Auf der Internetseite des Möbelhändlers Ikea zeigt sich Kunde «Tinu» vom «Vörda Brotmesser» begeistert. Dort schreibt er: «Super Produkt, schneidet sehr gut und ist mega scharf.» Das Ikea-Modell für knapp 20 Franken schnitt auch im Test des K-Tipp «sehr gut» ab. Für die Untersuchung machten Laborexperten mit zwölf Brotmessern einen Praxistest. Zudem prüften sie im Labor Klingenschärfe, Robustheit und Rostanfälligkeit der Modelle (siehe «So hat der K-Tipp getestet»). Die Messer kosteten zwischen Fr. 7.30 und rund Fr. 130.–.
Nur das teuerste Brotmesser im Test vermochte das Ikea-Produkt zu schlagen: Das Modell des deutschen Herstellers Wüsthof für rund 130 Franken zeigte als einziges Messer in allen Prüfpunkten sehr gute Leistungen. Topergebnisse erzielten auch die teuren Brotmesser von Victorinox und Zwilling. Sieben der zwölf Modelle hingegen waren bei mindestens einem Prüfpunkt ungenügend.
Acht Messer mit sauberem Schnitt
Gute Brotmesser schneiden wegen ihres Wellenschliffs – vergleichbar mit einer Säge – selbst feste Krusten mühelos durch. Gleichzeitig sorgen die Wellen dafür, dass beim Schneiden Luftpolster entstehen. Das verhindert, dass das weiche Innere des Brotes an der Klinge haften bleibt und zusammengedrückt wird. Die Krusten der Brotscheiben sollten keine Risse aufweisen, das Innere gleichmässig glatt sein.
Acht Messer meisterten diese Aufgabe im Praxistest mit Bravour: Sie schnitten im Labor helle Baguettes, frisches und drei Tage altes Roggenbrot sowie gro-bes Vollkornbrot einwandfrei. Nicht ganz so gut waren diesbezüglich die Modelle von WMF und Berghoff: Die Experten mussten beim Roggenbrot mehr Kraft einsetzen. Beim WMF-Produkt bog sich zudem die Klinge beim Schneiden.
«Hoher Kraftaufwand» beim Landi-Messer
Ungenügend war das Modell von Depot: Im Praxistest bekamen die Brotscheiben Risse in der Kruste – und sowohl beim Roggen- als auch beim Vollkornbrot krümelte sich der weiche Teil.
Noch schlechter war das Ergebnis beim Metaltex-Brotmesser der Landi für Fr. 7.30. Bei diesem Modell rutschte die Klinge bei der Baguette über die Kruste, und beim Roggenbrot notierte das Labor einen «schiefen und krümeligen Schnitt durch das Weiche». Mehrere Schnitte bewältigte das Modell der Landi laut Experten einzig mit «sehr hohem Kraftaufwand». Die Landi äussert sich gegenüber dem K-Tipp nicht zum schlechten Abschneiden des Metaltex-Messers.
Zu wenig scharfe Klinge im Neuzustand
Die Experten untersuchten auch, wie scharf die Klingen im Neuzustand sind und wie lange sie scharf bleiben. Dafür mussten die Modelle in einen Papierstapel schneiden. Die Messer von Ikea und Wüsthoff hatten damit keine Mühe. Die Klingen der Messer von Berghoff, Depot, Forged und Metaltex hingegen waren nicht einmal im Neuzustand scharf genug.
Für die Klingenqualität gilt auch: Je härter der Stahl, desto hochwertiger in der Regel die Klinge – und desto weniger rasch stumpft sie ab. Am besten waren diesbezüglich die Modelle von Zwilling und Wüsthof. Knapp zufriedenstellend war die Klingenhärte bei den Messern von Coop À Table, Depot und Forged.
Punkto Robustheit waren die Messer von Wüsthof, Victorinox, Forged und Depot top. Beim Biegeversuch zeigten ihre Klingen selbst nach schwerer Belastung keine dauerhafte Verformung. Beim WMF-Messer mass das Labor hingegen eine bleibende Klingenverformung von über 6 Grad – erlaubt wären maximal 3 Grad.
