Ein Rindsburger besteht nicht nur aus dem Fleisch eines einzelnen Tieres. Er kann Fleisch von über 100 Rindern enthalten. Das bestätigen sowohl Coop als auch Fleischwarenhersteller Bell gegenüber dem K-Tipp. Auch Findus formt seine Burger laut eigenen Angaben aus Fleisch von «200 bis 300 Tieren». Eine solche Mischung kann für Konsumenten riskant werden. Das zeigt der K-Tipp-Test von zwölf tiefgekühlten Rindsburgern. Die meisten Produkte bestanden aus Schweizer Fleisch.
Ein Labor prüfte sie auf antibiotikaresistente und krank machende Bakterien sowie auf die Industriegifte PFAS. Zudem ermittelte es die Fleischqualität.
Gefährliche Bakterien in allen Burgern
Der Laborbericht zeigt: Wer seine Burger nicht komplett durchbrät und nicht sauber arbeitet, riskiert seine Gesundheit. Denn alle zwölf Burger waren mit Keimen belastet. Sie enthielten etwa MRSA: Das sind Staphylokokken, bei denen viele Antibiotika nicht mehr wirken.
Bei Menschen können die Bakterien unbemerkt in der Nase und auf der Haut siedeln. Gelangen MRSA über Wunden oder durch Schleimhäute in den Körper, kann eine Infektion ausbrechen. Laut dem deutschen Robert-Koch-Institut kann die Erkrankung «einen schweren Verlauf nehmen». Zu den Symptomen zählen Geschwüre, Wundinfektionen und entzündete Organe. Erkrankte Personen sind ansteckend.
Ursache des MRSA-Vorkommens in Burgern sind Mastbetriebe, Schlachthöfe oder fleischverarbeitende Firmen. Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikoverhütung sind MRSA vor allem in grossen Mastbetrieben verbreitet, die viele Antibiotika einsetzen.
Laut einer spanischen Studie der Universität in León können MRSA auch während der Verarbeitung in ein Lebensmittel gelangen – etwa über einen bereits infizierten Angestellten oder aufgrund von unzureichenden Hygienemassnahmen.
Fäkalkeime in Migros-, Coop- und Aldi-Burgern
Mehrere der getesteten Burger kamen offenbar mit schmutzigen Händen oder Utensilien in Kontakt. Die Migros-Burger von M-Budget und die Aldi-Burger von La Finesse enthielten Ehec. Diese Fäkalkeime können Blutgefässe, rote Blutkörperchen und Nieren schädigen. Eine Ehec-Erkrankung kann besonders für kleine Kinder und ältere Personen mit geschwächtem Immunsystem lebensbedrohlich sein.
Die Burger von Coop Qualité & Prix wiesen die Fäkalkeime Epec auf. Symptome einer Ehec- und Epec-Erkrankung sind laut dem deutschen Gastroenterologie-Portal Fieber, Bauchkrämpfe, Erbrechen und wässriger bis blutiger Stuhlgang.
Ebenfalls unappetitlich: Im günstigsten wie im teuersten Produkt wimmelte es von Verderbniskeimen. Die M-Budget-Burger wiesen neben den krank machenden Fäkalkeimen fast drei Mal so viele Enterobakterien auf, wie die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie für tolerierbar hält.
Enterobakterien sind eine Gruppe von unterschiedlichen Darm- und Umweltbakterien und können je nach Art Infektionen oder Durchfall auslösen. Die Globus-Burger enthielten fast fünf Mal so viele Pseudomonaden wie der tolerierbare Wert. Die Verderbniserreger können bei Leuten mit geschwächtem Immunsystem Harnwegsinfektionen oder Lungenentzündungen auslösen.
Industriegift PFAS in zwei Produkten
Die Burger von Globus und Coop Prix Garantie waren mit in der Schweiz und in der EU verbotenen per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) belastet. Die Industrie verwendet die hitzebeständigen, fett- und wasserabweisenden Stoffe für Produkte wie Kosmetika, Teflonpfannen und Textilien.
