Trauermücken stören in der Wohnung, sind aber nicht gefährlich. Ihre Larven in der Erde beschädigen hingegen die Wurzeln der Pflanzen. Deshalb möchten die meisten Topfpflanzenbesitzer die Insekten loswerden. Doch das ist schwierig. Denn ein einziges Trauermückenweibchen kann bis zu 200 Eier in einen Blumentopf legen. Überlebt nur eine einzige Larve in der Erde oder Mücke in der Luft, geht das Spiel von vorne los.
Wer Trauermücken bekämpfen will, sollte zweigleisig vorgehen: Fliegende Mücken mit gelben Klebefallen fangen und Larven in der Erde mit Gegenmitteln bekämpfen. Die meisten Anti-Trauermücken-Mittel wirken allerdings nur mässig. Das zeigt ein K-Tipp-Test von neun Produkten, von denen gerade einmal zwei mit einer guten Note abschnitten. Bei keinem Produkt reichte eine einzige Anwendung aus, um alle Trauermücken loszuwerden – die Insekten erwiesen sich als hartnäckig.
Drei Mittel im Test wirkten gar schlechter als ein zum Vergleich mitgeprüftes Hausmittel. Die Produkte Capito Bio, Mioplant und Spinnrad erzielten deshalb eine ungenügende oder schlechte Note. Beim Hausmittel handelt es sich um Vogelsand und Zündhölzer. Letztere wurden mit dem Kopf in die Erde gesteckt, der Vogelsand einen Zentimeter dick auf die Topferde aufgestreut. In der Theorie hindert der Sand die fliegenden Mücken daran, ihre Eier abzulegen. Der Schwefel in den Zündholzköpfen soll die Larven in der Erde bekämpfen.
Der Vergleich mit unbehandelten Blumentöpfen zeigte, dass Vogelsand und Streichhölzer eine Wirkung haben, wenn auch nur eine eher kleine.
Bio-Mittel schaden nur den Larven
Im Laborversuch über zwei Wochen zeigten «Trauermücken-Stopp» aus der Migros und «Traunem» von Andermatt Biogarten am meisten Wirkung. Bei den zwei Testsiegern handelt es sich um biologische Mittel. Der «Trauermücken-Stopp» in Tablettenform enthält Wirkstoffe des Bakteriums Bacillus thuringiensis. Mit dem Giesswasser gelangen die Stoffe in die Pflanzenerde.
Dort werden sie von den Larven gefressen, und die Larven sterben. Laut den Herstellern wirken Präparate mit Bacillus thuringiensis nur gegen die Larven der Trauermücke. Andere Lebewesen in der Erde werden nicht geschädigt.
Auch bei den meisten anderen Produkten auf der Basis von Bacillus thuringiensis konnte das Labor im Vergleich zu unbehandelten Töpfen und zum Hausmittel eine deutliche Wirkung feststellen. «Traunem» von Andermatt Biogarten enthält lebende Nematoden. Die winzigen Fadenwürmer sind Parasiten, welche die Larven von Trauermücken befallen und töten. Sind alle Larven tot, sterben auch die Nematoden.
Chemie hält Larven nicht in Schach
Der Schädlingsspray von Mioplant enthielt das chemische Insektizid Lambda-Cyhalothrin. Damit liessen sich Trauermücken nicht wirkungsvoll in Schach halten. Die Pflanzen wurden gemäss Anleitung mit dem Spray besprüht, bis sie tropfnass waren. So liess sich die Zahl der fliegenden Insekten reduzieren. Aber: Es schlüpften über zwei Wochen immer mehr Mücken nach.
Das Produkt wirkte zu wenig gegen die Larven in der Erde. Die Migros zeigt sich über das schlechte Abschneiden des Mioplant-Sprays nicht verwundert. Das Produkt diene laut dem Hersteller zur Bekämpfung von Schädlingen auf Pflanzen. Für die Bekämpfung von Trauermücken dagegen gebe es bessere Mittel. Nur: Auf dem Produkt und in der Internetwerbung weist die Migros ausdrücklich darauf hin, dass das Insektizid auch gegen Trauermücken wirke.
