Bei Milch ist die Auswahl in den Ladenregalen gross. Vollmilch gibt es als Bio-Variante, als Wiesenmilch oder Heidimilch aus den Bergen. Der K-Tipp wollte wissen, welche Vollmilch am meisten gesunde Nährstoffe enthält. Für den Test untersuchte ein Lebensmittelinstitut total 15 pasteurisierte Produkte.
Ergebnis: Wer beim Konsum von Milch möglichst viele wertvolle Nährstoffe aufnehmen will, sollte Bio-Produkte wählen. Im Vergleich zu konventioneller Vollmilch enthalten diese mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren, mehr Vitamin A und meistens auch mehr Kalzium. Vitamin A ist gut für die Augen, Kalzium stärkt die Knochen.
Der Test zeigt: Die hochwertigste Milch stammt von Coop. Der Gehalt an Kalzium, Vitamin A und der Fettsäure Alpha-Linolen war in der «Vollmilch Bio Suisse» von Coop Naturaplan am höchsten. Fast ebenso gut wie der Testsieger war die Bio-Vollmilch der Aldi-Marke Retour aux Sources. Sie kostet pro Liter 10 Rappen weniger als die Bio-Milch von Coop. Als einziges Bio-Produkt fiel die «Vollmilch Bio Suisse» der Migros ab: Sie landete auf dem zweitletzten Platz.
Mehr frisches Futter, bessere Fette
Die Unterschiede zwischen Bio-Milch und normaler Vollmilch zeigten sich vor allem im Gehalt an Alpha-Linolensäure, die zu den Omega-3-Fettsäuren gehört. Diese Säuren wirken sich positiv auf die Blutwerte und das Herz aus. Laut Untersuchungen des deutschen Max-Rubner-Institutes weisen hohe Gehalte an Alpha-Linolensäure darauf hin, dass die Kühe viel frisches Weidefutter und wenig Kraftfutter frassen.
Als Kraftfutter gelten beispielsweise Soja, Mais oder Rübenschnitzel. Bei Bio-Milch sollte der Gehalt an gesunden Fettsäuren laut dem Institut stets bei über 0,5 Gramm pro 100 Gramm Milchfett liegen. Das war bei allen untersuchten Bio-Produkten im Test der Fall. Sie erreichten Werte zwischen 0,7 und 0,9 Gramm.
Gute Vollmilch für nur Fr. 1.39 pro Liter
Die bei Lidl erhältliche «Milbona Terra Natura Vollmilch» ohne Bio-Label zeigt, dass nährstoffreiche Milch nicht teuer sein muss. Die Milbona-Milch für Fr. 1.39 pro Liter enthielt immerhin 0,6 Gramm Alpha-Linolensäure pro 100 Gramm Milchfett. Auch der Kalziumgehalt war hoch. Damit schnitt die Lidl-Milch insgesamt qualitativ besser ab als die um knapp 50 Rappen teurere «Vollmilch Bio Suisse» aus der Migros. Diese enthielt deutlich weniger Kalzium. Dazu sagt die Migros, bei Bio-Milch gebe es keine standardisierten Werte. Sie könne beim Nährstoffgehalt daher Schwankungen aufweisen.
Der Test zeigt also: Auch Vollmilch ohne Bio-Label kann nährstoffreich sein. Die Futterstoffe für Milchkühe unterscheiden sich in der Schweiz nur noch wenig. Bei der Aldi-Marke Retour aux Sources etwa ist Kraftfutter für Milchkühe nicht erlaubt. Bei der Knospe von Bio Suisse darf das Futter von Milchkühen zu maximal 5 Prozent aus Kraftfutter bestehen.
Im Programm des Bundes zur graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion sind höchstens 10 Prozent Kraftfutter erlaubt. An diesem Programm nahmen im Jahr 2022 total 29049 von rund 32581 Landwirtschaftsbetrieben mit Rindviehhaltung teil.
Tipp: Wer möglichst naturbelassene, unbearbeitete Milch konsumieren möchte, sollte zu Demeter-Produkten greifen. Diese Milch darf nicht mit Zentrifugen und hohem Druck bearbeitet werden. Nachteil: Bei Demeter-Milch kann sich der Rahm innert weniger Tage vom Rest der Milch trennen.
Gute Alternative aus Pflanzen: Sojamilch
Leute, die ganz auf Kuhmilch verzichten, können als Alternative Pflanzendrinks wählen. Viele dieser Drinks liefern allerdings deutlich weniger Nährwerte als Kuhmilch. In Tests von Pflanzendrinks zeigte sich: Einzig Produkte auf der Basis von Soja konnten bei den Nährstoffen einigermassen mit der tierischen Milch mithalten («Saldo» 13/2021 und «Gesundheitstipp» 3/2017).
Ein Glas Kuhmilch enthält im Durchschnitt rund 8 Gramm Eiweiss. Sojadrinks erreichten ähnliche Werte. Reis- und Haferdrinks hingegen enthielten oft viel Zucker und kaum wertvolles Eiweiss. Die in den Tests untersuchten Mandeldrinks enthielten zwar wenig Zucker, aber auch wenig Eiweiss. Auch beim Kalziumgehalt konnte kein einziger Pflanzendrink mit tierischer Vollmilch mithalten.
Pflanzendrinks: Besser für die Umwelt
Der Vorteil von Planzendrinks: Ihre Herstellung belastet die Natur deutlich weniger als die Produktion von Kuhmilch. Wer pro Jahr täglich ein Glas Kuhmilch trinkt, verbraucht etwa so viel Wasser, wie wenn man jährlich 700 Mal duschen würde. Zum Vergleich: Für die Herstellung der gleichen Menge Sojamilch benötigt man eine Wassermenge von jährlich 32 Duschen. Das zeigte eine Studie von Umweltwissenschaftern in England und der Schweiz. Die Produktion von Kuhmilch verbraucht zudem viel Land und verursacht mehr Treibhausgase als der Anbau von pflanzlichen Alternativen.
Auch bei Fleisch: Besser von Weidekühen
Fressen Kühe vor allem Kräuter und Gras auf der Weide, liefern sie gesünderes Fleisch.
Messungen von EU-Behörden und des deutschen Forschungsinstituts für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere zeigten bereits vor 20 Jahren: Wiederkäuer, die vor allem Gras und Kräuter fressen und viel Zeit auf der Weide verbringen, geben nicht nur bessere Milch – sie ergeben auch gesünderes Fleisch. 2016 kamen englische Forscher bei einer Auswertung von insgesamt 67 Einzelstudien zu einem ähnlichen Ergebnis.
Gesunde Fette in Bio-Fleisch
Das Fazit der Forscher: Bio-Fleisch enthält weniger ungesunde gesättigte Fettsäuren wie Myristinsäure oder Palmitin als Fleisch aus konventioneller Tierhaltung. Diese Fette erhöhen das Risiko von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Und: Fleisch aus Bio-Betrieben enthält laut den Untersuchungen im Vergleich deutlich mehr wertvolle Omega-3-Fettäuren. Vor drei Jahren bestätigten sich in einem Test von 20 Bündnerfleischprodukten die Erkenntnisse der Experten. Zwei Bio-Produkte erzielten damals bei der Fleischqualität die Noten 6 und 5,5 («Saldo» 3/2021).