Eine gute Nachricht für Liebhaber von Espresso: Die Kaffeebohnen für Espressi enthielten im Labortest im Schnitt weniger Acrylamid als Bohnen für Cafés crème. Acrylamid kann laut dem deutschen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit krebserzeugend und erbgutverändernd wirken.
Ein Labor untersuchte für saldo je sechs Packungen von Espresso- und Crema-Bohnenkaffees von den Grossverteilern auf Acrylamid, Schimmelpilzgift Ochratoxin A, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Metalle sowie auf die Pestizide Mepiquat und Glyphosat. Erfreulich: Vier der zwölf Kaffees erhielten eine gute, einer eine sehr gute Note. Sie enthielten nur geringe Mengen Acrylamid und keine weiteren heiklen Stoffe.
In der Schweiz und der EU darf ein Kilo geröstete Kaffeebohnen höchstens 400 Mikrogramm Acrylamid (µg/kg) enthalten. Den geringsten Acrylamidgehalt mass das Labor im «Barista Espresso Dark» von Tchibo mit 114 µg/ kg. Am zweitbesten schnitten der «Crema» von Coop Prix Garantie und der Starbucks «Espresso Roast» mit rund 160 µg/kg Acrylamid ab. Erhöhte Mengen Acrylamid fanden die Experten im Mövenpick «Caffè Crema», im Chicco d’Oro «Tradition Crema», im Migros «Bio Caffè» und im M-Budget «Espresso». Die beiden Migros-Produkte waren mit rund 340 µg/kg am stärksten mit Acrylamid belastet.
Im Test enthielten fünf von sechs Espressi eher tiefe Acrylamidmengen. Bei den Crema-Varianten waren es nur drei von sechs. Kaffeebohnen enthalten umso weniger Acrylamid, je schonender sie geröstet werden. In der Industrie werden Bohnen aber in der Regel schnell und bei sehr hoher Hitze geröstet. Für Espresso werden die Bohnen länger geröstet als für Crema-Kaffees, damit sie die gewünschten Aromen entfalten und Säure abbauen.
Gefahr für Leber, Nieren, Schildund Bauchspeicheldrüse
Der Crema von Aldi und der Espresso von Lidl enthielten Glyphosat in einer Menge unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Die Weltgesundheitsorganisation beurteilte den umstrittenen Unkrautvernichter Ende 2015 als «möglicherweise krebserregend». Die Europäische Chemikalienagentur schrieb im Jahr 2023, dass es «zurzeit keine wissenschaftliche oder rechtliche Rechtfertigung» für ein Glyphosatverbot gibt. Erwiesen ist: Das Pestizid ist giftig für Wasserorganismen.
Im «Bio Caffè» von der Migros und in den beiden Produkten von Lidl fanden die Laborexperten Kadmium. Das giftige Schwermetall kann aus dem Boden in die Pflanzen gelangen. Gemäss dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit speichert der Körper dieses Metall vor allem in den Nieren, aber auch in anderen Organen, wie Leber, Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse und Knochen. Der Grenzwert für Kadmium liegt in der Schweiz und der EU bei Bohnenkaffee bei 0,2 µg/kg.
Die drei belasteten Produkte lagen mit 0,1 µg/kg unter diesem Wert. Der «Espresso» von M-Budget enthielt 2,8 Milligramm Nickel pro Kilo – und damit deutlich mehr als die restlichen Produkte. Sie wiesen im Durchschnitt 0,6 Milligramm Nickel pro Kilo auf. Gemäss der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit kann das Metall bei chronischer oraler Aufnahme Nieren- und Leberschäden verursachen und sich negativ auf die Fortpflanzung auswirken.
Nickel ist zudem der häufigste Auslöser für Kontaktallergien. Gemäss der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA bestehen für «sensibilisierte Personen akute Risiken». Bei den vier getesteten Bohnenkaffees von Aldi und Lidl sind weder die verwendeten Bohnensorten noch die Herkunftsländer auf der Verpackung angegeben. Auch die Migros, Starbucks, Mövenpick und Chicco d’Oro verschweigen die Herkunft ihres Kaffees auf der Packung.
Kaffeebohnen stammen meist nicht aus einem einzigen Land
Eine Anfrage bei den Händlern ergab: Die Bohnen der geprüften Produkte stammen aus mindestens zehn Ländern. So kommt der Bio-Espresso von Aldi mit Arabica- und Robusta-Bohnen aus Indien, Tansania, Honduras und Peru. Die Arabica-Bohnen des Lidl-Espresso werden in China, Brasilien und Honduras angebaut.
Nur wenige Packungen enthalten Bohnen aus einem einzigen Land. Eine Ausnahme bildet das M-BudgetProdukt mit Robusta-Bohnen aus Vietnam. Chicco d’Oro verschweigt die Herkunftsländer seiner Bohnen.
Anders Testsieger Tchibo: Hier werden sowohl die Bohnensorten als auch die Herkunftsländer auf der Verpackung deklariert.
So hat saldo getestet
Das Labor Planton in Kiel (D) prüfte 12 geröstete Bohnenkaffees auf diese Stoffe:
- Acrylamid: Der Stoff entsteht, wenn kohlenhydratreiche Lebensmittel bei Temperaturen von über 120 Grad erhitzt werden. Acrylamid gilt als krebserregend und erbgutschädigend.
- Glyphosat: Die Weltgesundheitsorganisation und die Internationale Agentur für Krebsforschung stufen das Pestizid als «möglicherweise krebserregend» für Menschen ein.
- Mepiquat: Ist ein Pestizid, entsteht aber auch beim Rösten von Kaffeebohnen. Der Stoff gilt als langfristig schädlich für Wasserlebewesen.
- Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Sie können beim Trocknen und Rösten von Kaffeebohnen entstehen. Mehrere PAK gelten als krebserregend.
- Ochratoxin A: Das von Schimmelpilzen gebildete Nervengift greift das Immunsystem an und gilt als krebserregend und erbgutschädigend.
- Metalle: Aluminium, Blei, Kadmium, Kupfer und Nickel kommen im Boden vor. In Lebensmitteln können sie zum Gesundheitsrisiko werden.