Die Firmen Compo Jardin (Gesal), Hauert und Andermatt schreiben, dass eine gute Wirkung ihrer Mittel erst nach zweimaliger Anwendung eintrete. Laut Hauert trifft eine einzelne Behandlung jeweils nur die Larven in einem bestimmten Wachstumsstadium. Deshalb brauche es mehrere Behandlungen. Landi schreibt, die Wirkung des Capito-Konzentrats zeige sich erst nach 14 Tagen. Andermatt Biogarten rät, bei starkem Befall auf Nematoden zu setzen. Die Fadenwürmer würden die Mückenlarven in der Erde gezielt suchen.
Spinnrad schliesslich, der Hersteller des geprüften Niemöls, gibt an, das Mittel sei nicht zur Bekämpfung von Trauermücken gedacht. In der Produktbeschreibung steht aber: «Verdünnt im Giesswasser schützt Niemöl zuverlässig vor Schädlingen.» Niemöl ist ein gelbbraunes Pflanzenöl aus den Samen des Niembaums.
Ist ein Topf befallen, sind es alle Töpfe
Ist eine Topfpflanze von Trauermücken befallen, muss man nicht nur sie, sondern alle Töpfe im gleichen Raum behandeln. Sonst können die Trauermücken zwischen den Pflanzen hin- und herwechseln. Zudem sollte man die Pflanzen nicht zu stark giessen und Staunässe in Untersetzern und Übertöpfen unbedingt vermeiden. Denn in trockener Erde können sich die Larven schlechter fortbewegen.
Bei torffreier Erde ist beim Giessen besondere Zurückhaltung nötig: Diese Erde bleibt länger feucht als Erde mit Torf. Laut dem Pflanzenschutzdienst Hessen (D) enthält die meiste Erde schon beim Kauf Trauermückenlarven. Darum lohnt es sich, Pflanzen direkt nach dem Einoder Umtopfen präventiv mit einem Anti-Trauermücken-Mittel zu behandeln.
Tipp: Statt Pflanzenerde kann man die Tonkügelchen einer Hydrokultur verwenden: So verschwinden Trauermücken für immer. Hydrokulturen bestehen aus mineralischen Granulaten. Sie sind frei von Torf und Erde, sodass Trauermücken sich darin nicht vermehren können. Der Wechsel von Erde auf Granulat ist aber mit einigem Aufwand verbunden. Bei wertvollen Pflanzen ist es sinnvoll, sich von einer Fachperson beraten zu lassen.
So hat der K-Tipp die Anti-Trauermücken-Mittel getestet
Der K-Tipp schickte zehn AntiTrauermücken-Mittel in ein Labor nach England. Unter den Produkten waren acht Artikel mit natürlichen Wirkstoffen und ein Produkt mit einem chemischen Insektizid. Getestet wurde auch ein Hausmittel: aufgestreuter Vogelsand und in die Erde gesteckte Streichhölzer.
Jedes Mittel wurde in drei verschiedenen Töpfen geprüft. Test-Topfpflanzen waren französische Zwergbohnen. Die Laboranten pflanzten sie in Erde, die Trauermückenlarven enthielt. Alle Pflanzen wurden in separate Insektenkäfige gestellt und zwei Wochen lang nach dem gleichen Vorgehen gegossen, um Staunässe zu verhindern.
Während des Tests betrug die Temperatur im Durchschnitt 25,8 Grad bei 45 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Zu Beginn des Tests wurden die Pflanzen einmal mit den Produkten behandelt. Mit Hilfe von gelben Klebefallen zählten die Laboranten danach jeden Tag die Trauermücken, die sich aus den Larven in der Erde entwickelt hatten.