Die Gifte reichern sich in Menschen, Tieren und in der Umwelt an. Weil sie sich kaum abbauen, nennt man sie Ewigkeitschemikalien.
Die Globus-Burger enthielten Perfluorhexansulfonsäure. Die nachgewiesene Menge überschritt den seit 2024 geltenden EU-Höchstwert in Fleisch. Das Industriegift kann laut Studien die Leberfunktion stören und Leberkrebs fördern. Das Produkt von Prix Garantie enthielt Perfluoroctansulfonsäure. Diese kann laut Studien unter anderem das menschliche Hormon- und Immunsystem beeinträchtigen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen und krebserregend sein.
Gemäss dem Zürcher Umweltchemiker Martin Scheringer gelangen die Industriegifte aus dem Boden in die Kühe. Grund dafür seien unter anderem Klärschlamm oder Chemikalien aus Industriebetrieben, die in den Boden sickerten. Scheringer: «Hoch belastete Lebensmittel dürften zum Schutz der Konsumenten gar nicht erst in den Verkauf gelangen.»
Immerhin: Der Bio-Burger von Coop Naturaplan schnitt bei der Fleischqualität sehr gut ab. Das Produkt aus Rind- und Schweinefleisch punktete mit viel hochwertigem Muskelfleisch und wenig Bindegewebe sowie Fett. Fast genauso gut war der Angus-Burger von Bell.
Viel Fett im Burger von Denner
Der Burger von Denner dagegen kam mit einem Fettanteil von fast 20 Prozent deutlich schlechter weg. Im Produkt steckte auch viel Bindegewebe – also Haut, Sehnen und Bänder. Noch mehr Bindegewebe fand das Labor nur in den Migros-Burgern von M-Classic und Migros Bio.
Denner ist vom Fettgehalt seiner Burger überrascht. Das werde beim Hersteller abgeklärt. Für Globus sind die Analyseresultate «nicht tolerierbar». Der Burger werde sofort aus dem Sortiment genommen. Allein das Vorfinden der Pseudomonaden sei «gravierend». Die Bakterien seien wahrscheinlich mit verkeimtem Trinkwasser in die Hamburgermasse gelangt.
Weniger Einsicht zeigt die Konkurrenz. Migros sagt: «Unsere Produkte halten die gesetzlich geregelten Werte ein.» Aldi stellt sich auf den gleichen Standpunkt. Auf der Verpackung stehe, dass das Produkt nur «für den durchgegarten Verzehr» gedacht sei. Coop schreibt, der PFOS-Gehalt liege «unter dem gesetzlich geregelten Grenzwert».
Die Hersteller sehen in den MRSA-Befunden kein Problem. Solange die Küchenhygiene eingehalten und die Burger gut durchgebraten würden, sei das Risiko einer MRSA-Übertragung «sehr gering».
Laut Migros sind die antibiotikaresistenten Bakterien in ihren Burgern «auf die Aufzuchtbedingungen der Tiere zurückzuführen und nicht auf die Verarbeitung in unseren Betrieben».
Denner schreibt, die resistenten Keime kämen «über die Schlachtung der Nutztiere in die Produkte». Laut Aldi ist die Eindämmung von MRSA eine Aufgabe, bei der «von der Landwirtschaft über die Behörden bis zum Handel» alle gefordert seien.
So hat der K-Tipp getestet
Das Labor Planton GmbH in Kiel untersuchte für den K-Tipp zwölf Tiefkühlburger. Die Experten prüften, wie viel Muskelfleisch, Bindegewebe und Fett die Burger enthielten. Zudem untersuchten sie die Burger auf antibiotikaresistente Staphylokokken (MRSA), die krankmachenden Fäkalkeime Ehec und Epec, die Verderbniserreger Enterobakterien und Pseudomonaden sowie auf per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), auch bekannt als Ewigkeitschemikalien.