für alle anderen Anwendungskriterien: Vor allem glänzen die Haare nach der Behandlung so schön wie mit keiner anderen Spülung. Das Produkt wäre denn auch das beste im Test, enthielte es nicht polyzyklische Moschusverbindungen. Dies führte zur Abwertung.
Wie der Testsieger von Nivea ist auch der Dr. Hauschka Conditioner Jojoba Eibisch frei von heiklen Substanzen und gut im Praxistest. Der zurückhaltende Einsatz von Duftstoffen macht sich allerdings im Geruch bemerk- bar, der laut Probandinnen an Sonnencreme erinnert.
Zwei Spülungen, die in der Anwendung ebenfalls zu den besten gehören, sind Elsève Nutri-Gloss und Dove Haircare für trockenes und strapaziertes Haar. Die Elsève-Spülung enthält aber neben fünf Duftstoffen der Kategorien mit etwas geringerem Allergierisiko ziemlich viele Moschusverbindungen.
Curl: Im Praxistest nicht überzeugend
Bei der Spülung von Dove führten die Minuspunkte wegen heikler Substanzen zum Gesamturteil «genügend». Unilever betont, dieses Produkt «entspreche voll und ganz den gesetzlichen Vorschriften».
Das Migros-Eigenprodukt Curl Care war - neben den Spülungen von Nivea und Dr. Hauschka - das einzige ohne zweifelhafte Inhaltsstoffe. Im Praxistest überzeugte es aber nicht. Hauptgrund sind die mässigen Beurteilungen bei der Kämmbarkeit (trocken) sowie bei Griff und Geschmeidigkeit.
Das mit Abstand günstigste Haarpflegemittel im Test, Olana von Aldi, konnte sich weder im Praxistest noch bei den Inhaltsstoffen Lorbeeren holen. Es war sogar das einzige, das einen Duftstoff der Kategorie B mit hohem Allergierisiko enthält - nämlich Lyral.
Tipps: Rubbeln schadet Haaren
Ein Haar sieht unter dem Mikroskop aus wie ein Tannzapfen. Liegen die Schuppen eng an, macht das Haar einen schönen, glänzenden Eindruck. Stehen die Schuppen ab, wirkt es glanzlos.
- Chemische Behandlungen (Dauerwelle, Färben, Tönen) strapazieren das Haar und machen es porös: Die Schüppchen an den Haaren stehen ab. Eine Haarspülung bewirkt durch ihren sauren pH-Wert, dass sich die Schuppen glätten.
- Sind die Haare lange und häufig der Sonne ausgesetzt, werden sie trocken und spröde. Die Belastung fürs Haar verstärkt sich, wenn die Haare durch das Baden immer wieder nass werden.
- Vorsicht beim Trocknen: Haare trocken rubbeln kann die feine Struktur der Haare schädigen. Besser: Aus dem Frottiertuch einen Turban formen und die Haare so trocknen lassen.
- Beim Föhnen niedrige Temperaturstufe einstellen und genügend Abstand einhalten.
- Kunststoffkämme und -bürsten laden die Haare elektrostatisch auf. Kämme aus Holz oder Horn verhindern das.
- Hüte und Kopftücher schaden dem Haar durch die Reibung.
(rom)
Praxistest und Inhaltsstoffe
Das deutsche Institut Schrader führte mit den zehn Conditionern einen sogenannten Halbseiten-Test durch: Jeder Probandin wurde ein Scheitel gekämmt und auf der einen Haarhälfte ein Testprodukt aufgebracht. Die andere Hälfte wurde mit einer Standardspülung behandelt, die als Massstab für die getestete Spülung diente. Die Bewertung machten die Fachleute im Vergleich zur Standardspülung.
- Kämmbarkeit: Wie einfach lässt sich das Haar kämmen - gleich nach der Anwendung in nassem Zustand und nach dem Haaretrocknen?
- Griff/Geschmeidigkeit: Wie fühlt es sich an, wenn man ins nasse und ins trockene Haar greift?
- Glanz: Wie sieht das Haar aus? Glänzt es?
- Volumen: Bekommt das Haar mehr Fülle? Springt es in die ursprüngliche Form zurück, wenn man es zusammendrückt?
Lässt es sich leichter frisieren?
- Entnehmen, auftragen, ausspülen: Wie einfach lässt sich die Spülung aus dem Behälter entnehmen, auf dem Haar verteilen und wieder auswaschen? Ist die Konsistenz angenehm? Wie fühlt sich das Produkt auf dem Kopf an?
Allergene Duftstoffe
Ein zweites Labor, Eurofins WEJ in Hamburg, untersuchte die Conditioner auf gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe. Seit 2006 müssen Hersteller 26 Duftstoffe bei abwaschbaren Kosmetika wie Haarspülungen ab einem Gehalt von 100 mg/ kg deklarieren.
- Zur Kategorie A mit sehr hohem Allergierisiko gehören vier Substanzen, zur Kategorie B mit hohem Allergierisiko drei. Die weiteren 19 Stoffe der Kategorien C und D sind nur selten allergieauslösend.
- Polyzyklische Moschusverbindungen reichern sich im Gewebe an und stehen im Verdacht, Organe zu schädigen.
- Diethylphthalat (DEP) ist in der Umwelt schlecht abbaubar und steht in Verdacht, Fortpflanzungs- und andere Organe zu schädigen.
- Formaldehyd und Formaldehydabspalter sind krebserregend und allergieauslösend.
(rom)