Tee ohne Schadstoffe
Im K-Tipp-Test von je 10 Grün- und Schwarztees fielen vor allem Grüntees mit künstlichem Geschmack durch. Erfreulich: Die Tees enthielten praktisch keine Schadstoffe.
Inhalt
K-Tipp 5/2003
12.03.2003
Rolf Muntwyler - rom@ktipp.ch
Tee-Hersteller geraten immer wieder in Versuchung, ihre wertvollen Teeladungen mit Schimmelpilzgiften und Schädlingsbekämpfungsmitteln zu behandeln - für die Kantonschemiker ein Dauerbrenner. Im Jahresbericht 2001 betont das Kantonale Labor Zürich denn auch die Notwendigkeit, Tees «weiterhin regelmässig zu kontrollieren».
Der K-Tipp wollte wissen, was die Hersteller in die Beutel und Tüten packen, und testete je 10 Schwarz- und Grüntees. Das deutsche Labor Dr. Haase-Ascho...
Tee-Hersteller geraten immer wieder in Versuchung, ihre wertvollen Teeladungen mit Schimmelpilzgiften und Schädlingsbekämpfungsmitteln zu behandeln - für die Kantonschemiker ein Dauerbrenner. Im Jahresbericht 2001 betont das Kantonale Labor Zürich denn auch die Notwendigkeit, Tees «weiterhin regelmässig zu kontrollieren».
Der K-Tipp wollte wissen, was die Hersteller in die Beutel und Tüten packen, und testete je 10 Schwarz- und Grüntees. Das deutsche Labor Dr. Haase-Aschoff untersuchte die 20 Produkte auf Schadstoffe und Schadstoffgruppen. Unter den 15 getesteten giftigen Substanzen waren Fenvalerat, Fluvalinat, Ethion, Methidathion, Permetrin, Fenpropathrin und DDE. Für alle sind in der Schweiz gesetzliche Höchstmengen festgelegt - und die Kantonschemiker entdecken die problematischen Stoffe immer wieder.
Das Resultat dieser Analyse ist erfreulich. Das Labor fand nur einen der Stoffe, Malathion, in drei Produkten - und das in minimen Mengen. Der Toleranzwert des Insektizids liegt bei 0,5 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) Tee. Gefunden hat das Labor jeweils weniger als einen Zehntel davon: Beim Testsieger in der Degustation, dem Schwarztee Darjeeling Namring, waren es 0,04 mg/kg, beim Earl-Grey-Schwarztee von Tetley 0,06 mg/kg und im Ricola-Instant-Grüntee 0,08 mg/kg.
Claude Wüthrich, Leiter der Fachstelle für Pflanzenschutzmittel beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), betont, diese Mengen seien absolut unbedenklich. Dazu komme, dass «der Schadstoffgehalt im aufgegossenen Tee viel geringer ist». Diese Aussage bestätigt das Prüflabor. Es hat gemessen, dass der Malathion-Gehalt im fertig zubereiteten Getränk 20-mal kleiner ist als in den getrockneten Teeblättern.
Ein betroffener Hersteller hat trotzdem reagiert: Ricola hat seinen Tee nachprüfen lassen und kein Malathion gefunden. Der Kräuterverarbeiter will nun die Teeblätter seiner Lieferanten untersuchen und eine allfällige Quelle von zu stark belastetem Rohmaterial «sofort ersetzen».
Im Test waren Grün- und Schwarztees aus einem breiten Spektrum: von offenen Tees über Beutel bis zu einem Instant-Grüntee; reine und aromatisierte Produkte; bekannte Marken, Eigenmarken von grossen bis zu Produkten von kleinen Vertreibern.
Die ausgewählten Tees sind zwar sehr unterschiedlich, doch wird sowohl Grün- als auch Schwarztee aus Blättern des gleichen Gewächses, der Teepflanze, hergestellt. Bei Aufgussgetränken anderer Pflanzen wie Salbei und Pfefferminze handelt es sich streng genommen gar nicht um Tee.
Je nach Herkunft, Alter und Erntezeit ergibt sich eine andere Teequalität. Werden die Teeblätter nach dem Pflücken nicht behandelt, trocknen und verwelken sie: Sie fermentieren und oxidieren.