Einige Messer anfällig für Rost
Schliesslich prüften die Experten, wie rostanfällig die Brotmesser sind. Bei den Produkten von Wüsthof und Zwilling bildete sich kaum Rost. Umgekehrt fielen die Klingen von Coop À Table und WMF mit grossen Rostlöchern auf.
Drei Modelle waren nach dem Korrosionstest gar unbrauchbar: Das Messer von Forged rostete auf der ganzen Fläche, das Messer Cucina & Tavola der Migros hatte einen Riss und jenes von Kai sogar drei Risse in der Klinge. Praktisch makellos blieb das Brotmesser von Ikea.
Berghoff schreibt dem K-Tipp, das geprüfte Brotmesser werde nicht mehr hergestellt. WMF sagt, das getestete Modell stamme aus der «Preiseinsteigerserie Classic Line». Diese unterscheide sich von den teureren Modellen.
Das japanische Unternehmen Kai bezeichnet die entstandenen Risse in der Klinge als «untypisch». Der holländische Hersteller Forged verspricht, die Ergebnisse kritisch zu prüfen. Und Coop will die Erkenntnisse «in die Weiterentwicklung der Produkte einfliessen lassen».
So hat der K-Tipp getestet
Die VPA Prüf- und Zertifizierungs GmbH in Remscheid (D) testete für den K-Tipp zwölf Brotmesser.
- Praxistest: Das Labor prüfte die Messer mit Baguettes, mit frischem und drei Tage altem Roggen- sowie grobem Vollkornbrot.
- Klingenschärfe: Die in ein Gerät eingespannten Klingen schnitten unter einer Belastung von etwa 5 Kilo 60 Mal in einen Stapel aus speziellem Papier. Das Labor mass die Schnitttiefe, die durch das Hin- und Herbewegen der Klinge erzielt wurde. Dann liess das Labor einen diamantenen Prüfkörper in die Klingen eindringen. Dabei galt: je mehr Widerstand, desto härter die Klinge.
- Robustheit: Messerklingen dürfen nicht reissen, brechen oder bleibende Verformungen von über 3 Grad aufweisen. Im Biegeversuch belastete das Labor die Klingen mit etwa 3 Kilo und mass die Verformung. Es liess die Messer aus einer Höhe von 1,2 Metern auf eine harte Oberfläche fallen – je fünf Mal auf Handgriff, Rücken, Vorder- und Rückseite.
- Rostanfälligkeit: Die Messer lagen sechs Stunden lang in 22 Grad warmem Salzwasser. Danach sollte das Metall in Griffnähe keinen Rost bilden. Die Messer wurden zudem sechs Stunden je drei Mal pro Minute in 60 Grad warmes Salzwasser getaucht. Die Klingen durften danach keine Risse oder starken Rost aufweisen.
So bleiben Brotmesser gut in Form
Im Umgang mit Brotmessern sollte man einige Punkte beachten. Die Tipps zu Anwendung und Pflege.
Schneidebrett
Brot sollte man nur auf einem Brett aus Holz oder Kunststoff schneiden. Hartes Glas und Stein sind ungeeignet: Diese Materialien schaden den Klingen.
Tiefkühlbrot schneiden
Gefrorenes Brot erst in Stücke schneiden, wenn der Laib vollständig aufgetaut ist. Sonst kann das gefrorene Innere die Klinge beschädigen.
Reinigen und pflegen
Ein Brotmesser sollte man nicht im Geschirrspüler reinigen: Grund: Die Mischung aus Salz, Feuchtigkeit, Wärme und Aluminium in der Maschine schadet dem Messer. Die Klinge wird dann rasch stumpf und rostet schneller. Deshalb empfiehlt es sich, das Messer mit einer milden Seife von Hand zu waschen und gründlich zu trocknen.
Zur Pflege des Messers kann man Kamelienöl verwenden. Das geruch- und farblose Öl verfügt über einen hohen pH-Wert und schützt Messerklingen vor Schmutz und Feuchtigkeit. Auch Holzgriffe kann man damit pflegen. Leichter Rost lässt sich mit ein paar Tropfen Zitronensaft entfernen. Stumpfe Brotmesser sollten von einem Fachmann geschärft werden.
Aufbewahren
Messer gehören nicht in die Schublade. Grund: Andere Gegenstände könnten die Klingen beschädigen. Zum Aufbewahren eignet sich ein Messerblock oder eine Magnetleiste.