- Beim Grüntee wird die natürliche Fermentation gestoppt, etwa mit Dampf oder durch Erhitzen in der Sonne. Die Blätter behalten die grüne Farbe und gesundheitlich wertvolle Gerbstoffe.
- Beim Schwarztee hingegen werden Fermentation und Oxidation aktiv gefördert, dadurch erhalten die Blättchen ihre dunkle Farbe.
Eine herausragende Qualität lässt sich mit jungen, feinen Blättchen erreichen. Bei losen Teeblättern kann man die Qualität von Auge feststellen. Weil beim Beuteltee diese Möglichkeit wegfällt, ist die Gefahr gross, dass minderwertige Ware verwendet wird.
Der K-Tipp hat aber nicht nur den Schadstoffgehalt überprüft, er hat die Tees auch geschmacklich beurteilen lassen. Die Tees degustiert haben neben vier teeliebenden Laien auch vier Fachleute:
- Rolf Hiltl, Zürich, Restaurateur, (Mit-)Inhaber der vegetarischen Restaurants Hiltl und Tibits
- Yumi Mukai, Zürich, japanische Teemeisterin
- Peter Oppliger, Luzern, Drogist, Autor von Büchern zu Tee und Naturheilkunde
- Hans Schwarz, Menzingen, Teespezialist und Grünteeliebhaber
Beurteilt wurden Farbe, Geruch und vor allem der Geschmack: Ist er definierbar, typisch für seine Herkunft, kommt das Aroma von aromatisierten Tees zur Geltung?
Zusätzlich prüften die Fachleute Hans Schwarz und Peter Oppliger auch Schnitt und Geruch der Teeblätter sowie Licht- und Aromaschutz der Verpackung.
Bei der Degustation des Grüntees war die Spanne der Bewertungen gross. Die Produkte in loser Form waren den Beuteltees überlegen. Das Degustationsteam komplett überzeugen konnten
- der Jasmintee vom Zürcher Teehaus Wühre («aromatisch», «blumig», «auf der Zunge schmelzend») und
- ein Tee aus der chinesischen Provinz Yunnan aus der Drogerie («zitronig», «feiner Geschmack», «fruchtig», «lieblich»).
- Mit dem günstigen «Chun Mee» aus der Migros erhielt ein weiterer loser Tee das Gesamturteil «gut».
Die Grüntees im Beutel kamen nicht über genügende Noten hinaus. Während die nichtaromatisierten Produkte der Marken Tea Time und Coop mit «genügend» abschnitten, fanden die aromatisierten Produkte keine Gnade: «künstliches Aroma», «medizinisch», «schlechter Nachgeschmack», «säuerlich», «ungeniessbar», lauteten die Bewertungen für die beiden Tees mit Zitronenaroma von Twinings und Lipton. Noch schlechter war der Grüntee Mango Indica:
«ohne Geschmack», «bitter, «seifiger Nachgeschmack», «künstlich», «pure Chemie».
Den Vogel abgeschossen hat der Grüntee mit Minzearoma von Ricola. Hier reichten die Bewertungen von «Geschmack nach billiger Limonade», «künstlich» bis hin zu «Mundwasser». Dieser Tee ist allerdings nur schwer mit den anderen vergleichbar. Als Instant-Produkt enthält er viel Zucker und Kräuteraroma. Die Bezeichnung Grüntee ist für dieses Getränk fragwürdig.
Bei den Schwarztees waren die Qualitätsunterschiede weitaus geringer. Wie bei den Grüntees überzeugten die Schwarztees in loser Form die Gaumen der Degustatoren:
- Darjeeling Namring aus der Drogerie («volles Aroma», «leicht rauchig», «erfrischend») und
- Thé Assam TGFOP von Globus («leicht süsslich-blumig», «mild», «herb»).
Vier Schwarztees in Beuteln erhielten zudem ebenfalls gute Noten.
Die Beurteilung der Teeblätter-Qualität förderte in einigen Fällen wenig Appetitliches zu Tage: Zwei der drei Earl-Grey-Beutel waren mit künstlichem Granulat durchsetzt. Einzig im Earl Grey von Migros fand sich kein Granulat mit Bergamottaroma - was allerdings kein Beweis dafür ist, dass der Tee mit natürlichem Öl aromatisiert wurde.
Ein einziger Schwarztee gefiel dem Degustationsteam nicht: Der chinesische Rauchtee Lapsang-Souchong machte sich weder bei Laien noch Fachleuten Freunde: «künstlich», «penetrant», «teerig», er erinnere an «Lagerfeuer» und «Pneulager».
Zur Degustation schreibt der Twinings-Importeur, die Fritz Walther AG, dem K-Tipp: Ein Vergleich von so unterschiedlichen Teesorten sei problematisch. Peter Oppliger widerspricht: «Bei sorgfältiger Verkostung kann man auch bei unterschiedlichen Sorten zuverlässig erkennen, ob ein Tee gut oder schlecht ist.» Und es sei gerade im Handel gang und gäbe, dass so degustiert werde.
Der Weg zum optimalen Teegenuss
Gewusst wie - das gilt auch für das Zubereiten von Tee.
Aufguss
- Heiss, nicht kochend, sonst wird der Tee bitter. Siedendes Wasser zuerst etwas abkühlen lassen.
- Hartes und auch chloriertes Wasser filtern.
- Keine Teeeier verwenden. Die aufquellenden Teeblätter verstopfen die Poren des Tee-eis, Geschmack und Wirkstoffe können sich nicht entfalten.
- Ob Tasse oder Kanne: In einem Teesieb zubereitet, kommt der Tee am besten und ohne Fremdgeschmack zur Geltung.
- Grüntee wird in den Teeländern China und Japan ungesüsst getrunken. Allenfalls kann man ihn mit wenig Honig süssen.
- Grün- und Schwarztee wirken nie beruhigend. Aber: Langes Ziehenlassen ist weniger anregend, dafür hält die Wirkung länger an.
- Lässt man Tee lange ziehen, wird er kräftiger und bitter, Schwarztee stark bitter.
- Die Teeblätter in der Kanne können ein zweites Mal aufgegossen werden. Dann aber kürzer ziehen lassen.
Aufbewahrung
- Tee gut verschlossen und absolut trocken aufbewahren.
- Licht, Wärme und Feuchtigkeit schaden.
- Vakuumverpackte Produkte kann man lange lagern.
- Aromatisierte Sorten sind qualitativ meist minderwertig.
- Tee am besten in kleinen Mengen kaufen. Ist die Verpackung geöffnet, verliert Tee an Aroma.
(rom)
Das kleine Teebrevier: Von Assam bis TGFOP
Ein Überblick über die wichtigsten Begriffe und Teesorten.
Aromatisiert: Viele Tees sind aromatisiert, zum Beispiel mit echten Jasminblüten, Pfefferminze, Gewürzen oder auch mit ätherischem Öl. Vorsicht: Aromatisierte Produkte enthalten meist künstliche Aromen.
Darjeeling: Blumiger Grün- oder Schwarztee aus dem gleichnamigen Hochlandgebiet im Nordosten Indiens.
Assam: Kräftiger, malziger Schwarztee, stammt meistens aus dem indischen Gebiet Assam.
Ceylon: Teegemisch aus Sri Lanka mit leichtem, blumigem Geschmack, vor allem Schwarztee.
Earl Grey: Schwarztee, mit dem Öl der Bergamotte, einer Zitrusfrucht, aromatisiert.
Early Breakfast: Mischung verschiedener Schwarzteesorten.
Flush: Ist eine Qualitätsangabe und steht für «neuer Trieb». First Flush ist der erste Austrieb im Frühjahr, sehr fein im Aroma.
FOP: Teeblätter hoher Qualität, ganzes Blatt mit etwas Knospenanteil (Flowery Orange Pekoe).
Jasmintee: Halbfermentierter chinesischer Tee mit Zusatz von Jasminblüten.
Koffein: Eine Tasse Tee enthält deutlich weniger Koffein als ein Café crème. Das Koffein wirkt beim Tee gleichmässiger, es gibt im Vergleich zum Kaffee einen weniger starken «Kick» kurz nach dem Genuss.
Lapsang-Souchong: Chinesischer Schwarztee mit Rauchgeschmack.
Teein: Wird heute nicht mehr von Koffein unterschieden.
TGFOP: Teeblätter sehr hoher Qualität, dünnes, ganzes Blatt mit hohem Knospenanteil (Tippy Golden Flowery Orange Pekoe).
(rom)
Aus: Peter Oppliger: «Das neue Buch vom Grünen Tee». Erhältlich in Drogerien.